17.04.2024

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29.04.00 Die Ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. April 2000


Die Ostpreußische Familie
Lewe Landslied,

manchmal sind es Vorgänge, die tauchen erst nach einem halben Jahrhundert wieder im Gedächtnis auf, weil irgendein Ereignis zum Auslöser wurde. Andere trägt man über Jahrzehnte mit sich herum, denkt oft daran und schiebt sie zur Seite, weil man glaubt, daß die Sache aussichtslos sei. Und dann wagt man es schließlich doch – so wie Ursula Lundt, die, "weil bei der Ostpreußischen Familie so viele erstaunliche Dinge zustande kommen", sich nun doch an uns wendet.

1938 war es, da hatte Ursula Lundt, geb. Scharffetter, auf der Hochschule für Lehrerinnenausbildung in Schneidemühl ihre letzte Seminararbeit geschrieben, die das Thema "Meine Salzburger Vorfahren" hatte. Diese Arbeit über die Familien Scharffetter und Forstreuter mit Ahnentafel, Zeichnungen, Skizzen, Fotos und Statistiken war für sie so wichtig, daß sie diese in einem kleinen, braunen Koffer auf der Flucht im letzten Kriegswinter bei sich trug. Am 15. März 1945 fuhr sie mit dem Zug von Barth/Pommern nach Rendsburg, den Koffer hatte sie als Gepäckstück aufgegeben. Er kam aber nie in Rendsburg an, weil der betreffende Zug unterwegs durch Beschuß verunglückte. Die Hoffnung von Frau Lundt ist, daß irgend jemand damals den braunen Koffer gefunden und an sich genommen hat, weil ihm bewußt war, daß der Inhalt für den Verlierer wichtig ist. Ich glaube allerdings nicht daran, daß sich der Koffer auffinden läßt, will aber gerne die Frage weitergeben: "Weiß jemand etwas über den Verbleib des Koffers mit der Seminararbeit?" (Ursula Lundt, Augustinum, Sterleyerstraße 44/App. 1061, in 23879 Mölln.)

Es gibt schon seltsame Dinge zu entdecken. Arno Piper bekam von einer Bekannten ein stilisiertes Eichenblatt aus Holz mit aufgesetzter Elchschaufel geschenkt. Diese wunderschöne Holzarbeit hatte die Dame auf dem Warendorfer Flohmarkt entdeckt und sofort an Herrn Piper gedacht, weil er, 1928 in Königsberg geboren, schon dort als Junge mit Reiterei angefangen hat. Interessant ist der handschriftliche Text auf der Rückseite: "Von einem rumänischen Tischlermeister der mir verwaltungsmäßig unterstellten umfangreichen Gefangenen-Auffanggruppe aus Dankbarkeit für gute Behandlung und Verpflegung angefertigt. Trakehnen Oktober 1918. Aus ostpreußischer Eiche. Kapitänleutnant (Name nicht leserlich)." Dann noch einmal ein Datum: "22. 5. 1918." Herr Piper nimmt an, daß dieses Eichenblatt durch einen Gestütsmitarbeiter von Trakehnen nach Warendorf gekommen ist. Wer weiß etwas über seine Geschichte? (Arno Piper, Otto-Hahn-Straße 40 in 47906 Kempen.)

Auch Kurt Breuer hat etwas entdeckt: Im Nachlaß einer in Flensburg verstorbenen ehemaligen RAD-Maidenoberführerin befanden sich Namenslisten von damaligen Maiden in niedersächsischen RAD-Lagern. Der Schriftverkehr bezieht sich auf die Zeit der Auflösung des Lagers, vornehmlich im April 1945, und beinhaltet ganz offensichtlich die Sorge um die als heimatlos geführten Mädchen, darunter 18 Maiden der Geburtsjahrgänge 1925–27 aus Ostpreußen. Ich kann hier leider die Liste nicht veröffentlichen, aber vielleicht hat jemand von diesen Ehemaligen daran Interesse, um sich an alte Gefährtinnen zu erinnern und diese zu suchen. Die Liste liegt bei mir. Ich danke Herrn Breuer aus Harrislee, gebürtiger Berliner mit ostpreußischer Ehefrau, für sein Interesse und Bemühen.

Eure
Ruth Geede