19.04.2024

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18.03.00 Ausstellung und CD: Der Komponist Werner Richard Heymann aus Königsberg

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 18. März 2000


"Ein Freund, ein guter Freund"
Ausstellung und CD: Der Komponist Werner Richard Heymann aus Königsberg

Unterschiedlicher können Brüder wohl kaum sein, zumindest in ihrem künstlerischen Schaffen. Der eine, Walther, geboren 1892 in Königsberg, gefallen im Ersten Weltkrieg 1915 vor Soisson, ein einfühlsamer Dichter von hohen Graden, der andere, Werner Richard, geboren 1896 ebenfalls in Königsberg, gestorben 1961 in München, ein geschätzter Komponist von Film- und Unterhaltungsmusik. Die Heymanns entstammten einer großbürgerlichen, wohlhabenden Kaufmannsfamilie; vielleicht war ihnen die Neigung zur Muse bereits in die Wiege gelegt worden, schließlich war der Vater Richard selbst dichterisch begabt, und auch Mutter Pauline galt als eine "außergewöhnlich geistreiche Frau, die Lust am Fabulieren hatte".

Nachdem Werner Richard sich das Klavierspiel selbst beigebracht hatte, ließen ihn die Eltern in der Violine unterweisen. Bereits mit 12 Jahren wurde er daraufhin in das Philharmonische Orchester aufgenommen und erhielt Unterricht bei Paul Scheinpflug, der auch Verse des Bruders Walther vertonte.

Nach dem Tod des Vaters zog er mit der Mutter nach Berlin. Dort begann die eigentliche Karriere Werner Richards beim Kabarett. Er wurde musikalischer Leiter der "Wilden Bühne" von Trude Hesterberg und schrieb dort mittlerweile zu Klassikern gewordene Chansons wie "Die kleine Stadt" oder das "Berliner Wiegenlied". Doch auch "ernste" Musik schrieb der Königsberger; so ein Frühlingsnotturno und eine Rhapsodische Symphonie für Bariton und Orchester. Auch Bühnenmusiken entstanden in dieser Zeit, etwa für das Große Schauspielhaus und die Tribüne in Berlin. Für Max Reinhardts Kabarett "Schall und Rauch" schrieb Heymann zusammen mit Friedrich Hollaender schließlich auch Chansons für Gussi Holl und Paul Graetz.

Als dann die große Zeit des Kinos beginnt, ist Werner Richard Heymann mit von der Partie. Er wird "Stimmungsmusiker" – seine Aufgabe: den Schauspielern während der Dreharbeiten stimmungsvoll, sprich musikalisch beizustehen. Zunächst als Assistent, später als Orchesterleiter der großen Ufa-Kinos schreibt Heymann Musik für Stummfilme (Faust, 1926; Spione, 1928). Nach einem Zwischenspiel bei der Tobis geht Heymann wieder zur Ufa (1929) – seine große Zeit beginnt. Es entstehen Musiken zu Filmen wie "Die Drei von der Tankstelle" und "Der Kongreß tanzt". Seine Lieder interpretieren so große Stars wie Willy Fritsch, Lilian Harvey und Hans Albers. – Eine Auswahl aus seinem reichen Schaffen ist jetzt in Originalaufnahmen von 1925 bis 1933 auf CD zu hören: Werner Richard Heymann – Ein Komponistenporträt. Liebling, mein Herz läßt dich grüßen (duophon Berlin, Edition Berliner Musenkinder, Best. Nr. 05063). Eine Ausstellung in Kooperation mit der Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin, die auch den Nachlaß Heymanns bewahrt, ist vom 14. März bis 2. April in der Dresdner Bank am Pariser Platz in Berlin zu sehen (Katalog). – Nach dem Krieg aus Hollywood nach Deutschland zurückgekehrt, lebt Heymann in München, wo er 1961 stirbt. Silke Osman