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11.03.00 Internationaler Währungsfonds: Der Schlüssel liegt in Japan

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 11. März 2000


Internationaler Währungsfonds: Der Schlüssel liegt in Japan
Die größten EU-Staaten haben im IWF mehr Finanzkraft als die USA

Bei der Neubesetzung des Chefpostens des Internationalen Währungsfonds spielt sich zur Zeit ein Machtkampf zwischen Deutschland und den USA ab. Der deutsche Kandidat, Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser, kommentierte dies mit den Worten, daß offenbar "mit allen Mitteln" seine Präsidentschaft verhindert werden soll. Von dem vor zehn Jahren von Präsident Bush in Aussicht gestellten "partnership in leadership" scheint nicht viel übriggeblieben zu sein.

Koch-Weser ist bei der Probeabstimmung am 2. März mit 43 Prozent der Stimmen ein erster Erfolg gelungen. Die beiden Gegenkandidaten, der Japaner Sakakibara und der US-Amerikaner Fisher, konnten gemeinsam gerade einmal halb so viele Stimmen auf sich vereinigen.

Bill Clinton und sein Finanzminister Lawrence Summers haben sich in eine unangenehme Lage gebracht. Zu deutlich haben sie mittlerweile gegen den deutschen Staatssekretär opponiert. Jetzt kann ihnen nur noch ein Auseinanderbrechen der EU helfen, um Koch-Weser zu verhindern. Selbst ein Telefonanruf Clintons bei Schröder sei erfolglos geblieben, berichten US-Zeitungen. Die eigentliche Strategie gegen Koch-Weser sollen Madeleine Albright und der Präsidentenberater Samuel Berger entwickelt haben.

Die neue Strategie der Amerikaner scheint darin zu bestehen, die einhellige Unterstützung Koch-Wesers durch die EU-Staaten zu untergraben. Dazu scheint das in den vergangenen Tagen gestreute Gerücht zu gehören, er wolle seine Kandidatur zurückziehen. So verkündete die britische "Financial Times" bereits, Koch-Weser habe mittlerweile aufgegeben.

Gleichzeitig wurden gezielt weitere Namen und Gerüchte über italienische oder britische Kandidaten ins Spiel gebracht, um ein Zerwürfnis unter den Europäern hervorzurufen. Kanzler Schröder und sein außenpolitischer Berater, Michael Steiner, haben allerdings gelassen darauf reagiert. Der Kanzler ließ sich vom portugiesischen Regierungschef und EU-Ratspräsidenten sogleich den offiziellen Beistand der Europäischen Union zusichern, und Koch-Weser bekräftigte am vergangenen Wochenende erneut seinen Willen, als erster Deutscher die Leitung des IWF zu übernehmen.

Die offiziellen Stellungnahmen der Amerikaner sind ganz offensichtlich nur vorgeschobene Argumente. Immer wieder heißt es, der Deutsche verfüge nicht über die entsprechenden Kenntnisse und die Statur, um das wichtige Amt zu übernehmen. In der "New York Times" beispielsweise wurde Koch-Weser als "einfacher Bürokrat" verunglimpft. Da Koch-Weser zuvor in leitender Position bei der Weltbank tätig war, trifft dieses Argument am allerwenigsten. Die Weltbank als internationale Finanzorganisation ist praktisch der Zwillingsbruder des IWF.

Es geht weniger darum, ob Koch-Weser ein Bürokrat ist oder wie der Währungsfonds reformiert werden soll. Der IWF ist ein zentrales Instrument für die Kontrolle über die internationalen Finanzmärkte. IWF-Kredite sollen dazu dienen, Ländern aus Liquiditätsschwierigkeiten zu helfen. Neben kleineren Ländern wie Thailand, Mexiko oder Korea, die zwar sehr hohe Summen erhalten haben, aber relativ unbedeutend sind, gehört Rußland zu den wichtigsten Schuldnerstaaten des IWF. Weitere Kredite an die marode Ex-Weltmacht sind seit jeher umstritten. Hier scheint der Grund für die gegenwärtige Auseinandersetzung zu liegen.

Traditionell steht dem IWF ein Europäer vor, während die USA den Weltbank-Präsidenten stellen. Der Einfluß der 182 Mitgliedstaaten bemißt sich nach den eingezahlten Beiträgen. Ein Blick auf die Stimmenverhältnisse zeigt, daß die größten EU-Staaten zusammen mehr Gewicht haben als die USA mit ihren rund 18 Prozent. Die Afrikaner, die den US-Bürger Fisher nominiert haben, besitzen kaum Einfluß auf das Endergebnis. Dagegen liegt der Schlüssel für den Sieg Koch-Wesers in Japan. Sollte der japanische Kandidat seine Kandidatur zugunsten Koch-Wesers aufgeben, würden die USA überstimmt.

Solange die Europäische Union zusammenhält, kann Koch-Weser also auf einen Sieg bei der endgültigen Abstimmung, für die noch kein Termin festgelegt wurde, hoffen. Ronald Gläser