Mit der PDS?Rot-Grün einmal anders: Es
tut sich etwas in der linken Berliner Parteiszene. Erstmals schließt ein Landesverband
der Grünen eine Regierungskoalition mit der PDS nicht mehr aus. "Strategische
Neuausrichtungen" heißt der schönfärberische Begriff für die neuen grünen
Planspiele mit den Kommunisten.
Im Ernst kann an dieser Nachricht lediglich der späte Zeitpunkt verblüffen. Denn die
(West-)Berliner Grünen waren seit ihrer Gründung jener Landesverband, der am strammsten
für die deutsche Teilung eintrat und enge Verbindungen zur SED unterhielt. Ein Bündnis
mit der PDS war für die meisten aus dem Milieu der ehemaligen Alternativen Liste bereits
seit Jahren über Sachzwänge hinaus eine wahre Herzensangelegenheit. Bislang aber mußten
sie sich der Parteiräson unterwerfen. Doch angesichts des katastrophalen Abschneidens bei
den Landtagswahlen in den vergangenen Monaten sieht der Berliner Verband nun offenbar
seine Chance gekommen.
Damit gehen die Grünen auf Distanz zu den gebeutelten Sozialdemokraten in der
Hauptstadt. Mit der PDS würden sie auf einen Koalitionspartner setzen, der noch auf Jahre
hinaus im Ostteil der Stadt vorn liegen dürfte. Einziger Lichtblick: Je konkreter diese
strategischen Überlegungen werden, desto mehr frühere DDR-Bürgerrechtler werden die
Bündnisgrünen verlassen. Damit wäre dann endlich das Mißverständnis von der grünen
Bürgerrechtspartei aufgehoben. Oliver Geldszus