18.04.2024

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01.04.00 Urlaub 2000 zwischen Ostsee und Beskiden

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. April 2000


Urlaub 2000 zwischen Ostsee und Beskiden: Nicht nur schlafen wie die Grafen
In Kolberg, Gnesen und Krakau beginnt die heiße Phase des Festjahres
Von Martin Schmidt

Die oberschlesische Autorin Renata Schumann beschreibt in ihrem Roman "Ein starkes Weib. Das Leben der Hedwig von Schlesien" (Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 1996) die frühe kirchliche Aufbauarbeit jenseits von Oder und Neiße in bezug auf das Frauenkloster von Trebnitz wie folgt:

"Abt Conradus ließ von einem der ihn begleitenden Mönche die Pforte aufschließen. Es war menschenleer im Hof. Die Hütten standen ordentlich im Kreis. Sie rochen nach frischem Holz. Man begab sich zunächst in das größte Gebäude, in dem sich das Oratorium befand, das hier auch als Refektorium genutzt werden sollte: Wohn- und Speisesaal in einem. (...) In einer Ecke sollte die provisorische Bibliothek ihren Platz finden. Ein Schrank, ein Schreibpult am Fenster.

Dicht daneben die Wirtschaftsgebäude. Im Dormitorium zwanzig Pritschen, um einige mehr als vorerst gebraucht. (...) Zwei Hütten für Gäste und Kranke befanden sich neben der Pforte. Auch hier wollte die Fürstin einen Blick hineinwerfen. Pilger und andere bedürftige Wanderer durften nie von der Klosterpforte abgewiesen werden. Auf der anderen Seite ein Häuschen mit einem Schulraum. Bescheiden, aber alles wie es sein sollte. Hedwig lächelte zufrieden. Klein aber mein, ging es ihr durch den Kopf."

Diese Szene spielt sich im 13. Jahrhundert ab, als unter der Regierung des Piastenfürsten Heinrich von Schlesien und dessen Frau Hedwig von Andechs die Mission und die Erschließung des Landes durch deutsche Siedler bereits erhebliche Leistungen zu verzeichnen hatte. Einen wichtigen Ausgangspunkt dieser Entwicklung bildete die Pilgerreise von Kaiser Otto III. an das Grab des Hl. Adalbert nach Gnesen im Jahr 1000. Damals wurde das Erzbistum Gnesen mit drei Bistümern in Breslau, Kolberg und Krakau aus der Taufe gehoben.

Der deutsche Chronist Thietmar, Bischof von Merseburg, erwähnte in diesem Zusammenhang erstmals den Namen Breslaus – ein Ereignis, zu dessen Vergegenwärtigung in diesem Jahr in der schlesischen Hauptstadt große Feierlichkeiten anstehen. Ihren Höhepunkt erreichen sie um den 24. Juni (siehe hierzu OB 1/2000, S. 6).

Auch in Kolberg, Gnesen und Krakau wird allerhand auf die Beine gestellt, zumal die EU Krakau zusammen mit acht anderen Städten zur Kulturhauptstadt Europas 2000 auserwählt hat.

Im pommerschen Seebad Kolberg ist der Höhepunkt des Jubiläums im Herbst erreicht, wenn zwischen dem 20. und 22. Oktober eine Bischofskonferenz und ein Festkonzert in der Basilika stattfinden. Aber auch zuvor ist einiges los – etwa der "Karneval des Meeres mit internationaler Segelregatta" vom 29. Juni bis 9. Juli oder die "Hanse-Tage" vom 1. bis 3. September.

Während in Kolberg der Zweite Weltkrieg so fürcherliche Zerstörungen hinterlassen hat, daß diese dem Besucher noch immer sofort ins Auge fallen, haben die Restaurateure in dem bei Posen gelegenen Gnesen jüngst bemerkenswerte Anstrengungen unternommen, um den mittelalterlichen Gassen und Plätzen neuen Glanz zu verleihen.

Die Stadt ist mit dem Bahnticket "Posen Spezial" von Berlin aus sehr preisgünstig zu erreichen. Mit dem EC 49 (Berlin Zoo ab 18.55 Uhr) und dem EC 48 (Posen ab 6.38 Uhr) kostet die einfache Fahrt einschließlich Zuschlag lediglich 22 Mark. Zu den Glanzpunkten des Festprogramms gehört ein historischer Umzug mit anschließendem Freiluftspektakel unter dem Motto "Das Treffen zu Gnesen", der vom 16. bis 18. Juni geplant ist.

Krakau ist mit 747 000 Einwohnern nach Warschau und Lodsch die drittgrößte Stadt Polens und stellt für viele wegen der Ausstrahlung ihrer Altstadt und der Vergangenheit als Königsresidenz die "heimliche Hauptstadt" dar. Sowohl der Wawel-Hügel mit Schloß und Krönungskathedrale wie das Zentrum um den Hauptmarkt, die Marienkirche mit dem berühmten Altar von Veit Stoß, die Tuchhallen und die Jagiellonische Universität stehen auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.

In diesem Jahr bietet Krakau beispielsweise vom 13. Mai bis 31. Juli die Exposition "Wawel 1000-2000" und vom 25. Juni bis 30. August die Ausstellung "Die Macht des Brauchtums". Bereits im Mai gibt es eine Vielzahl von Kostümbällen und das Studentenfest Jevenalia (12.-14.5.), dann vom 27. Juni bis 2. Juli das Folklorefestival "Die Krakauer und die Goralen" und vom 6. bis 9. Juli das "XIII. Internationale Festival der Straßentheater".

Des weiteren sei aus dem Programm auf das "Festival der Kulturen Kleinpolens, Galiziens und der Karpaten" vom 10. bis 13. August sowie das "XXV. Internationale Festival Musik im alten Krakau" vom 15. bis 31. August hingewiesen.

Die Deutsche Bundesbahn gewährt allen Gruppen ab 5 Personen, die nach Krakau reisen, das ganze Jahr über einen Preisnachlaß von 50 Prozent. Außerdem gibt es den "Sparpreis Polen", der von allen bundesdeutschen Bahnhöfen aus Hin- und Rückfahrten in sämtliche Gegenden der Republik Polen für die Pauschale von 264,- Mark (2. Klasse, ohne ICE) offeriert. Mitfahrer zahlen nur 132,- Mark.

Das Angebot an Informationsmaterial seitens der polnischen Fremdenverkehrsämter ist kaum mehr überschaubar: Es reicht von den Prospekten der zentralen Tourismusagentur über die Darstellungen der Wojewodschaften bis hin zur Werbung großer Städte und kleiner Gemeinden wie dem oberschlesischen Himmelwitz. Zudem gibt es spezielle Touren wie die "Zisterzienserroute", die "Piastenroute", die "Route der Holzarchitektur" oder der "Wehrarchitektur".

Auch bei den Unterkünften ist die Variationsbreite groß. Von "Ferien auf dem Lande" bis hin zu Angeboten unter dem Motto "Schlafen wie die Grafen" ist alles zu haben. Letztere beinhalten Quartiere in restaurierten Schlössern wie im hinterpommerschen Krangen oder in dem von einem Enkel des letzten deutschen Besitzers erworbenen Schloß Lomnitz in Schlesien.

Weitere Auskünfte: Polnisches Fremdenverkehrsamt, Marburger Str. 1, 10789 Berlin, Tel.: 030/2100920, Fax: 21009214