23.04.2024

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08.01.00 Lucie Englisch – eine komische Begabung

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 08. Januar 2000


Die Resi vom Dienst
Geliebter Kintopp: Lucie Englisch – eine komische Begabung

Sie war als ländliche Naive populär, verkörperte den liebenswürdig-komischen, manchmal bajuwarisch-derben Typ, als den wir sie in Erinnerung behalten haben. Der treuherzige Klang ihrer Stimme, ihre komische Bega-bung, ihr unnachahmlicher Augenaufschlag machten sie berühmt. Sie war die führende junge Komikerin – neben Adele Sandrock als "komischer Alten" – und pausbäckiger "Prachtkerl" des Volksstückes. Lucie Englisch wurde am 8. Februar 1902 in Leesdorf bei Wien als jüngstes von fünf Kindern geboren. Ihr Vater starb, als sie gerade drei Jahre alt geworden war. Schon in ihren Kinderjahren trat sie auf der heimatlichen Bühne auf. Mit siebzehn Jahren begann sie ihre Lehrjahre auf niederösterreichischen Provinzbühnen, kam dann ans Stadttheater in Eger. Später spielte sie in Wien, Frankfurt/M. und Berlin (Theater in der Behrenstraße), war Partnerin von Moissi, Richard Tauber und Gigli. 1928 heiratete sie den Schauspieler und Regisseur Dr. Heinrich Fuchs, der 1961 verstorben ist. Ihr Sohn Peter, 1933 geboren, wurde Kieferchirurg. Und schon 1929 stand sie in dem ersten Großtonfilm "Die Nacht gehört uns" erstmals vor der Kamera. Seitdem ließ sie der Film nicht mehr los. Die älteren Kinofreunde erinnern sich gern an die Streifen "Das lockende Ziel", "Drei Tage Mittelarrest", "Die Unschuld vom Lande" – einer ihrer bekanntesten Filme –, "Der Schrecken der Garnison", "Die Gräfin von Monte Christo", "Der lachende Drit-te", "Die verschwundene Frau" und "Kleines Bezirksgericht" (1938). Nach dem Krieg hatte sie keine Schwierigkeiten, wieder in ihrem Beruf weiterzuarbeiten. Klamauk, Klamotte und Schmalz waren angesagt. Und Lucie Englisch hat kräftig mitgemischt. Niveau spielte eine untergeordnete Rolle. Millionen schlossen sie wieder in ihr Herz ein und freuten sich auf jedes Leinwand-Wiedersehen mit ihr ("Es liegt was in der Luft", "Alles für die Firma", "Drei Kavaliere", "Der Mann in der Wanne", "Mikosch rückt ein", "Der keusche Josef", "Tante Wanda aus Uganda", "Familie Schimek"). Letzte Filmrollen übernahm sie in "Der Gauner und der liebe Gott" (1960/Regie: Axel von Ambesser/als Frau Nestle) sowie "Hohe Tannen" ("Köhlerliesel"/1960/Regie: August Rieger). Dann machte sich wieder ihr schweres Leberleiden bemerkbar, das eine infektiöse Gelbsucht in den Nachkriegsjahren verursacht hatte. Sie wollte 1965 bei ihrem Sohn Peter in Erlangen Genesung suchen, doch bald stellten sich Leberblutungen ein …

Die Schauspielerin Lucie Englisch starb am 12. Oktober 1965 in Erlangen und wurde in Werterbuschberg am Chiemsee beigesetzt.
kai-press