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26.02.00 Perspektiven:Schwarz-rote Allianz

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Februar 2000


Perspektiven:Schwarz-rote Allianz
Helmut Kohl und Michail Gorbatschow gründeten "Politik-GmbH"

In der Hochzeit des sogenannten "Kalten Krieges", als das frühe Nachkriegsringen der Blöcke um Behauptung längst zu einer famosen Verwaltung der bedrängten und geteilten Völker durch die jeweiligen Hauptmächte entartet war, prägte der Schweizer Gewerkschafter Charles Lewinsohn den Ausdruck "Wodka-Cola-Pakt". Gemeint war jenes denkwürdige Zusammenspiel von so offenkundig verfeindeten Mächten wie den USA und der Sowjetunion mitsamt ihren Vasallen, das auf eine strikte Duldung der Einflußzonen und auf begrenzte Systemkritik aus war, die niemanden energisch an seinen Schwachpunkten packte. Der wechselseitige Systemsturz war nicht beabsichtigt, und Solschenizyn, der große russische Moralist, konnte sich in seinem Exil an der kanadischen Grenze zunächst nicht genug über die denkwürdige Allianz zwischen Kapitalismus und Kommunismus wundern, bis er den trüben Widerschein des Schattenspiels erahnte...

Es ist noch nicht überliefert, ob Solschenizyn am 15. Februar eine Meldung in der in Moskau erscheinenden russischen Zeitung "Iswestija" gelesen hat, wonach "Helmut und Michael erneut zusammen" seien. Gemeint ist, daß die politisch gescheiterten Staatsmänner Gorbatschow und Kohl gemeinsam eine Firma gegründet haben, die im Handelsregister von Ludwigshafen-Oggersheim unter dem Namen "Politisch-Strategische Konsultationen GmbH" registriert ist. Darin firmiert Helmut Kohl als Generaldirektor, sein Sohn Walter, der bislang noch in Köln wohnt, ist Geschäftsführer, während Kohl-Ehefrau Hannelore als Sekretärin tätig sein wird. Im Statut wird ausgeführt, daß die Gesellschaft Beratungen für Fragen der Weltpolitik, aber auch der jeweiligen Innenpolitik übernimmt. Die Zeitung führt dabei aus, daß Gorbatschow bereits im Rahmen einer von der US-Hochfinanz ausgehaltenen milliardenschweren Stiftung "sehr erfolgreich tätig ist". Die Gesellschaft wurde zu einem Zeitpunkt ins Leben gerufen, als Thomas Schäuble, Innenminister von Baden-Württemberg und Bruder des nunmehr zurückgetretenen Wolfgang, namens der Familie Schäuble öffentlich verkündet: "Ich verabscheue Herrn Kohl."

Der badische Politiker bezieht diese Wertung offensichtlich sowohl auf die politischen Leistungen als auch auf die menschlichen Eigenschaften des Ex-Kanzlers. Kohl habe im Zusammenhang mit dem seinerzeitigen Attentat auf seinen Bruder Wolfgang zunächst wenig Anteilnahme gezeigt. Später aber habe er Tränen in den Augen gehabt. Doch diese Tränen seien für ihn fragwürdig, denn "es ist inzwischen ja bekannt, daß der Altkanzler ja sowieso nahe am Wasser gebaut hat. Wir wissen, daß Kohl bei jeder Gelegenheit auf Abrede weinen kann."

So sehr dieses Urteil möglicherweise auch parteipolitischen Überlegungen entsprungen sein mag, der CDU geht es bekanntlich nicht sonderlich gut, und Distanz zum Gefallenen scheint das Gebot der Stunde und des nackten politischen Überlebens zu sein, so sehr ist Kohls unverblümte ausschließlich private Vermarktung von politischem Hintergrundwissen, das letztlich im Dienste des Deutschen Volkes erworben worden ist, ein Gradmesser für den moralischen Tiefstand deutscher Politiker. Schon der Genosse Altkanzler Helmut Schmidt fiel dadurch auf, daß er in Übersee wirtschaftspolitische Hintergrundvorträge für in die Hunderttausende gehende Dollarbeträge vor exklusivem Publikum hielt.

Doch daß Kohl unmittelbar nach seinem so schmählichen Sturz ausgerechnet im Bunde mit Gorbatschow eine Gesellschaft unterhält, nachdem er frühe deutschlandpolitische Aktivitäten des an sich um unser Volk zunächst verdienstvoll wirkenden Russen mit dem diffamierenden Hinweis, dies sei "Göbbelsche Propaganda" abgeschmettert hatte, gehört zu den erstaunlichen Leistungen des politischen Enkels von Adenauer. Es paßt zu dieser denkwürdigen Divergenz der beiden Politiker, daß Gorbatschow Kohl öffentlich bloßgestellt hatte, nachdem bekannt wurde, daß der Exkanzler ganz offenkundig in Sachen SBZ-Enteignungen gelogen hatte, indem er frech behauptete, daß Moskau diese Forderung von der Zustimmung zur kleinen Vereinigung abhängig mache.

Es gehört zu diesen Denkwürdigkeiten, daß Gorbatschow sogar die Rückgabe des russisch verwalteten Teiles von Ostpreußen gegen Freikauf anbot, was erwartungsgemäß den separatistischen Anschauungen Kohls widersprach und daher ausgeschlagen wurde. Welchen Geistern schließlich Gorbatschow aus welchem Grunde sich zu dienen entschloß, muß abgewartet werden, Kohl hat seinen Lohn schon dahin. Peter Fischer