24.04.2024

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01.04.00 Chronologie Das Ostpreußenblatt

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. April 2000


Chronologie Das Ostpreußenblatt 
zusammengestellt von Hans Heckel

12. Januar 1945: Das Inferno bricht los. Die Rote Armee überrennt die vom Krieg zermürbte deutsche Front im Osten Ostpreußens. Schon Monate zuvor hatten die grausigen Bilder des vorübergehend zurückeroberten Nemmersdorf den Ostpreußen eine Ahnung von der bevorstehenden Hölle gegeben. Flucht unter Bomben- und Granatenhagel, über Land, über See, entsetzliche Übergriffe der Eroberer – Bilder, welche die meisten Vertriebenen nie vergessen konnten.

Bis 1948 wurden auch die meisten der zurückgebliebenen oder zurückgekehrten Ostpreußen verjagt. Wie für die zuvor bereits Vertriebenen beginnt ein mühsamer Neuanfang in Lagern und Baracken.

3. Oktober 1948: Die Landsmannschaft Ostpreußen wird gegründet. Aus vielen bereits gegründeten regionalen Zusammenschlüssen bilden die vertriebenen Ostpreußen einen gemeinsamen Dachverband.

23. Mai 1949: Der Parlamentarische Rat beschließt das Grundgesetz; die "Bundesrepublik Deutschland" ist gegründet. Im Herbst wird Konrad Adenauer (CDU) erster Bundeskanzler.

7. Oktober 1949: Auf dem Gebiet der Sowjetzone wird die "Deutsche Demokratische Republik" aus der Taufe gehoben. Ihr starker Mann bleibt bis 1971 Walther Ulbricht (SED).

März 1950: Eine "Probenummer" des Ostpreußenblattes erscheint.

5. April 1950: Das Ostpreußenblatt Nr. 1 erscheint als einziges Organ der Landsmannschaft – zunächst zweimal, dann dreimal im Monat.

25. Juni 1950: Mit dem Einmarsch kommunistischer nordkoreanischer Truppen in den westlich orientierten Süden des Landes beginnt der Korea-Krieg. Weltkriegsangst breitet sich aus. Das OB jedoch sieht keinen Grund zur Panik: "In Moskau ist man ... sehr real und vorsichtig in der Beurteilung der wirklichen Machtverhältnisse". Daß die UdSSR Koreas wegen einen globalen Krieg anzettelte, sei äußerst unwahrscheinlich.

20. August 1952: Der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher ist tot. Schumacher, KZ-Opfer, entschiedener Gegner Adenauers und glühender Patriot, hatte die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie für immer ausgeschlossen. Das OB hoffte damals, "daß auch der neue Parteivorsitzende der SPD Schumachers Grundsätze bewahren wird".

17. Juni 1953: Ein Volksaufstand in Ost-Berlin, der ganzen DDR wird blutig niedergeschlagen. Sichtlich erschüttert von den Ereignissen kommentiert das OB: "Dieses Blut brennt wie Feuer. Es ist Blut vergossen worden für ein Deutschland, wie wir es uns ersehnen, es ist Blut vergossen worden für uns und unsere Heimat. Denn der Weg nach Hause geht über Berlin."

6. September 1953: Die CDU/CSU gewinnt mit über 45 Prozent die zweite Bundestagswahl. Der bestätigte Bundeskanzler Adenauer wird im OB zitiert: "Unser Ziel ist die Befreiung unserer 18 Millionen Brüder und Schwestern in den Ostgebieten." Bis jetzt habe man immer wieder von der Wie- dervereinigung gesprochen, "wir sollten lieber sagen Befreiung, denn sie leben in Ostdeutschland in Sklaverei und Knechtschaft." 18 Millionen Einwohner zählte seinerzeit die DDR inklusive Ost-Berlin.

1. Oktober 1953: Das Ostpreußenblatt erscheint ab jetzt wöchentlich.

5. Mai 1955: Der "Deutschlandvertrag" ist ratifiziert, die Bundeswehr wird aufgestellt. Damit erhält der westdeutsche Teilstaat weitgehende Souveränität. Gleichzeitig wird die Bundesrepublik Nato-Mitglied. Das OB titelt: "Wir sind wieder mündig".

14. Mai 1955: Die Staaten des Ostblocks gründen unter Beteiligung der DDR den Warschauer Pakt (offiziell: Warschauer Vertrag). Gleichzeitig macht Moskau Vorschläge für eine Viermächte-Übereinkunft hinsichtlich Deutschlands. Das OB, fest vertrauend auf die prodeutschen Absichten der Westmächte, wittert Unrat und spricht von der "äußerst raffinierten Stimmungsmache und Manövrierfähigkeit der Sowjets".

4. November 1956: Sowjetische Panzer beenden einen antikommunistischen Befreiungsversuch der Ungarn. Das OB druckt die letzten Hilferufe der Budapester Fernschreibzentrale ("Die Panzer kommen in Rudeln! Was tun die Vereinten Nationen? Helft uns! Helft uns! Um Gottes willen ...") und fragt, ob "wir den Ungarn eines Tages wieder ins Augen sehen können, ohne uns zu schämen".

15. September 1957: Mit über 50 Prozent der Stimmen erreicht die Union mit Kanzler Adenauer erstmals die absolute Mehrheit der Stimmen bei der Bundestagswahl. Der Gesamtdeutsche Block/BHE schafft die Fünfprozentklausel nicht und fällt aus dem Bundestag, was den Niedergang der Vertriebenenpartei einleitet. "Ein harter Schlag", so das OB.

13. August 1961: Die noch halbwegs offene Grenze in Berlin wird abgeriegelt, es ist der Tag des Mauerbaus. Hilflose Empörung auch im Ostpreußenblatt: "Wenn es noch eines letzten Beweises bedurft hätte, daß sich das Ulbricht-Unterdrückerregime aus Niedertracht, Vertragsbruch, Gewalttat und Erbärmlichkeit zusammensetzt, so ist dieser Beweis am 13. Augrust 1961 erbracht worden."

8. Juni 1963: Schlesiertreffen in Köln. Das OB zitiert das Grußwort des Regierenden Bürgermeisters von (West-) Berlin, Willy Brandt (SPD): "Deutsche Ostpolitik darf nie hinter dem Rücken der Heimatvertriebenen gemacht werden. Wer die Oder-Neiße-Linie als Grenze bezeichnet, die von unserem Volk akzeptiert ist, belügt die Polen."

15. Oktober 1963: Kanzler Adenauer tritt zurück. Das OB erinnert: "Er wurde ... zum ersten deutschen Repräsentanten in der Welt, der einen noch um 1950 fast geschlossenen Wall der Verfemung und des Hasses aufbrach." Ihm folgt der le- gendäre Wirtschaftsminister Ludwig Erhard (CDU) ins Kanzleramt.

1. Dezember 1966: Bundespräsident Lübke vereidigt Kanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU). Er führt erstmals eine "Große Koalition" aus Union und SPD. Das OB sieht hier bereits die Weichen für eine späteres sozialliberales Bündnis gestellt: "Wäre nicht die parlamentarische Basis einer solchen Allianz (SPD/FDP) so außerordentlich schmal gewesen, so hätte man sicherlich diesen Weg gewählt."

April 1968: Nach einem Anschlag auf den linksradikalen Studentenführer Rudi Dutschke kommt es zu seit den frühen 30er Jahren nicht mehr erlebten Straßenschlachten in deutschen Universitätsstädten. Das OB fragt besorgt: "Kommt jetzt die Kapitulation vor der Straße?"

21. August 1968: Truppen des Warschauer Paktes marschieren in die Tschechoslowakei ein, der "Prager Frühling" wird von Panzern überrollt. Das OB sieht sich in seiner Skepsis gegenüber einer "neuen Ostpolitik" bestätigt: "Für diejenigen, die uns einreden wollen, daß sich innerhalb der kommunistischen Welt … eine Wandlung vollzogen habe, müßte die vergangene Woche das Ende aller Illusionen gebracht haben."

28. September 1969: Nach der Bundestagswahl gehen SPD und FDP unter ihren Vorsitzenden Brandt und Scheel eine Koalition ein. Das Ostpreußenblatt prophezeit: "Man wird damit rechnen müssen, daß ... in der Deutschland- und Ostpolitik Wege beschritten werden, die weder den Erklärungen der Union noch den Vorstellungen der Vertriebenen entsprechen."

12. August 1970: Kanzler Brandt unterzeichnet in Moskau den Deutsch-Sowjetischen Vertrag. Offiziell als "Gewaltverzichtsvertrag" deklariert, vermuten Vertriebene zu Recht, daß hier Grenzen ohne Friedensvertrag neu gezogen werden sollen, so auch das OB: "Wer gegen die Eroberungen Hitlers mit allen Kategorien des Völkerrechts opponiert hat, kann jetzt nicht die Eroberungen Stalins billigen."

7. Dezember 1970: In Warschau unterzeichnet Brandt den Deutsch-Polnischen Vertrag, der von vielen wie eine faktische Anerkennung der Oder-Neiße-Linie aufgefaßt wird. Das Ostpreußenblatt titelt: "Halbmast für Deutschland".

3. Mai 1971: Walter Ulbricht tritt als Generalsekretär des ZK der SED ab, Erich Honecker wird sein Nachfolger. Das OB begrüßt den neuen Machthaber mit erheblichem Mißtrauen: "Dem in der Natur hereinbrechenden Sommer zieht ein politischer Eisberg entgegen."

3. September 1971: Die Siegerstaaten des Zweiten Weltkriegs schließen das "Viermächte-Abkommen" über Berlin. Das OB begrüßt darin enthaltene Reiseerleichterungen, mahnt jedoch: "Eine Regelung mit Mauer und Schießbefehl ist absolut unannehmbar."

27. April 1972: Ein Mißtrauensvotum gegen Kanzler Brandt scheitert knapp, das OB spricht von "zweifelhaften Sieg". Jahrzehnte später sollte sich herausstellen: Es waren Stasi-Schmiergelder im Spiel. Die folgende Bundestagswahl brachte dennoch einen hohen Sieg der SPD/FDP-Koalition.

21. Dezember 1972: Die Bundesregierung unter-zeichnet den "Grundlagenvertrag" mit der DDR, der einer faktischen Anerkennung gleichkommt. Das OB sieht darin einen weiteren Schritt zur Zementierung der deutschen Teilung und fragt: "Weshalb geht die Opposition nicht nach Karlsruhe?"

31. Juli 1973: Das Bundesverfassungsgericht legt fest, daß das Deutsche Reich bis zu einem Friedensvertrag in seinen Grenzen von 1937 fortbesteht. Das OB zitiert Hugo Wellems, der betonte, daß diese Entscheidung "auch hinsichtlich der Forderungen der polnischen Presse nach einem Verbot der Vertriebenenorganisationen und ihrer Presse nach einem Verbot der Vertriebenenorganisationen und ihrer Presse volle Gültigkeit haben müsse".

18. September 1973: Die Bundesrepublik Deutschland und die DDR treten der UNO bei. Das OB bleibt skeptisch: "Daß ausgerechnet die Aufnahme des Spalterstaates, der ,DDR‘, und ihre damit verbundene internationale Anerkennung diesen Prozeß (der deutschen Spaltung) beschleunigen soll, diese Skepsis ist nicht nur in deutschen Landen … weit verbreitet".

7. Mai 1974: Nach Bekanntwerden der Stasi-Tätigkeit seines engsten Beraters Guillaume tritt Kanzler Brandt zurück. Das OB sieht ihn zu Unrecht als "Großen Mann" verherrlicht: "Wir haben Brandt während seiner Amtszeit keine Blumen gereicht, wir brauchen ihm auch jetzt keine Kränze zu flechten." Helmut Schmidt (SPD) wird Nachfolger.

1. August 1975: 35 Staaten unterzeichnen in Helsinki die KSZE-Schlußakte. Darin werden Menschenrechte fixiert, obwohl klar ist, daß die östlichen Unterzeichnerregierungen diese niemals einhalten würden. Ihnen ging es allein um die Festlegung der bestehenden Grenzen und Machtbereiche. Das OB kritisiert: "Trotzdem machen alle westlichen Mächte das Täuschungsspiel unter gewaltigem Aufwand mit."

Dezember 1979: Die Nato beschließt eine Art Ultimatum an Moskau: Entweder leiten die Sowjets Schritte ein, um ihren Vorsprung bei Atomraketen bis 1983 abzubauen, oder das West-Bündnis rüstet nach ("Doppelbeschluß"). Mitinitiator ist Kanzler Schmidt, gegen den sich eine linke, innerparteiliche Opposition bildet, die ihn später stürzen wird. Das OB bemerkt schon 1979 "Jagdszenen aus dem Unterholz" der SPD.

August 1980: Unter Führung der neuen Gewerkschaft "Solidarität" des Lech Walesa bricht von Danzig ausgehend in der VR Polen eine Streik- und Protestwelle los. Die ersten Hoffnungen keimen, daß der Kalte Krieg doch überwunden werden könnte. Das OB mahnt: "Die Deutschen müssen ihre Verantwortung gegenüber dem polnischen Volk und den dort lebenden Deutschen klar sehen. Breschnew muß merken, daß der Ostblock ohne Zugeständnisse an die Menschen isoliert wird."

13. Dezember 1981: In Polen wird das Kriegsrecht verhängt, die "Solidarität" verboten. Doch im Osten ist dennoch jetzt nichts mehr so wie vor dem August 1980, meint unverdrossen das OB: "Wie immer sich die Entwicklung in Polen auch gestalten wird, der erfolgreiche Freiheitskampf der polnischen Bevölkerung bedeutet für die Russen eine verlorene Schlacht."

17. September 1982: Die SPD/FDP-Koalition zerbricht, am 1. Oktober wird Helmut Kohl von Union und FDP zum Kanzler gewählt. Das OB hofft jetzt auf "Politik aus neuem Geist" und fordert die versprochene "geistige und moralische Wende" ausdrücklich ein.

6. März 1983: Bei der Bundestagswahl wird Kohl bestätigt, die Grünen ziehen erstmals ins Parlament ein. Das Ostpreußenblatt kommentiert prophetisch: "Auch die Grünen werden sehr bald erkennen, daß Dialektik und Protest allein in Bonn wenig zu bewirken vermögen."

11. März 1985: Michail Gorbatschow wird Generalsekretär der KPdSU. Das OB bleibt zunächst vorsichtig, vorsichtiger als der neue Kreml-Chef selbst, was diesen später die Macht kosten soll: "Gorbatschow lebt nicht freischwebend – und es wird Zeit brauchen, bis selbst ein Mann mit viel Energie die ,Nomenklatura‘ auf seine Vorstellungen zuschneidet."

10. September 1987: Erich Honecker besucht Bonn. Das OB betrachtet den Ablauf der Visite mit durchaus gemischten Gefühlen: "Der oftmals wenig würdevoll wirkende Andrang bestimmter Kreise um Honecker erinnert fatal an Lenins Satz, wonach die Kapitalisten auch noch den Strick liefern, an dem sie eines Tages aufgehängt werden."

17. Januar 1988: 120 Oppositionelle werden bei einer "alternativen" Rosa-Luxemburg-Demo in Ost-Berlin, die parallel zur offiziellen SED-Kundgebung stattfindet, festgenommen. Vorausschauend ahnt das OB: "Den Mächtigen in der DDR werden alle diese Einschücherungsversuche nichts nützen. Die Verhältnisse in ihrem Land sind eben so, daß sich ständig neue Unruheherde bilden. Keine Gewaltherrschaft kann ewig währen. Die Ruhe in der DDR ist dahin."

2. Mai 1989: Ungarn öffnet formell die Grenze zu Österreich. Der Ostblock beginnt zu erodieren, der Flüchtlingsstrom schwillt an. Das OB hält die Zeit für gekommen und fordert Bonn auf, "nach einem Konzept zur Überwindung der deutschen Teilung zu suchen".

19. August 1989: Etwa 900 DDR-Bürger nutzen ein Picknick der Paneuropa-Union bei Ödenburg zur Massenflucht nach Österreich. Das Ostpreußenblatt titelt: "Jetzt ist die Einheit fällig."

30. September 1989: Die über 6000 DDR-Flüchtlinge in den deutschen Botschaften in Prag und Warschau dürfen ausreisen. Angesichts des bevorstehenden 40. Jahrestages der DDR meint das OB: "Da kann man jeden Redner an diesem Wochenende nur zu dem Mut beglückwünschen, nach positiven und euphorischen Floskeln zu suchen, obwohl die DDR als endgültig gescheitert angesehen werden muß."

7. Oktober 1989: Massenproteste verhageln den "Geburtstag der Republik" in Ost-Berlin. Das OB titelt vorausschauend: "Wiedervereinigung: Die Nation Deutschland lebt!"

18. Oktober 1989: Erich Honecker tritt zurück. Egon Krenz wird neuer SED-Chef. Das OB fragt: "Wer hat Angst vor der Einheit?"

9. November 1989: Mauerfall. Angesichts der pathetischen Reaktionen vom Rhein fragt das OB an die Bonner Parteien gerichtet: "Wie lange ist es eigentlich her, daß Honecker noch von westdeutschen Politikern in bis zur Peinlichkeit gehenden Weise hofiert wurde?"

28. November 1989: Kohl proklamiert einen Zehn-Punkte-Plan zur deutschen Einheit. Dem Ostpreußenblatt zufolge ist es angesichts all des Freudentaumels an der Zeit innezuhalten: "In diesen Tagen sollten wir all derer gedenken, die an dieser deutschen Not gelitten haben, die für die gerechte Sache unseres Volkes verfolgt, inhaftiert und geschmäht worden sind."

18. März 1990: Freie Volkskammerwahlen. Das OB stellt nach der eindeutigen Niederlage der SED/PDS fest, das Ergebnis sei ein "Plädoyer für die deutsche Einheit".

17. Juni 1990: Gemeinsame Entschließung von Volkskammer und Bundestag zur "Oder-Neiße-Grenze". Das OB schreibt voller Enttäuschung: "Der Sommeranfang steht für uns Deutsche diesmal im Banne des Schattens einer Verzichtserklärung."

3. Oktober 1990: Vereinigung von Bundesrepublik und DDR. Das OB empfindet "getrübte Freude durch einen fragwürdigen Gebietsverzicht".

Januar 1991: Öffnung des nördlichen Ostpreußen. Im OB treten jetzt immer häufiger Begriffe wie "Freihandelszone", "Luxemburg an der Ostsee" und die Perspektive eines "gemeinsamen deutsch-russischen Neuanfangs" auf.

18. Mai 1991: Informationen sickern durch, daß die Sowjetunion Bonn das nördliche Ostpreußen zum "Kauf" angeboten haben soll. Das OB berichtet: "Es soll freilich das Auswärtige Amt den beiden (sowjetischen) Emissären beschieden haben, daß man an der gesamten ostdeutschen Problematik keinerlei Interesse habe."

20. Juni 1991: Denkbar knapp entscheidet der Bundestag, Regierung und Parlament wieder nach Berlin zu verlagern. Das OB sagt voraus: "Berlin wird Brücke zu Osteuropa sein."

25. Juni 1991: Slowenien und Kroatien erklären ihre Unabhängigkeit, Serbien antwortet mit Gewalt, der erste Balkankrieg bricht aus. Die Junge Landsmannschaft fordert im OB schon jetzt: "Slowenien und Kroatien anerkennen!" Dies sollte erst im Dezember/Januar nach einem blutigen Krieg folgen, um das Gemetzel auf Initiative Deutschlands zu beenden. Das OB damals entsetzt: "Kroatien stirbt – Europa schaut zu".

19. bis 21. August 1991: Putsch gegen Michail Gorbatschow scheitert, Jelzin ist neuer starker Mann. Das OB schöpft Hoffnung aus dem Untergang der Kommunisten: "Moskaus Umbruch bringt Ostpreußen-Frage neu zurück."

11. Dezember 1991: In Maastricht beschließen die EG-Regierungen eine "Wirtschafts- und Währungsunion", das Ende der D-Mark wird eingeläutet. Das OB sieht voraus: "Der Zahlmeister Deutschland soll künftig dem großen Gleichmacher Ecu frönen."

21. Dezember 1991: Das Ende der UdSSR wird beschlossen, ihre letzte Stunde soll zum Jahreswechsel schlagen. Die GUS tritt an ihre Stelle. Auch die baltischen Länder bekommen ihre bereits vor Monaten ausgerufene Souveränität aus Moskau bestätigt, sie bleiben der GUS fern. Im OB lesen wir verhalten optimistisch: "Das alte Rußland meldet sich in die Geschichte zurück."

4. Oktober 1993: Putschversuch gegen Jelzin scheitert. Das OB warnt noch während des Putsches vor einer möglichen weiteren Eskalation der Stimmung in Moskau, wenn der Westen die Ausdehnung der Nato ungehemmt weiter betreibt: "Rußland fürchtet die Isolation."

16. Oktober 1994: Die christlich-liberale Koalition gewinnt denkbar knapp die Bundestagswahl. Am 15. November wird Kohl mit nur drei Stimmen mehr als notwendig als Kanzler wiedergewählt. Das OB sieht erste Anzeichen für eine Kanzlerdämmerung und spricht vieldeutig von einer "Stabilen Zitterpartie".

27. September 1998: Kohl wird abgewählt, die Union stürzt ins Bodenlose. Während sich Rotgrün noch ungetrübter Feierlaune hingibt, ahnt das OB bereits in der Woche nach der Wahl: "Der noch zu wählende Bundeskanzler Schröder ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden."

24. März 1999: Im Kosovo führt Deutschland erstmals seit 1945 wieder Krieg. Im OB gehen die Meinungen diesmal stark auseinander. Es heißt – pro Kriegsteilnahme: "Die Bundesrepublik kann es nicht hinnehmen, daß vor ihrer Haustür Völkermord verübt wird." Kritisiert wird, daß die Operation begonnen wurde ohne konkrete Vorstellungen über Ablauf und Folgen: "Die immer diffuser werdenden Verlautbarungen lassen erkennen, daß man sich diese Fragen reichlich spät zu stellen begonnen hat."

16. Dezember 1999: CDU-Ehrenvorsitzender Kohl räumt im ZDF ein, das Parteienfinanzierungsgesetz gebrochen zu haben – erster Höhepunkt der "Spendenaffäre". Das OB resümiert betroffen: "Kohl regierte das Land und seine CDU wie ein absolutistischer Fürst."

18. Januar 2000: Kohl gibt nach Aufforderung der Parteispitze seinen CDU-Ehrenvorsitz ab. Das Ostpreußenblatt fragt mit Blick auf die Chancen zur Erneuerung der Partei nach der Ära Kohl: "Ist die CDU noch zu retten?"

März 2000: Nach der Rücktrittsankündigung Wolfgang Schäubles tritt mehr und mehr Angela Merkel als wahrscheinliche künftige CDU-Chefin aus der Kulisse. Sie wurde von der alten Garde der Union oft milde belächelt, das OB stellt fest: "Die alten Herren der CDU haben ,das Mädchen‘ unterschätzt."

Zusammengestellt

von Hans Heckel