28.03.2024

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19.02.00 Zum 100. Geburtstag des Schriftstellers Paul Brock

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 19. Februar 2000


Ein Seesack voll Erfahrungen
Zum 100. Geburtstag des Schriftstellers Paul Brock

Wer ihn kannte, den liebens-
werten Ostpreußen mit seinem verschmitzten Lächeln, der noch bis ins hohe Alter jeden Morgen in die Redaktion unserer Wochenzeitung kam, um dort seine anschaulichen Beiträge über Land und Leute seiner Heimat zu Papier zu bringen, der wußte ihn zu schätzen – als wertvollen Kollegen und einfühlsamen Erzähler.

Geboren wurde Peter Paul Brock vor nunmehr 100 Jahren am 21. Februar 1900 in Pagulbinnen im Memelland. Er fuhr zunächst mit seinem Vater zur See, machte mit siebzehn Jahren sein Steuermannspatent in Pillau und bekam einen eigenen Schoner. Erst mit knapp 30 Jahren kam er, der sich von Kindheit an für Literatur begeisterte, dann zum Schreiben. Sein erster Roman "Der Schiffer Michael Austyn" (1934) wurde ein großer Erfolg. Es folgten weitere Romane: "Der achte Schöpfungstag", "Der Strom fließt", "Alles Lebendige muß reifen" und andere. Erzählungen erschienen später in Anthologien und nicht zuletzt auch in unserer Wochenzeitung, für die Brock in mehr als drei Jahrzehnten an die 700 Artikel und 500 Rezensionen schrieb.

1943/44 wurde Brock mit dem Herder-Preis der Johann Wolfgang Goethe-Stiftung und 1969 mit dem Kulturpreis für Literatur der Landsmannschaft Ostpreußen ausgezeichnet. Er starb am 26. Oktober 1986 in Großhansdorf bei Hamburg.

"Keiner wird zum Schriftsteller geboren", hat Paulchen Brock, wie er in der Redaktion oft liebevoll genannt wurde, einmal gesagt. "Man muß schon einen Seesack voll Erfahrungen und Kenntnissen mitbringen, um ein Buch schreiben zu können und damit Anerkennung zu finden." Und Anerkennung fand Brock bald bei seinen Lesern nicht von ungefähr. Er war ein Erzähler, der in die Sehnsüchte und Leidenschaften der Menschen dringen konnte. Er, der selbst Höhen und Tiefen des Daseins erleben mußte, spendete Trost in vielen Situationen.

"Die Themen zu meinen Romanen habe ich mir eigentlich nie ausgewählt", sagte Brock, in dessen Bekanntenkreis so illustre Namen wie Eugen Skasa-Weiß, Bert Brecht, Joachim Ringelnatz oder Vicki Baum zu finden sind. Die Themen "boten sich mir an, drängten sich mir auf: die Schicksalsromane vom Memelland. Ich hätte sie nie schreiben können, wenn ich nicht lange Jahr von der Heimat getrennt gelebt hätte. Erst aus der Ferne wurde mir ihre Schönheit mit allen ihren Werten bewußt."

Leider gibt es Bücher von Paul Brock heute nur noch antiquarisch. Um so begrüßenswerter ist das Bemühen seines Schwiegersohns Hellmuth Hecker, eine umfassende Bibliographie zum 100. Geburtstag zusammenzustellen (als Manuskript gedruckt; 97 Seiten, Ringheftung, 25 DM zuzügl. Versandkosten; zu bestellen bei Dr. Hellmuth Hecker, Rantzaustraße 58, 22041 Hamburg). Eine ausführliche Lebensbeschreibung vor historischem Hintergrund rundet das Bild ab und erinnert an einen unvergessenen Mann und Schriftsteller. Silke Osman