28.03.2024

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05.02.00 Der geschenkte Tag

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 05. Februar 2000


Der geschenkte Tag
Von EVA HÖNICK

Die Tage der weihnachtlichen Schenk-Europhorie liegen weit hinter uns. Trotzdem will ich vom Schenken sprechen. Im Februar – seine alte deutsche Bezeichnung ist Hornung – feierten die alten Römer jährlich das Sühne- und Reinigungsfest "februa".

Der Februar ist ein eigenartiger Monat. Kürzer als die anderen, schaltet er alle vier Jahre, wie auch in diesem Jahr, einen Tag ein, den neunundzwanzigsten. Ein geschenkter Tag! Welch ein Reichtum!

Wir müßten froh sein darüber. Wir haben doch nie genug Zeit, eine moderne Krankheit. Und nun bekommen wir einen Tag geschenkt. Nutzen wir ihn also. Am besten, um etwas Gutes zu tun. Etwas, was wir sonst nicht getan hätten, weil wir keine Zeit haben. Zeit ist ein kostbarer Besitz, das Beste, war wir verschenken können.

Schenken wir also diese Zeit einem Menschen, der einsam ist, oder einem Kranken. Verwenden wir sie für einen, dem ein gütiges Wort weiterhelfen könnte.

Helfen wir einem Jugendlichen, der nicht mehr ein und aus weiß, oder einem Kind in seinen Nöten. Wir haben ja alle in dieser Beziehung ein Defizit.

Schreiben wir einen Versöhnungsbrief, der uns schon lange auf der Seele brannte. Lindern wir die innere Not des anderen, des Mitmenschen. Bringen wir ein bißchen neue Hoffnung in die Welt. Es wird ein Tropfen auf den heißen Stein sein, aber das Meer besteht auch nur aus Tropfen.

Der Februar bringt ja uns allen meist ein bißchen neue Hoffnung nach den nachfestlichen, sonnenarmen, fast etwas depressiven Tagen des Januar. Er bringt uns meistens eine schöne, dauerhafte Schneedecke, die das trostlose graubraune Einerlei zudeckt. Und plötzlich scheint auch mal so richtige Februar-Mittagssonne vom blauen Himmel, ziehen windgetriebene Wolken. Es riecht schon fast nach Frühling, und läßt uns euphorisch die Glieder recken, so daß man in Gedanken die Schneeglöckchen läuten hört. Es kommt zwar noch mancher Wettersturz, aber wir haben neue Hoffnung getankt. Und darauf kommt es an. Auf was in dieser unsicheren Welt kann man sich noch so verlassen wie auf die Natur. Frühling ist es noch immer geworden.

Und diese Gewißheit und Hoffnung sollten wir am 29. Februar, diesem geschenkten Tag, allen deprimierten, einsamen, gedemütigten und hoffnungslosen Mitmenschen zu vermitteln suchen.

Wie wäre es, wenn wir jeden 29. Februar dazu benutzten? Einen, einen einzigen Tag in vier Jahren! Einen Tropfen. Millionen mal einen Tropfen. Das wäre auch ein Sühne- und Reinigungsfest.