23.04.2024

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12.02.00 Briefe an die Redaktion

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. Februar 2000


Briefe an die Redaktion

Das hätte Franz Josef Strauß gesagt:

"Es ist nicht tief genug zu beklagen, wie sehr die Union der linken Seite unterlegen ist, wenn es darum geht, einen Skandal als solchen zu behandeln, der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und die politischen Konsequenzen daraus zu ziehen.

Was im Gegensatz dazu die SPD aus der kleinsten Geschichte bei uns macht – wochenlange Diskussionen, Protestveranstaltungen, Untersuchungsausschüsse und so weiter und so weiter ...

Dagegen die CDU: Pausenlose Schuldbekenntnisse, ununterbrochene Rechtfertigungen, die demonstrative Demutshaltung, all das könnte viele frühere CDU-Wähler beim besten Willen nicht dazu bringen, der Partei in dieser schwierigen Lage die Treue zu halten.

Statt dessen hat sich die CDU willig ins Ghetto sperren lassen und war sich nicht einmal zu schade, sich am allgemeinen Scherbengericht zu beteiligen und zusätzlich Steine zu werfen."

Nachzulesen in seinen Erinnerungen, Seite 446 ff.

Gerhard Kosack, Haßloch

 

Düstere Zukunft

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Rau, Herr Bundeskanzler Schröder,

ist das Ihr Demokratieverständnis, eine in einer demokratischen Republik in demokratischer Wahl vom Volk gewählte Mehrheit (ÖVP/FPÖ) mehr oder weniger durch Zwänge, Ermahnungen und Restriktionen (z. B. "hätte Konsequenzen für Österreich in der EU"/"Warnung vor Ausgrenzung") an der Ausübung ihrer Aufgabe, nämlich der Bildung einer stabilen mehrheitsfähigen Regierung, zu hindern? Wenn wir wieder soweit sind, daß Volkes Stimme nichts mehr zählt, und man eher auf das hört, was von oben, hier nämlich der "demokratischen EU" und ihren einzelnen Regierungen, gefordert wird, dann "Gute Nacht" ... sehe ich für Europas demokratische Zukunft schwarz! Torsten Franz

Düsseldorf

 

Flucht erst später

Betr.: Folge 4/00 – "Nur raus aus dem Inferno" von Alfred Nehrenheim

In dem Abschnitt: Die "ersten Stationen" schreibt der Verfasser: Am 3.1.1945 morgens mit den letzten Soldaten raus aus Kiwitten.

Der dritte Januar kann nicht stimmen, denn zu diesem Zeitpunkt hatte die russische Offensive noch nicht begonnen. Ich glaube, sie begann um den 23. Januar 1945. Aber nageln Sie mich bitte auf diesen Termin nicht fest. Ich erinnere mich, daß wir am 13. Januar 1945 zu einem Geburtstag meiner Cousine Adelheid in Paradies bei Mohrungen waren. Dort hörte ich zufällig einen Feindsender, der sagte: "Die Ostfront wankt!" Das wirkte unheimlich. Wir sind am 21. Januar 1945 von Alt-Christburg geflohen. Kurze Zeit später waren die russischen Panzer da und stießen nach Elbing vor. Somit war den Flüchtlingen aus den östlichen Gemeinden der Landweg abgeschnitten. Vielleicht ist bei der Tagesangabe die 2 vor der 3 vergessen worden. Somit könnte der 23. Januar 1945 richtig sein.

Peter Barwich, Seevetal

Rückkehr an die Stätte des Grauens

Betr.: Folge 50/99 – "Mord an Deutschen gerecht"

Ich saß im Lager Miröschau am 17. Mai und 18. Mai 1945 ein. Ich nehme an, es handelt sich um das Mirosov zirka 20 Kilometer südöstlich von Pilsen.

Ich erlebte die Kapitulation bei Beneschau. Unsere Einheit setzte sich Richtung Bayerisch-Eisenstein ab, bis uns die Amerikaner den Weg versperrten. Als wir den Russen übergeben werden sollten, versuchte ich mit zwei Kameraden Deutschland zu erreichen. Kurz vor der Grenze wurden wir gefangengenommen und in ein Wiesenlager bei Blatna gebracht. Unter der Bewachung von Tschechen ging es zu Fuß weiter. Wir waren zirka 60 bis 80 Soldaten. Am 17. Mai nachmittags erreichten wir Mirosov (Miröschau, d. Red.). Es war ein Schloß mit Park, alles mit einer hohen Mauer umgeben. Im Hof wurden wir verhört und mußten unsere persönlichen Sachen abgeben. Den Tschechen, die uns mit Pistolen bedrohten, ging es nur darum, ob wir bei der SS waren. Es war furchtbar, denn ich war, wie meine beiden Kameraden Eugen Kästner aus Kleinschirma bei Freiberg in Sachsen sowie unser damaliger Rottenführer, der aus Linz stammte und dessen Name mir entfallen ist, bei der SS-Einheit Florian Geger. Wir haben es mit Erfolg abgestritten. Den Österreicher habe ich nicht wiedergesehen, denn als sogenannter Ausländer wurde er von uns getrennt. Ich kenne sein Schicksal nicht. Wir wurden in einen Keller eingesperrt. Am Abend wurde ich mit noch vier Kameraden herausgeholt, und wir mußten im Park eine Grube ausheben, ungefähr fünf mal zwei Meter und 1,5 Meter tief. Den Tschechen, der uns bewachte, fragte ich, was das werden soll. Er antwortete in gutem Deutsch, morgen würde man alle SS-Angehörigen und Offiziere erschießen. Am späten Abend wurden in unseren Raum, in dem zirka 50 Menschen lagen, darunter eine Frau, noch drei Kameraden gebracht. Sie hatten auf meine Frage, ob sie bei der SS waren, dieses den Tschechen zugegeben. Am frühen Morgen des folgenden Tages wurden diese drei Kameraden aus unserem Raum geholt. Durch das nach dem Park gelegene Kellerfenster sahen wir, wie sie nackt in den Park gebracht wurden. Es fielen drei Schüsse und die nächsten Kameraden kamen an die Reihe. Ich kann es heute nicht mehr genau sagen, es waren 16 oder 18 Kameraden, die diesen Weg gegangen sind. Am Vormittag wurden wir wieder in Marsch gesetzt und kamen in der Nacht in Pilsen an. Nochmals wurden wir nach SS-Zugehörigkeit befragt. Da sich keiner meldete, verlangte man von jedem das Soldbuch oder die Erkennungsmarke. Es waren zirka 25 Mann, darunter auch ich, die man auf diese Art aussortiert hatte. Als die Tschechen uns wegbringen wollten, kam ein amerikanischer Offizier, debattierte mit den Tschechen, es wurde immer lauter. Plötzlich rief er "eintreten", und wir wurden in ein amerikanisches Gefangenenlager außerhalb von Pilsen gebracht. Da fiel uns ein großer Stein vom Herzen.

In den vergangenen Jahren (es war 1990) habe ich während eines Urlaubes in der CSFR die Stätte des Grauens (ich wußte ja nicht einmal, ob ich den Ort wiederfinden würde) besucht. Ich konnte mich der Tränen nicht erwehren und habe lange an der Stelle gestanden, in Gedanken an die Zeit vor 45 Jahren, wo ich das Grab meiner Kameraden vermutete, was auch das Meinige hätte werden können.

Mein Anliegen ist, vielleicht kann man in Mirosov die Namen der Erschossenen erfahren, oder man hat ihnen die Erkennungsmarken belassen, so daß diese Schicksale aufgeklärt würden. Zumindest sollte an dieser Stelle ein Gedenkstein errichtet werden, ich würde mich finanziell beteiligen.

Günter Schmidt, Döhlen

 

Deutsche grob diskriminiert

Bezugnehmend auf meinen Leserbrief zur Rückkehrproblematik verwundert es schon, daß das polnische Parlament am 7. Januar 2000 die Veränderung eines Gesetzes beschlossen hat, was den Rückkauf von Grundstücken in den ehemaligen deutschen Ostprovinzen durch die damaligen Eigentümer und Nachfahren – und damit eine Niederlassung dieser Personen in Polen – ausschließen soll. Es ist zu hoffen, daß der polnische Präsident Kwasniewski diese Gesetzesänderung nicht unterzeichnet.

Die geplante Gesetzesänderung ist wenig verständlich und dem Beitrittsbegehren Polens in die EU schädlich, da ja Polen mittelfristig der EU angehören möchte/wird.

Alle EU-Länder und somit auch die potentiellen östlichen Beitrittsländer sind dem Grundrecht der Niederlassung der EU-Bürger in EU-Ländern ihrer Wahl unterworfen. Es müssen schon schwerwiegende Gründe vorliegen, die dieses Niederlassungsrecht verhindern können.

Die geplante grundsätzliche Ablehnung der Niederlassung von Deutschen in Polen muß als grobe Diskriminierung angesehen werden. Über die Einhaltung des Europarechts wird bei Verstößen der Europäische Gerichtshof zu befinden haben, es wird dabei zu prüfen sein, ob nationale polnische Ängste die Beugung der übergeordneten europäischen Gesetze rechtfertigen können.

Zudem wird abzuwarten sein, wie sich die Bundesregierung als Sachverwalter deutscher Interessen in dieser Frage verhält. Sinnvoll wäre es, wenn die deutsche Regierung schon jetzt in Polen interveniert und auf mögliche deutsch-polnische Komplikationen hinweist, die die geplante Gesetzesveränderung heraufbeschwören kann.

Jedem deutschen Bürger wird es zudem unbelassen bleiben, bei einer Niederlassungsablehnung einzelner EU-Staaten beim Europäischen Gerichtshof sein Recht auf Niederlassung einzuklagen. So kann auch im Falle Polen die Ostpreußische Landsmannschaft eine Gemeinschaftsklage einreichen. Die noch heute z. T. zu sehr nationalgeprägten Staaten, geschichtsbedingt bei Polen durchaus verständlich, werden sich daran gewöhnen müssen, daß Europa ein offenes Haus ist und eine nationale Abschottung – bei sonstiger Inanspruchnahme europäischer Rechte – nicht mehr gänzlich möglich sein kann.

Von Interesse wird auch sein, wie Tschechien sich bei Niederlassungswünschen ehemaliger Sudetendeutscher in ihrem Land verhalten wird. Joachim Moeller

Berlin

 

Christenverfolger in die EU?

Betr.: Folgen 44/1999 und 51/1999 – "Christenverfolgung in der Türkei"

Die Überschrift "Nach dem Gottesdienst ins Gefängnis", die ich im Ostpreußenblatt las, hat mich sehr betroffen gemacht. Sollte es noch in unserer sogenannten aufgeklärten, zivilisierten Gesellschaft so etwas wie Verfolgung von Christen geben?

Die Forderung der Moslems, in unserem Land, hier im Gastland Religion ausüben zu können, ihre Gotteshäuser zu errichten und hier nach ihren Bedürfnissen zu leben, schien mir mehr als redlich.

Doch jetzt lese ich, daß türkische Christen wegen ihrer Religionsausübung verfolgt und eingesperrt werden. Dabei sind nur drei Prozent der Einwohner der Türkei Christen.

Nun zum Sachverhalt: Zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen hat die Polizei 30 Christen aus dem Gottesdienst heraus verhaftet. Darunter waren elf Ausländer. Der Vorfall ereignete sich im Gotteshaus der seit 1993 bestehenden Zeytinburnu-Gemeinschaft in Istanbul. Nach der evangelischen Nachrichtenagentur wurden bei Verhören der Terrorabteilung der Sicherheitspolizei die Verantwortlichen der Gemeinde beschuldigt, eine illegale Kirche zu betreiben. Unter den Verhafteten befand sich eine Familie aus der Schweiz mit ihren vier Kindern, die auf massives Betreiben des schweizerischen Generalkonsulates noch am selben Abend frei kamen. Die übrigen Gefangenen befänden sich noch in Haft.

Bereits Mitte September hat die türkische Polizei in Izmir 40 Protestanten während eines Gottesdienstes festgenommen und einen Tag inhaftiert. Auch ihnen wurde vorgeworfen, sich illegal versammelt zu haben. Die Gemeinde hätte versäumt, sich die nötige behördliche Genehmigung zu beschaffen. Zudem müssen auch die ausländischen Besucher diese schriftliche Genehmigung bei der türkischen Behörde beantragen. Nach Aussagen juristischer Kenner der Lage ist solch eine Genehmigung gesetzlich gar nicht vorgesehen.

Die Verbreitung der Bibel steht in der Türkei ebenso unter Strafe wie der Neubau von Gotteshäusern (lt. Ostpreußenblatt).

Im Hinblick auf den Status als Beitrittskandidat zur EU scheinen mir diese Auswüchse der Intoleranz bedenklich zu sein. Dieses Gebaren zeigt, daß die heutige Türkei von einer geistigen und religiösen Pluralität noch weit entfernt ist. Da muß die Frage erlaubt sein, war es richtig, jetzt schon diesen Schritt zu beschließen?

Der ehemalige Ministerpräsident Yilmaz hat noch vor zwei Jahren die EU verächtlich als Christenclub bezeichnet. Mir stellt sich grundsätzlich die Frage, ob dieser Kulturkreis aus Asien mit der europäischen Wertegemeinschaft jetzt schon eine Einheit bilden kann. Zumal die führenden türkischen Politiker von Mesut Yilmaz bis zu Bülent Ecevit im rüden Ton ihre Rechte in Europa einfordern. Und wie steht es mit den Rechten der Europäer in der Türkei?

Jürgen Schultz

Soest/Westf.

Auerochsen!

Welch eine Freude für eine Königsbergerin, in der Ausgabe 44 die Wisente zu erblicken, die inzwischen ja wieder ihren alten Platz in der Hufenallee eingenommen haben! Beim Gang zum Tiergarten kam man immer daran vorbei. In meiner Jugend gab es ein Rätsel, das sich mit dieser Skulptur von August Gaul beschäftigte. Der Text: "Das erste ist eine Interjektion (Ausruf), das zweite ein Pronom, das dritte sind zwei Säugetier, alles zusammen ein Denkmal hier!" Die Lösung: "Auerochsen". So nannte man damals die beiden Tiere. Ich bin sicher, daß sich auch Frau Ruth Geede daran erinnert. Es könnte auch Ralph Giordano interessieren, der in seinem Buch "Ostpreußen, ade, Reise durch ein melancholisches Land" Näheres über das Denkmal wissen wollte. Die Bezeichnung "Wisente" habe ich damals nie gehört. Elsa Beier

Hameln

 

Unvorstellbar

Betr.: Folge 3/00 – "Schrecken ohne Ende – Die Angriffe auf Dresden"

Im Buch "Was hätten wir Väter wissen müssen" von Heinz Roth wird der Angriff auf Dresden sehr gut geschildert. Dort lesen wir, daß Dresden derzeit 670 000 Einwohner hatte und zusätzlich noch etwa 700 000 Flüchtlinge. Die Stadt war überfüllt, die Bahnhöfe vollgestopft, und auf allen noch freien Plätzen lagerten Flüchtlinge. Die Stadt selbst war vollkommen schutzlos, da die gesamte Flak an die Front verlegt war. Zudem war Dresden noch Lazarettstadt.

Die erste Angriffswelle von britischen Bombern erfolgte von 22.09 Uhr bis 22.35 Uhr. Es wurden 5000 Spreng- und 400 000 Brandbomben abgeworfen. Nach dem ersten Angriff brannte die Stadt auf einer Fläche von 28 qkm. Diesem Feuermeer entkamen wohl sehr wenige, da alle Straßen verstopft waren. Drei Stunden später kam die zweite Angriffswelle in derselben Stärke. Die Tiefflieger beschossen die um ihr Leben laufenden und brennenden Menschen mit Bordwaffen. Am nächsten Tag kam die nächste Welle mit 1350 amerikanischen Bombern und 900 Jägern und kurz darauf noch einmal 1100 Bomber mit Spreng- und Splitterbomben. Der Autor schreibt: Es wäre zwecklos, die Wirkung zu beschreiben, weil es nicht vorstellbar ist. Die wahre Anzahl der Toten wird niemals festgestellt werden können, man kann sie nur abschätzen.

Im Keller des Hauptbahnhofs zählte man 2000 Tote, erstickt und ertrunken. 18 000 Tote senkte man in Massengräber. 6000 andere wurden, zu Haufen aufgeschichtet, verbrannt. Die meisten waren Frauen und Kinder. Bis April waren 30 000 geborgen. Die Zahl der unter den Trümmern Liegenden schätzt man ebenso hoch.

Auszug aus der Schlußaufstellung des Polizeipräsidenten von Dresden über die vier Angriffe, zitiert nach H. Leher, "Das Tribunal", Bd. 2, S. 107; bis zum 2.3.45 wurden 202 040 Tote, überwiegend Frauen und Kinder geborgen. Es ist damit zu rechnen, daß die Zahl auf 250 000 Tote ansteigen wird. Von den Toten konnten nur annähernd 30 Prozent identifiziert werden.

Im Buch "Das Massaker von Dresden" ist die Chronologie des Angriffs auf Dresden aufgeführt, ebenso alle Zahlen über den Luftkrieg über Deutschland während des Zweiten Weltkrieges, mit Angabe über die verschiedenen Angriffsverbände und abgeworfenen Bomben. Karl-Heinz Trusch

Geisenheim