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12.02.00 Entwicklung des Königsberger "Hinterlands"

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. Februar 2000


Entwicklung des Königsberger "Hinterlands"
Die Europäische Union plant den Ausbau des Königsberger Hafens

Die Europäische Union wird voraussichtlich die Entwicklung und Planung des Königsberger Hafens mit einer Million Euro (etwa zwei Millionen Mark) unterstützen. Wie aus den kürzlich veröffentlichten Ausschreibungsunterlagen hervorgeht, ist das Ziel des Projektes, die "Leistungsfähigkeit und den Umfang der Häfen in Königsberg zu vergerößern". Dies will die EU dadurch erreichen, daß sie zum einen die Gelegenheiten für Joint-ventures, Privatinvestitionen oder internationale Finanzgesellschaften verbessert, zum anderen dadurch, daß das Führungspersonal der Königsberger Hafenbehörden und die wichtigen ansässigen Firmen kaufmännisch ausgebildet werden. Von den für das Projekt geplanten zwei Millionen Mark sollen 1,8 Millionen für ein genaues Gutachten der künftigen Hafenentwicklung Königsbergs ausgegeben werden, 100 000 Mark für die Ausbildung des Managements und noch einmal die gleiche Summe für die Ausstattung.

Nach einem Höhepunkt im Jahre 1988, so bilanziert das Papier der EU die bisherige Entwicklung, sei das Frachtaufkommen kontinuierlich gesunken. Wegen seiner Spezialisierung auf Massenfracht seit den Zeiten der Planwirtschaft und dem Fehlen von modernen Containereinrichtungen sei der Königsberger Hafen gegenüber den anderen Häfen der Region im Nachteil. Substantielle Investitionen und technische Hilfe seien deshalb geboten, um das Marktpotential von Königsberg im Vergleich zu umliegenden Regionen zu vergrößern. Wie schon anläßlich eines EU-Projekts im Jahre 1994 hervorgehoben wurde, gebe es mittelfristig keine Engpässe in den Königsberger Hafenkapazitäten. Qualitätsverbesserungen und verbessertes Management seien jedoch unumgänglich, um den Anforderungen nach veränderten Nachfragestrukturen für mehr allgemeine Frachtbearbeitung nachzukommen. Die Hauptaufgaben für die Zukunft werden die Wiederherstellung des "Königsberger Seekanals" und der bestehenden Stadthäfen sein. Eine andere von der EU vorgeschlagene Möglichkeit zur Verbesserung der Königsberger Hafenstruktur wäre ein neuer Tiefwasser-Handelshafen.

Der Nutznießer des EU-Projektes ist die 1994 gegründete Königsberger Hafenverwaltung. Sie ist im Auftrag des Transportministeriums der Russischen Föderation verantwortlich für die Infrastruktur der Königsberger Seehandels- und Flußhäfen, außerdem hat sie für die Funktionstüchtigkeit des durch das Frische Haff bis Pillau führenden Königsberger Seekanals zu sorgen.

"Die geopolitische Lage und der Status der wirtschaftlichen Sonderzone des Königsberger Gebiets", so das EU-Papier, "bestimmen die Reichweite der Märkte, denen dieser Hafen dient: dem russischen Kernland, den Transitmärkten Ostpolens, Weißrußlands und der Nordukraine." Das strategische Ziel sei daher, den Handel der EU mit den Märkten über Königsberg anzuregen, indem man die Hafenanlagen und die Ausbildung des Hafenmanagements verbessert. Das Projekt solle auch helfen, die Märkte im näheren Umland in eine daraus entstehende positive Entwicklung einzubeziehen. So erwartet man sich beispielsweise zukünftig, daß die gut entwickelten Straßen- und Eisenbahnverbindungen des Königsberger Gebiets zu seinem "Hinterland" (das englischsprachige Dokument gebraucht hier das deutsche Wort) nach Moskau, Minsk, Kiew usw. auch auf die Entwicklung von Memel ausstrahlen könnten. Das EU-Dokument regt an, daß beide Häfen künftig miteinander kooperieren könnten, um gemeinsam die Märkte zu entwickeln.

Dies betone die besondere grenzüberschreitende Komponente des EU-Hafenprojekts. BN