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15.04.00 Europa: "Die Saat, die hier gesät wurde, ist teuflisch"

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 15. April 2000


Europa: "Die Saat, die hier gesät wurde, ist teuflisch"
Es gibt Kräfte, die den Kontinent mit Hilfe totalitärer Linker und einer Wirtschaftsmafia lenken möchten

Repräsentanten aller im EU-Parlament vertretenen Parteien haben mittlerweile auf einen Appell der österreichischen Grünen Mercedes Echerer reagiert und die Boykott- und Ausgrenzungsmaßnahmen der EU-14 scharf kritisiert. Die deutsche Christdemokratin Doris Pack fand – auch im Hinblick auf die erschreckenden Diskriminierungen österreichischer Schüler vor allem in Frankreich – deutliche Worte: "Die Saat, die hier gesät wurde, ist teuflisch." Interessant ist in diesem Zusammenhang der EU-Kommissionsbericht über die Menschenrechtssituation, der letzte Woche im EU-Parlament in Straßburg diskutiert wurde: Ausgerechnet Frankreich und Belgien haben die Europaratskonvention zum Schutz der Minderheiten bisher nicht ratifiziert.

Worum geht es also wirklich? Wer hat diese teuflische Saat ausgestreut? Und wozu? Frankreich scheint in der Brzezinski-Strategie "Einzige Weltmacht" eine Vorreiterrolle zugewiesen worden zu sein, um den geplanten Vormarsch nach Eurasien voranzubringen. Es paßt zum Geschichtsbild der amerikanischen Außenministerin Madeleine Albright, daß Deutschland und Österreich als potentiell faschistische Länder (und der Schweiz soll dieses Etikett nun auch angehängt werden!) in die Knie gezwungen werden sollen. In einem Interview mit der Weltwoche vom 16. März zeichnete der französische Europaminister Pierre Moscovici erstmals ein etwas genaueres Bild von den strategischen Machtplänen für ein zukünftiges Groß-Europa, das im Osten die Ukraine miteinschließen soll. Es brauche, so Moscovici, "ein starkes Europa, damit es in der Welt nicht nur eine große, alles bestimmende Supermacht gibt". Er könne sich vorstellen, daß dieses Europa von einem Präsidenten gelenkt werde und durch den gemeinsamen Wertekatalog des Dritten Weges gekennzeichnet sei: "Das ist der Sozialismus, die Sozialdemokratie." In den Beziehungen zu Rußland strebt er eine "strategische Partnerschaft" an. Wer diese Aussagen in ihrer ganzen Tragweite durchdenkt, wird viele aktuelle politische Vorgänge plötzlich besser verstehen:

In dieser Logik darf Putin nicht am Völkermord in Tschetschenien gehindert werden, weil er als Partner noch gebraucht wird.

Der bürgerliche, der konservative und der direktdemokratische Widerstand soll mit der leninistischen Faschismuskeule mundtot gemacht werden. Wer nicht für die Polit-Architektur dieses neuen Europa ist, wird des Rechtsextremismus, des Nationalismus und der Fremdenfeindlichkeit bezichtigt. Das beinhaltet auch den Versuch der europäischen Linken, eine alleinige Kontrolle über die globalisierende Großfinanz Europas zu erlangen. In dieser Frage sind noch massive Auseinandersetzungen mit den Vertretern einer harten Globalisierungslinie und einer totalen Deregulierung der Märkte zu erwarten.

Der gigantische Börsenboom in Frankreich wurde in Zusammenarbeit mit amerikanischen Wirtschaftskreisen gezielt inszeniert, um für die "Global players" einen Brückenkopf in Europa zu implementieren.

Die enorme militärische Aufrüstung in den EU-Ländern und der Aufbau eigener Truppen sind sicher nicht für Phantasie-Manöver auf der fiktiven Atlantikinsel Kiloland bestimmt.

Die Großmachtpläne für ein Europa des Dritten Weges sehen sowohl Gewinne für eine totalitäre Linke als auch für eine rücksichtslose Wirtschaftsmafia "globaler Spieler" vor und katastrophale Verluste für die Mehrzahl der Menschen, für die Demokratie und die Natur!

Den Protagonisten dieser Politik geht es einzig und allein um die Macht. In einer Sondersendung des österreichischen Fernsehens über die EU-Sanktionen hat der deutsche SPD-Politiker Gernot Erler in erstaunlicher Offenheit geäußert, daß mit den EU-Maßnahmen in erster Linie gar nicht Österreich gemeint sei. Grund dafür sei vielmehr die Tatsache, daß es in nahezu allen EU-Mitgliedsstaaten Kräfte und Bewegungen gebe, die den europäischen Integrationsprozeß und insbesondere die Ost-Erweiterung in der derzeitig geplanten Form ablehnen. Das heißt im Klartext: Wer in Europa anderer Meinung ist als Brüssel und die Sozialistische Internationale, hat damit zu rechnen, politisch ausgegrenzt und als rechtsextrem, nationalistisch usw. diffamiert zu werden. Ähnliches hatte bereits EU-Kommissionspräsident Romano Prodi am 13. Februar im lettischen Riga angekündigt. Strenge Maßnahmen à la Österreich hätten in Zukunft alle Mitgliedsstaaten zu gewärtigen, die den Interessen der EU zuwiderhandeln. Dies sei, so Prodi, die "neue Wirklichkeit" Europas.

Bezüglich der Machtaufteilung zwischen den großen Nationen, die einen Führungsanspruch in Groß-Europa erheben, werden in Zukunft noch diverse Nebengeräusche zu hören sein. Der extreme französische Nationalismus, das britische Pochen auf Eigenständigkeit und die Angst vor einem erstarkenden Pan-Germanismus könnten dabei die bestimmenden Faktoren sein.

Sollte dieser Weg wirklich beschritten werde, wäre dies das Ende des humanistischen Europa, das Ende einer Weltfriedensordnung, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg mühsam aufgebaut wurde. Schon heute zeigen sich die verheerenden Konsequenzen der neuen Nato-Doktrin und des Präzedenz-Krieges im Kosovo: Rußland überrollt Tschetschenien, China bedroht neuerdings Taiwan mit Krieg, falls die dort anstehenden Wahlen nicht im Sinne Pekings ausfallen sollten. Und Europa baut eine Streitmacht auf, die im Namen von "humanitärer Intervention" zu Disziplinierungsmaßnahmen bereit sein wird, die das gegenwärtige Vorgehen gegen Österreich bei weitem übertreffen könnten.

Aus der Sicht der größenwahnsinnigen Geostrategen gibt es einen Haken an der ganzen Sache: Die Menschen und die Völker Europas wollen diese Entwicklung nicht. Deshalb werden sie auch von ihren Regierungen möglichst wenig gefragt. Die Mißachtung des Völkerrechts und die Schwächung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen bringen die Welt an den Rand kriegerischer Auseinandersetzungen, die wir in Europa nicht mehr für möglich gehalten hatten. Diese Entwicklung ist nicht zwangsläufig, sie wird von den gewissenlosen Strategen der Machtpolitik so angestrebt.

Es gibt aber Alternativen und friedfertige Lösungsmöglichkeiten, die aus der besten Substanz des europäischen Abendlandes heraus kommen. Das europäische Bildungsbürgertum müßte in der Lage sein, eine Wertegemeinschaft auf dieser Substanz zu begründen, anstatt sich einer menschenfeindlichen Polit- und Wirtschaftsideologie zu verkaufen. Es kann nur dann Frieden geben, wenn die Menschen nicht daran gehindert werden, sich frei zusammenzuschließen und ihr demokratisches Gemeinwesen aktiv zu gestalten. Internationale Rechtsvereinbarungen können nur dann zum Wohle aller Menschen nutzbar gemacht werden, wenn die nationale Souveränität geachtet und das Selbstbestimmungsrecht der Völker als zentraler Bestandteil internationalen Rechts endlich respektiert wird. Großmachtpolitik hat die Menschheit bisher nur ins Unglück geführt – diese Lehre müssen wir insbesondere aus der Geschichte des 20. Jahrhundert ziehen.

(Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der in Zürich erscheinenden Zeitung "Zeitfragen")