20.04.2024

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29.04.00 Elite

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. April 2000


Elite
Von Peter Fischer

Es war kein Scherz, denn es geschah am 20. und nicht am 1. April, daß in den "Stuttgarter Nachrichten" die Meldung auftauchte, wonach die grüne Europa-Abgeordnete Ilka Schröder mit dem famosen Vorschlag aufwartete, "osteuropäische Schleuserbanden aus EU-Mitteln zu subventionieren, damit mehr eingeschleust werden können". Diese Tätigkeit sei als "Dienstleistung" zu verstehen und zudem eine "humanitäre Maßnahme, denn die Hilfe illegaler Fluchthelfer sei für viele Menschen die einzige Möglichkeit, nach Europa zu kommen". Das Geld, um die Fluchthelfer bezahlen zu können, wollte die quicke Abgeordnete, nochmals ganz bundesdeutsche Vollblutpolitikerin, von der europäischen Polizeibehörde abkassieren.

Der Ruf nach dem Sanitätsauto ist bisher unterblieben. Liegt das nun an der Duldung des Bürgers oder an der Übermacht oder der Unbildung der Politiker?

Der Verfasser dieser Zeilen erinnert sich, daß er vor Jahren in Begleitung eines höheren Beamten des Auswärtigen Amtes einen General besuchte, der in seinem Arbeitszimmer ein unverkennbares Ölbild Moltkes, des "großen Schweigers", zu hängen hatte. Der Beamte, wohl um sich sofort als Leuchte zu erkennen zu geben, meinte anerkennend zum Gastgeber: "Ah, Hindenburg!" Unsere Blicke gingen lange und stumm über die Decke, zu den langen Buchregalen und schließlich zum Fenster ins Weite hin ...

Seit es Mode geworden ist, mit dem Mißverständnis zu operieren, daß Demokratie, deutsche zumal, keine politisch und ethisch gereifte Führungsschicht benötige, greifen immer schneller solche Menschen nach dem Zepter der Macht, die am allerwenigsten begreifen, daß Politik vor allen Dingen Außenpolitik ist. Man muß nicht unbedingt den derzeitigen Außenminister bemühen, der noch 1993 weder die Nato noch die Bundeswehr und am allerwenigsten einen militärischen Einsatz gebilligt hätte und von dem man heutigentags keinen vergleichbaren "Scharfmacher" an seiner Seite zu nennen wüßte. "Albrights Liebling" spotten längst die Kenner der Szene, doch den Ex-Taxifahrer (mit gefährlicher Fracht!), Berufsprotestler und Fleischergesellen ficht dies im Jahrhundert der Nullen nicht an. Längst zieren noble Teppiche die großzügig installierte Wohnung, werden die Turnschuhe nur noch aus tatsächlich sportlichen Gründen heraus getragen und verschwindet die Krawatte nur noch an Parteitagen verschämt in der Westentasche. Besteht hier Hoffnung auf Berufskundigkeit?

Der Blick zum östlichen Nachbarn zeigt es: Es gab nicht wenige, die angesichts des Zusammenbruchs des Bolschewismus in Rußland in der Hoffnung schwelgten, daß die neue, unverkennbar hochkriminelle Führungsschicht sich im Fortgang der Zeit versachliche, daß sie das Räuberhafte verliere und in der nächsten Generation geläutert das Ruder des russischen Staatsschiffes ergreife, um es in gleichsam geordnete Fahrrinnen zu steuern.

Diese Hoffnung scheint vergebens. Ein auf Lüge erbautes Regime, das in seiner Entartung allmählich dahin gerät, daß es die politische Lüge, die gezielte Propaganda für Wahrheit hält, bleibt schon unfähig, allein den gordischen Knoten bloßer Durchschnittlichkeit zu durchtrennen. Es stümpert immer in der Mittellage und gerät alsbald auf abschüssiges Gelände. Die Analyse, die am Anfang stehen muß, deckt sich nicht mit den nationalen Eigeninteressen, die Korrektur unterbleibt. Die Fremdbestimmung verlangt ihre Rechte, die Talfahrt beginnt.

Ein gereifter Chefredakteur, ein weiser Fahrensmann in politischen Schieflagen und Untiefen, bekundete vor kurzem sehr allgemein, daß er als junger Mensch, als Volontär, der Meinung war, ein Politiker, der nach oben steige, müsse mit jeder höheren Stufe ein neues Maß an politischen Kennntnissen und an menschlicher Reife erlangen. Doch im Fortgang der Jahre sei er zu der Überzeugung gelangt, je weniger einer hier Fortschritte aufweise, desto höher steige er.

Man muß nun nicht nur nach den Erben oder den Importeuren des Bolschewismus sehen, denn auch hier sind tiefe Spurrillen vorgegeben, die nicht immer geradewegs in die allgemeine Volkswohlfahrt führen.