18.04.2024

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29.01.00 Arbeitskreis ostpreußischer Schulgemeinschaften führte Seminar durch

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. Januar 2000


Geschichte nicht verfälschen
Arbeitskreis ostpreußischer Schulgemeinschaften führte Seminar durch

Bad Pyrmont – Über 30 ehemalige Schüler erschienen zu einem dreitägigen Seminar des Arbeitskreises der Schulgemeinschaften Ostpreußen in Bad Pyrmont. Wie in den vergangenen Jahren stand auch diese Veranstaltung ganz im Zeichen der Geschichts- und Kulturlandschaft Ost- und Westpreußen. Ein breitgefächertes Angebot von Referaten sowie Berichte von Vertretern der Schulgemeinschaften standen auf dem Programm. Durch die geschichtlichen und kulturellen Beiträge der Referenten wurde deutlich, daß gerade diese Themenbereiche Fundamente der Zukunft sind und sich niemals fortleugnen lassen.

In seiner humorvollen und lebhaften Art machte zunächst Ernst Matern die Anwesenden mit der Braunsbergerin Regina Protmann bekannt, deren Seligsprechung die katholische Kirche im vergangenen Jahr feierte. Diese Tochter Ostpreußens hatte mit ihrer praktizierten Nächstenliebe – sie lebte in selbstgewählter Armut, obwohl sie aus reichem Hause stammte – früh Zeichen gesetzt. Jahrhunderte hindurch hat sie im Geiste in der Gemeinschaft der Katharinen fortgewirkt, die sogar in Übersee mit ihrer segensreichen Arbeit im Dienste der Menschen wirken.

Ein weiterer Vortrag beschäftigte sich mit dem ostdeutschen Kulturraum im 17. Jahrhundert, als Deutschland während des 30jährigen Krieges Schauplatz fremder Heere und unsäglicher Leiden war. Auch das Herzogtum Preußen, zugehörig dem Kurfürstentum Brandenburg, blieb nicht verschont. Dennoch entstanden im Laufe der Zeit wichtige kulturelle Zentren, die dieses deutsche Land für die Zukunft prägten. Neben der von Herzog Albrecht im 16. Jahrhundert gegründeten Universität entwickelten sich auch Literatur und Musik, und in der "Kürbishütte über dem Pregel" kamen Literaten und Musiker zusammen.

Einen breiten Raum fanden auch die Tätigkeitsberichte der Vertreter der verschiedenen ost- und westpreußischen Schulen. Entgegen allen Bemühungen der Verantwortlichen in Berlin, die Brückenpfeiler aller bisherigen positiven Kulturarbeit einzureißen, zeigt es sich, daß die Verständigungs- und Friedensarbeit der ostdeutschen Vertriebenen weiterhin erfolgreich und beispielhaft ist. Bemerkenswert waren die Berichte vieler Anwesender und positiv die Erwähnung eines Duisburger Schülers, der mit seiner Arbeit über Immanuel Kant ein Preisträger der Kurt-Schumacher-Stiftung geworden war. Besonders bemerkenswert ist hierbei, daß es sich bei dem Ausgezeichneten um einen Jugendlichen handelt, der zwar in Deutschland geboren, aber Kind türkischer Eltern ist.

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war zweifelsohne die Anwesenheit von Jesuitenpater Lothar Groppe, der neben dem geistlichen Wort, das allen Opfern von Gewalt und Kriegen galt, sich in einem Referat zur Wehrmachtsausstellung äußerte. In seinen vielseitigen Ausführungen zu diesem Thema klammerte er nicht aus, daß es während des letzten Krieges auch auf deutscher Seite zu eklatanten Geschehnissen gekommen sei, es im Generalsbereich jedoch weit mehr Befehlsempfänger gegeben habe, die sich würde- und ehrlosen Befehlen widersetzten. Er selbst habe seinen Widerstand fast mit dem Tode bezahlt. Entschieden lehnte Pater Groppe die Schuldzuweisungen der Herren Reemtsma und Heer ab, die mittlerweile der Geschichtsfälschung überführt seien. Auch bei diesem Thema zeige sich die Bereitschaft der deutschen Regierung, Teile der eigenen Bevölkerung zu verurteilen. Mit anhaltendem Beifall wurde dem Referenten für seine offenen Worte gedankt.

Die Zusammenkunft war nicht ausschließlich geschichtlichen und kulturellen Themen gewidmet – auch heitere Darbietungen und Lieder unter der Leitung von Christel und Fritz Pauluhn kamen nicht zu kurz. Abschließend bedankte sich der Leiter des Arbeitsrings der Schulgemeinschaften Ostpreußen, Horst Glaß, bei den Teilnehmern und bat die Versammelten auch um weitere Mitarbeit im Auftrag der Heimat. Zu Recht wies er darauf hin, daß die Politiker nicht einfach die Geschichtsphasen, die ihnen nicht paßten, auslöschen könnten. H. G.