18.04.2024

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18.03.00 Die Geschichte eines Hauses am Potsdamer Platz

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 18. März 2000


Bewegte Vergangenheit
Die Geschichte eines Hauses am Potsdamer Platz

Wie werden sich Vergangenheit und Gegenwart begegnen, was bleibt an Erinnerung über Haus Huth und Esplanade hinaus in den Köpfen der Menschen? Eine Ahnung, was hier einst stand, konnte nur die Brache vermitteln. Wenn die letzten Augenzeugen verschwunden sind, müssen Bücher, Fotos und Museen das persönliche Erleben ersetzen", schreibt Wolf Thieme in seinem neuen Buch Das Weinhaus Huth am Potsdamer Platz. Die wechselvolle Geschichte einer Berliner Legende (Berlin Edition in der Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin. 328 Seiten, zahlr. sw Fotos, Efalin mit Schutzumschlag, 38 DM). Die Unwetter des 20. Jahrhunderts sind über das Haus Huth hinweggebraust und haben ihm doch nur wenig anhaben können. Wie durch ein Wunder blieb es im Zweiten Weltkrieg stehen und es widerstand auch der Abrißwut späterer Zeiten.

Heute erinnert es inmitten moderner Glaspaläste von DaimlerChrysler und Sony an ein ganz anderes Berlin. Ob die unzähligen Besucher (jetzt schon sollen es 6000 pro Tag sein, die in den Glaskoloß mit dem Zeltdach strömen, um dort Amüsement zu finden; man schätzt die Besucherzahlen auf fünf Millionen im Jahr!), ob diese Menschen wohl um die Geschichte des alten Hauses und des Potsdamer Platzes wissen? Theodor Fontane, der selbst oft zu Gast im Weinhaus weilte, hat dieser Institution in seiner "Effi Briest" ein kleines Denkmal gesetzt. Und auch der Maler Menzel, der Schauspieler Paul Wegener, der Richter und Dichter Ernst Wichert haben im Weinhaus Huth ihren Schoppen genossen, und Furtwängler und Adenauer und ...

Das 1912 erbaute Haus wurde 1979 unter Denkmalschutz gestellt, damals stand es direkt im Niemandsland an der Mauer; heute kündet es als einziges Gebäude am Potsdamer Platz vom Leben und Leiden im alten Berlin. "Das Haus Huth hatte einen Balkonplatz in der Geschichte", schreibt Thieme in seinem spannenden Buch. "Es hat überlebt wie durch ein Wunder. Links und rechts sank eine Welt in Schutt und Asche", eine Welt, die wieder überaus lebendig wird in dieser "Biographie". Thieme hat Menschen ausfindig gemacht und befragt, die noch im Weinhaus Huth gearbeitet haben, die dort gelebt und gelitten haben. Auf diese Weise ist ein äußerst lebendiges Sachbuch entstanden, das ein ganzes Jahrhundert eindringlich beleuchtet, ein Stück bewegter deutscher Geschichte. man