23.04.2024

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06.05.00 Simbabwe: Mugabes mörderische Helden

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Mai 2000


Simbabwe: Mugabes mörderische Helden
Terror gegen Weiße soll ablenken von Korruption und Mißwirtschaft
Von WILLEM van KAPPEN, Pretoria

Bei Regimekritikern in Simbabwe, dem einst blühenden Rhodesien, ist seit jüngster Zeit ein T-Hemd mit folgendem Aufdruck überaus beliebt: Auf der Brustseite steht lediglich die zweideutige Kurzfassung des Präsidentennamens: Rob Mugabe, auf der Rückseite: before he robs you!. Damit ist die politische und wirtschaftliche Situation bereits beschrieben: eskalierende Unzufriedenheit aufgrund steter Korruption, unaufhaltsamer Mißwirtschaft und einsetzender Anarchie.

Diese Zeitung wies bereits vor über zwei Jahren darauf hin ("Ganz heiße Kartoffeln"– Folge 51/1997), daß mit Beginn der ersten Demonstrationen und gewalttätigen Ausschreitungen während der zweiten Hälfte des Jahres 1997 die Totenglocken für den von Linken regierten Staat zu schwingen begonnen hätten. Damals freilich war das Läuten noch auf Arbeiterunruhen beschränkt: "Zehntausende Landarbeiter legten auf allen großen Farmen die Arbeit nieder, blockierten die Zufahrtsstraßen zu den Städten und legten das gesamte Land lahm, zumal sich die Genossen in den Betrieben und Firmen, Banken und Krankenhäusern, Minen und Sicherheitsfirmen im Nu den Streiks um Lohnerhöhungen anschlossen."

Heute ist es mit Almosen nicht mehr getan, um die "revolutionären Massen" im Zaum zu halten. Was will man auch mit inflationärem Geld in einem Land anfangen, in dem es kaum mehr etwas zu kaufen gibt? Sowohl die Inflationsrate als auch die Arbeitslosigkeit haben inzwischen die 50 Prozent-Marke überschritten. Darüber hinaus ist jeder fünfte Schwarze mit HIV infiziert oder bereits an Aids erkrankt. Nein, heute geht es um die nackte Existenz! Der Despot Mugabe ist nicht bereit, das Feld des wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Chaos, also das Produkt seiner 20jährigen Machtausübung, zu räumen. Wie alle anderen Diktatoren Afrikas auch, will er – komme, was da wolle – bis an sein Lebensende das Zepter der Macht behalten. Wenn es geht, mit "demokratischen Mitteln", beispielsweise mittels Verfassungsänderung, und falls alle Stricke reißen, mit Hilfe des "demokratischen Befreiungskampfes".

Die demokratischen Mittel haben bezeichnenderweise bereits versagt: Ein Referendum, in dem Mugabe eine Verfassungsänderung legal durchzusetzen gedachte, ging Mitte Februar mit Pauken und Trompeten verloren. Etlichen Zeitungsberichten zufolge hat die Nation vom Politbüro und der kommunistischen Partei "Zanu (PF)" "die Schnauze gestrichen voll".

Die erst vergangenes Jahr gegründete oppositionelle Bewegung für den Demokratischen Wechsel erhält zum Schrecken der Neokommunisten unaufhaltsamen Zulauf. Vor allem die weißen Farmer, deren schwarze Beschäftigten und die Mehrheit des Matabele-Volkes unterstützen die Antikommunisten. Die Anhänger Mugabes rekrutieren sich hauptsächlich aus den sogenannten "Kriegsveteranen" (gemeint sind ehemalige Terroristen, die sich während der sechziger und siebziger Jahre vor allem durch Bombenanschläge profiliert haben), der "Arbeiter- und Bauernklasse" sowie der Mehrheit des Shona-Volkes.

Den Politkommissaren fiel es nicht schwer, der Proletariertruppe Mugabes die bedrohlichen Gewitterwolken am politischen Himmel zu deuten: "Ihr werdet um Euren Sieg betrogen!" – so und mit ähnlichen Propagandasprüchen wurden die Massen aufgewiegelt und zu "Aktionen" aufgerufen. Diese wurden am 6. März eingeläutet, als Tausende "Veteranen", von denen viele kaum der Pubertät entronnen sind, begannen, Ländereien von weißen Farmern zu besetzen. Es gelte, das Land der besitzenden und ausbeutenden Klasse nach 20 Jahren "Sieg über den Imperialismus und Kolonialismus" endlich der "arbeitenden und besitzlosen Klasse" zu übergeben.

Diese vermeintliche Rechtfertigung entpuppt sich bei näherem Hinsehen als übler Vorwand eines zum Untergang verurteilten Regimes: Unmittelbar nach dem Fall Rhodesiens konfiszierten die kommunistischen Machthaber Hunderte von Farmen – und verteilten diese freigiebig unter den Genossen. Noch heute nennt jeder Minister mehrere Farmen sein Eigen, die generös an Familienangehörige weiterverliehen wurden. Kritiker merken denn auch an: Ginge es in Simbabwe tatsächlich um eine Bodenknappheit, warum stellt dann der Staat nicht einen Teil der Millionen Hektar von Staatsgrund zur Verfügung? Weiter liegen in Simbabwe Hunderte von Farmen seit rund 20 Jahren verlassen und brach dar. Sie brauchten nur wieder in Gang gesetzt zu werden. Dem Ostpreußenblatt gegenüber erklärte der ehemalige Tabakbauer Abel van der Merwe, dessen Farm bei Kadoma noch während des Krieges verkauft wurde und auf dem heute Mugabes einst "landlose" Schützlinge leben, daß auf diesem Gut seit dem Machtwechsel nichts mehr angebaut werde. Die Felder seien längst vom Busch überwuchert. Vor wenigen Wochen wurde auch diese ehemalige Farm besetzt – bis die "Veteranen" erkannten, daß hier nichts zu holen war und wieder abzogen – auf eine bewirtschaftete Farm.

Die hier in Rede stehenden, rund 4000 Betriebe erwirtschaften mehr als 50 Prozent der gesamten Erträge Simbabwes, das eine Gesamtbevölkerung von etwa zwölf Millionen (davon etwa 60 000 Weiße) zu ernähren hat. Der nun einsetzende Produktions- und Ernteausfall, die Zerstörungen und Diebstähle auf den Höfen, das eintretende Chaos werden das Land noch schneller in den Angrund reißen, so befürchten Beobachter, als dies Mugabes marxistischer Mißwirtschaft bislang gelungen ist. Der Oberste Gerichtshof in der Hauptstadt Harare, dem ehemaligen Salisbury, hat die Besetzungen mittlerweile schon zweimal für widerrechtlich erklärt, freilich ohne, daß sich Mugabes Banden daran gestört hätten oder sich die Ordnungskräfte zum Einsatz berufen fühlten. Der Sprecher der Bauerngewerkschaft (CFU), David Hasluck, hatte öffentlich gewarnt, daß, wenn der Staat nicht augenblicklich eingreife, das Land in Anarchie versinke. Das war vor sieben Wochen. Seitdem sind etwa 1000 Farmen besetzt worden. Der unmittelbar bevorstehende Bürgerkrieg hat die Straßen erreicht.

Angesichts der Praktiken der Terroristen werden bei vielen deutschen Heimatvertriebenen schreckliche Erinnerungen wach: Mit Stöcken, Keulen, Messern und seit neuestem auch mit AK47-Sturmgewehren bewaffnet, stürmen Horden von Marodeuren auf die Güter. Sie plündern die Felder und Plantagen, rauben aus den Scheunen, was nicht niet- und nagelfest ist, schlachten Vieh und Geflügel und dringen in die Häuser ein, wobei die Frauen und Kinder – vor allem die Mädchen – vielfach widerlichen Belästigungen ausgesetzt sind. Diese "Veteranen" kommen in Scharen. Sie werden mit Bussen regelrecht herangekarrt. Den von den Bauern herbeigerufenen Ordnungskräften entgegnen sie, daß sie selbst das Gesetz seien und keine Instruktionen der Polizei anerkennen würden. Mehr noch: Der Sprecher der "Veteranen", Kedmond Dube-Ntsiane, drohte der simbabwischen Tageszeitung "Daily News" zufolge, daß die Besetzer mit Waffengewalt gegen die Polizei vorgingen und "zurückschlügen" sollte sie den Versuch unternehmen, die Besetzer von den Farmen zu vertreiben: "Wir werden Gewalt mit Gewalt beantworten." Die Ordnungskräfte sind bislang noch nicht eingeschritten. Kein Wunder. Hatte doch Mugabe bereits Anfang März die Order erlassen, daß die Farmbesetzer ("squatters") nicht von den Höfen entfernt werden würden.

Inzwischen sind seit den ersten Besetzungen zwei Monate vergangen – die Situation eskaliert. Vor gut vier Wochen kam es zu den ersten Todes- und Gewaltopfern. Erste Bomben gegen Oppositionelle sind explodiert. Die ersten weißen Farmer wurden ermordet, viele andere gefoltert: Am 15. April überfielen Banden im Macheke-Bezirk, etwa 120 Kilometer östlich von Harare, den Besitz des Farmers David Stevens. Fünf andere Farmer, die Stevens zu Hilfe eilten, wurden angeschossen. Stevens wurde mit je einem Schuß zwischen die Augen und in den Rücken "liquidiert", die anderen, verletzten Männer barbarisch gequält: Mit Eisenstangen, Steinen und Gürteln wurden sie die gesamte Nacht lang geschlagen. Die Reaktion Mugabes spricht Bände: Er verteidigte am 16. April die Gewaltakte mit den Worten, die Täter seien "Helden im Kampf gegen die ungerechte Landverteilung".

Nach den Aussagen des Zeugen John Osborne hatten die feigen Angreifer während ihres Überfalls nicht ein einziges Mal den Grundbesitz oder die Farmbesetzungen als Motiv erwähnt. Als Beweggrund für ihre Tat gaben sie Osborne zufolge an, daß die Zusammengeschlagenen nicht Präsident Mugabe und seine Partei unterstützten. Nach einer Pressemitteilung der südafrikansichen Nachrichtenagentur "Sapa" und der US-amerikanischen "Associated Press" ist es keine Ausnahme, daß die Angreifer von der Regierungspartei Zanu (PF) angeheuert und bezahlt würden. Mittlerweile werden auch Journalisten, vor allem, wenn es sich um weiße handelt, von den "Veteranen" angegriffen – und nicht nur verbal. Bei Centenary entkamen britische und französische Reporter nur mit Glück den mit Speeren bewaffneten "Veteranen". Andere Journalisten wurden verhaftet, da sie von einem bevorstehenden Militärputsch berichteten. Auf einem Parteitreffen der Zanu (PF) in Harare wurden während der Präsenz Mugabes unter dem Gejohle Tausender seiner Anhänger mehrere Journalisten geschlagen und des Ortes verwiesen. Anfang des Monats kam es indes zum ersten Mal in der Geschichte Simbabwes zu einer Großdemonstration gegen das Regime. Über 3000 Demonstranten, darunter auch 200 weiße Landwirte, zogen aus Protest gegen die katastrophalen Verhältnisse friedlich durch die Straßen Harares – bis sie von Anhängern Mugabes mit Knüppeln und Macheten angegriffen wurden. Einige Demonstranten wurden getötet. Die den Demonstrationszug begleitende Polizei schritt nicht ein.

Unterdessen verkündete Mugabe Anfang April, daß er sämtliche weiße Farmen ohne Entschädigung enteignen werde. Kürzlich erklärte er die weißen Farmer öffentlich zu Staatsfeinden.

Es wird in Simbabwe trotz allem nicht zu einer Neuauflage des Krieges der sechziger und siebziger Jahre kommen. Von den ursprünglich rund 280 000 Weißen haben damals, nach der "Befreiung", etwa 80 Prozent das Land verlassen. Diejenigen, welche vor 20 Jahren im Lande blieben, waren meist solche mit liberaler Gesinnung. Sie akzeptierten oder unterstützten gar die neuen Machthaber, und sie werden mit Sicherheit nicht mit Waffengewalt gegen die "Veteranen" vorgehen. Im Gegenteil: In langen Reihen stehen im ehemaligen Rhodesien gebliebene weiße Bauern desillusioniert vor der britischen Botschaft und den Konsulaten und setzen alles daran, einen britischen Paß zu bekommen und das Land zu verlassen.

Ein anderer Bürgerkrieg steht trotz der weißen Resignation vor der Tür. Er wird unter dem heutigen Regime in Harare auch mittels der völligen Besetzung und Enteignung der Farmen nicht zu verhindern sein, da es nur vordergründig um die Landfrage geht.

Die Frage, die derzeit die Menschen im südlichen Afrika am meisten beschäftigt, ist folglich, ob die simbabwischen Verhältnisse auf die Nachbarstaaten überschwappen können. "Rapport", der größten afrikanischen Wochenendzeitung, zufolge sind Mitte April die ersten Drohungen auch gegenüber südafrikanischen Farmern gefallen. Im Ost-Transvaal (Mpumalanga) wurden in vielen Ortschaften Plakate an Wänden und Mäste entdeckt, die ankündigen: "Was in Simbabwe geschieht, wird auch in Mpumalanga geschehen!" "Sapa" zitierte Thomas Dladla vom marxistischen Arbeiterkomitee in Wakkerstroom, daß "hier die Arbeiter wie in Simbabwe zur Tat übergehen müßten, da sie ansonsten nicht mehr überleben könnten." Der ANC warnt zur Zeit noch vor Gewalttaten – aber es gibt in Südafrika wohl niemanden, der ernsthaft glaubt, die aus Gewerkschaftlern, Kommunisten und ANC zusammengesetzte Regierung in Pretoria würde gegen ihre eigenen Wähler vorgehen.

Übrigens: Im November des vergangen Jahres änderte in Südwestafrika (Namibia) das von Sam Nujomas marxistischer Partei "Swapo" beherrschte Parlament die Verfassung. Die Klausel, die bislang eine Präsidentschaft auf zwei Jahre begrenzt hatte, wurde gegen den wirkungslosen Protest der Oppositionsparteien gestrichen. Zugunsten Nujomas, der sich nun bis ans Ende seines Lebens zum Präsidenten küren lassen kann. Sofern ihn nicht eine Oppositionspartei entweder mit dem Stimmzettel hinwegfegt oder sich ihm im Busch zum Kampf stellt.