16.04.2024

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12.02.00 Pommern:

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. Februar 2000


Pommern:
Hoch lebe Zaremba!
Vertreiber zum "Stettiner des Jahrhunderts" gekürt

Mit tiefer Bestürzung haben viele Stettiner auf die Wahl des polnischen Nationalisten und Vertreibungsoffiziers Piotr Zaremba zum "Stettiner des Jahrhunderts" reagiert. Der Sprecher der Pommerschen Landsmannschaft, Dr. Wolfgang Müller-Michaelis, äußerte sich enttäuscht darüber, daß mit Blick auf die zukünftige enge Zusammenarbeit von Polen und Deutschen eine "gute Chance verpaßt wurde, eine integrierende statt eine polarisierende Persönlichkeit zu wählen." Enttäuscht ist auch der heute in Lübeck lebende Pommer Günter Felgentreu. Er war als Kriegsgefangener 1945 von den Sowjets an die polnischen Behörden in Stettin überstellt worden: "Ich habe das selber erlebt, mit welcher Grausamkeit das polnische Militär uns vertrieben hat."

Initiator dieser Millenniums-Umfrage ist die Regionalredaktion der größten polnischen Zeitung "Gazeta Wyborcza"; sie hatte ihre Leser gemeinsam mit Radio und TV "Szcecin" aufgerufen, den Stettiner des 20. Jahrhunderts zu wählen. Unterstützt wurde diese Aktion auch von deutschen Regierungsstellen.

Eine polnisch-deutsche Kommission hatte 79 Kandidaten – 56 Polen und 23 Deutsche – für wert befunden, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Allein die Verdienste der Persönlichkeiten um die Belange der Stadt sollten berücksichtigt werden. In der Kommission saß auch der ehemalige deutsche Generalkonsul in Stettin, Klaus Ranner. Als bekannt wurde, daß Piotr Zaremba mit zu den Kandidaten gehören wird, befürchteten viele Deutsche und auch manche Polen Schlimmes. Denn auch in Polen ist Zaremba nicht unumstritten.

Doch es kam wie befürchtet: Mit 8181 Stimmen wurde der erste polnische "Stadtpräsident" nach dem Krieg, Piotr Zaremba, gewählt. Rang zwei belegte immerhin Hermann Haken (6694 Stimmen), der das Amt von 1878 bis 1907 bekleidete, und Dritter wurde Friedrich Ackermann (4102), der Stettin bis 1931 vorstand. Unter die ersten kam auch der stadtbildprägende Architekt Wilhelm Meyer-Schwartau.

Wenn man die Wahl Zarembas richtig erfassen will, so muß daran erinnert werden, wie Stettin 1945 unter polnische Verwaltung kam: Die Sieger hatten verfügt, daß Polen alle Gebiete östlich der Oder zur Verwaltung und bis zum Abschluß eines Friedensvertrages mit Berlin erhalten sollte, doch Stettin liegt westlich. Doch Polen überrannte auch die Oder, wohl wissend, daß die übrigen Siegermächte in ihrem antideutschen Wahn den Aufmarsch nicht anhalten würden. Der Anführer jener mordenden Horden aber war der "Offizier" Piotr Zaremba. Er war es, der die Vertreibung der Deutschen organisierte. Er brachte es fertig, die Einwohnerzahl Stettins von über 90 000 bei seinem Amtsantritt im Sommer 1945 auf 17 000 bis Ende 1946 zu reduzieren. Eine seiner ersten Verordnungen (23. Juli 1945) war die Anbringung polnischer Beschriftungen: "Die Hausverwalter bzw. deren Vertreter sind verpflichtet ... alle äußerlich sowie in Toren und Treppenhäusern angebrachten deutschen Schilder und Beschriftungen zu beseitigen."

Muß man noch erwähnen, daß auf dieses böse Spiel weder der Ex-Generalkonsul noch das Auswärtige Amt reagierten?

Hagen Nettelbeck / P. F.