20.04.2024

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22.04.00 Globalisierung läßt die "Menschen auf der Strecke"

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. April 2000


"Standorte höchsten Gewinns"
Globalisierung läßt die "Menschen auf der Strecke"

Globalisierung wird das alles beherrschende Thema der nächsten Jahrzehnte sein. Es klingt zunächst harmlos, hört sich nach Modernisierung, Liberalisierung und nach raschem Gewinn an. Finanzgeschäfte im Sekundentakt und Niederlassungen in allen Erdteilen. Aber warum dann diese tagelangen Straßenschlachten der 30 000 gegen die WTO in Seattle? Und jetzt bei den Frühjahrstagungen in Washington das gleiche Bild? "Weniger Arbeitslose" hat die WTO versprochen ...

Es ist also notwendig, viel genauer hinzusehen. Schon 1995 wurde auf der San-Francisco-Tagung als Zukunftsaspekt verkündet: "Nur noch 20 Prozent der Arbeitskräfte werden nötig sein, 80 Prozent werden überflüssig (gemacht werden). Die Zukunftsaufgabe wird sein, 80 Prozent "bei Laune zu halten". Im rüden US-Jargon wurde hierzu der Begriff des "tititainment" geprägt, was auf Spaßgewinn durch Sex und Beschäftigungsersatz zielt.

Die Formel der Zukunft heißt Gewinnexplosion durch Massenentlassungen. "Die Fusionswelle führt in einen Haifisch-Kapitalismus, die Marktwirtschaft nennt sich frei, ist aber nicht mehr sozial" umreißt Bundesbankdirektor Horst Rudolf Übelacker gegenüber dem OB, was sich zuletzt um die "Bank 24" abspielen sollte. "Es entsteht eine Diktatur ohne Diktator. Aber ist one-world ein Naturgesetz? Nein, man muß sich immer fragen, was steckt dahinter", geht Übelacker dem Übel auf den Grund und zitiert Roosevelt: "Immer wenn in der Politik etwas geschieht, geschieht es mit Absicht!" Handelt es sich also um "gesteuerte Vorgänge" von "Wallstreet und Ostküste"? "Immer, wenn die Bilderberger tagen, ist dies mit Termin und Ort überall zu lesen. Nur die Inhalte bleiben stets unveröffentlicht."

Ganz klar: Die dort an "globalen Strategien" bauen, sind die Vorläufer oder eigentlich schon jetzt die Weltregierung. "Ein Regierungschef hat heute den großen Industriekapitänen kaum noch etwas entgegenzusetzen." Gefordert ist Einsatz für die 80, nicht für die Interessen der 0,1 Prozent. Kulturelle Unterschiede müssen natürlich verschwinden. "Wenn wir die Eigenarten beseitigen, bricht die große Zeit des Friedens und Wohlstands ohne Kriege an", will man uns tatsächlich weismachen. Charles de Gaulles Europa der Vaterländer ist da unerwünscht, obwohl es machbar wäre. An den jüngsten Beispielen des Umgangs der EU mit Österreich zeigt sich, was sein soll: "Eine zentrale Organisation setzt sich über die Interessen ihrer Einzelmitglieder schamlos hinweg." Dabei könnte das europäische Haus durchaus eine Chance sein, wenn es nicht als eine einzige Halle gebaut wird, sondern jeder die Geborgenheit eines eigenen Zimmers behält. Aspekte der Regionen (Tirol) könnten durchaus vorteilhaft sein. Der EU-Mantel darf nicht die Interessen seiner Nationen aufsaugen.

Aber so wie es läuft, nennt es Übelacker beim Namen: "Maastricht ist wie Versailles, nur ohne Krieg." Und zur Globalisierung findet er das Wort "Vagabundierendes Kapital sucht sich Standorte höchsten Gewinns. Die Menschen sind dabei nicht von Interesse, sondern bleiben auf der Strecke." B. W.