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29.04.00 Museum Schwerin: "Aus der Tradition zur Moderne"

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. April 2000


Aus eigenen Beständen
Museum Schwerin: "Aus der Tradition zur Moderne"

Es müssen nicht immer die großen Leihgaben aus aller Welt sein, um eine "anständige" Ausstellung auf die Beine zu stellen. Manches Mal schlummern ungeahnte Schätze unter den eigenen Beständen – man muß nur das passende Motto finden, sie einem interessierten Publikum zu präsentieren. Ein solches Motto hat das Staatliche Museum Schwerin, Alter Garten, gefunden: unter dem Titel "Aus der Tradition zur Moderne" zeigt man dort noch bis zum 21. Mai Malerei von 1870 bis 1935 aus der eigenen Sammlung (mittwochs bis sonntags 10 bis 17 Uhr, dienstags bis 20 Uhr; Katalog, 156 Seiten, zahlr. farbige Abb., 39,80 DM).

Am Beispiel dieser Sammlung zeichnet die Schweriner Ausstellung die Entwicklung der Kunst vom Realismus und Spätimpressionismus bis zur abstrakten Kunst nach. Auf eine rein chronologische Präsentation wurde verzichtet, um von einigen Künstlern mehrere Werke nebeneinander vorstellen zu können und so die Entwicklung zu zeigen. Bestes Beispiel in dieser Reihe ist zweifellos der Ostpreuße Lovis Corinth, der mit vier Gemälden in Schwerin vertreten ist, darunter die einzige Leihgabe – die Walchenseelandschaft mit Abhang des Jochberges aus dem Jahr 1924; sie wurde 1937 im Verlauf der Aktion "Entartete Kunst" aus dem Schweriner Museum entfernt und konnte nach dem Krieg vom Niedersächsischen Landesmuseum Hannover erworben werden. Neben der Walchenseelandschaft ist ein früher weiblicher Rückenakt aus dem Jahr 1888, ein Porträt Charlotte Berend-Corinths mit Sohn Thomas aus dem Jahr 1909 und ein Herbstblumenstrauß aus dem Jahr 1923 zu sehen. An diesen vier "typischen Corinths" wird der Titel der Ausstellung besonders deutlich. Corinths "Schaffen bewegt sich zwischen Realismus, Symbolismus und Postimpressionismus bis hin zu expressionistischen Tendenzen", erläutert Lisa Jürß, der die Konzeption der Ausstellung oblag, im Katalog das Werk des Meisters aus Tapiau. "Und dennoch kennt es keine Brüche, ist eine Symbiose jener das 20. Jahrhundert prägenden künstlerischen Auffassungen und reflektiert trotz Festhaltens am Gegenstand bei lichtvoll-lockerer Malweise den Aufbruch der Kunst in die Moderne des 20. Jahrhunderts."

Neben Lovis Corinth, Oswald Achenbach, Willy Jaeckel, Alexej von Jawlensky, Franz von Lenbach oder Max Liebermann und neben Malern aus Mecklenburg, so aus der Künstlerkolonie Schwaan, ist auch der Goldaper Alfred Partikel (1888–1945) mit einer Landschaft vertreten. Partikel verbrachte lange Jahre in der Künstlerkolonie Ahrenshoop. Von Ludwig Dettmann (1865–1944), von 1901 bis 1916 Direktor der Königsberger Kunstakademie, stammt das Triptychon "I Mose III" aus dem Jahre 1892, mit dem er auf der Berliner Kunstausstellung großes Aufsehen erregte, hatte er doch für den Mittelteil kein Heiligenbild gewählt, sondern eine Szene aus dem bäuerlichen Alltag, um den "Fluch der Erbsünde" zu dokumentieren.

Allemal sehenswert, diese Schweriner Ausstellung! SiS