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06.05.00 Zitate:

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Mai 2000


Zitate:

Bekundungen dieser Art ließen zwar Kuwait in den strahlendsten Farben leuchten, reichten jedoch nicht aus, um die amerikanische Bevölkerung von der Notwendigkeit eines US-Militäreinsatzes gegen den Irak zu überzeugen. Stärkere "Geschütze" mußten aufgefahren werden. Hill & Knowlton ließen erforschen, wie die Amerikaner auf die Kuwaitproblematik reagierten bzw. was ihre Gemüter besonders bewegen könnte, und kam zu dem Ergebnis, daß Verbrechen an Kindern und ähnlichen Greueltaten ein Grund wären, militärisch zu intervenieren. Plötzlich tauchte eine Geschichte in den Medien auf, die diese Vorgabe nahezu ideal zu erfüllen schien – die Brutkasten-Story: "Von allen Anklagen, die gegen den irakischen Diktator erhoben wurden, schlug keine bei der amerikanischen Öffentlichkeit so stark an wie die, daß irakische Soldaten dreihundertzwölf Babys aus ihren Brutkästen genommen und sie auf dem kühlen Krankenhaus-Fußboden von Kuwait-Stadt hatten sterben lassen.

Der Ursprung ist unklar. Die ersten Fassungen erschienen Anfang September 1990 in der Londoner "Daily Mail" sowie in der "Los Angeles Times" und wiesen als Quellen den kuwaitischen Wohnungsbauminister aus. Ungeprüft begann die Story in den Medien zu kreisen, aber zum Inbegriff der "Vergewaltigung Kuwaits" durch die irakische Soldateska wurde sie erst, als man ihr durch eine öffentliche Präsentation offizielles Gewicht verlieh ...

Um so erstaunlicher war es für sie, daß man ihnen nun solche Bedeutung beimaß und einen so spektakulären Rahmen bot. Sie wußten nicht, daß sie nur als Glaubwürdigkeitskatalysator für die eigentliche Präsentation dienen sollten, und lieferte "Nayirah" ein fünfzehnjähriges kuwaitisches Mädchen, das als Augenzeugin in Erscheinung trat. In erschütternden Berichten beschrieb sie die Brutalität der Besatzer und Aggressoren: "Ich tat freiwilligen Dienst im Al Addan-Hospital (...) Während ich dort war, sah ich die irakischen Soldaten bewaffnet in das Krankenhaus kommen und in den Raum gehen, wo fünfzehn Babys in Brutkästen lagen. Sie nahmen die Babys aus den Brutkästen, nahmen die Brutkästen mit und ließen die Babys auf dem kalten Fußboden zurück, wo sie starben." Die Bilder von Nayirahs emotionalem Auftritt gingen um die Welt, und am Abend zeigte sich Präsident George Bush auf einer Feier im Weißen Haus hochzufrieden mit deren Wirkung – er habe die Anhörung auf CNN verfolgt und finde es äußerst begrüßenswert, daß das Leid Kuwaits entsprechend gewürdigt wurde. Die beiden Vorsitzenden des Arbeitskreises gaben sich zutiefst beeindruckt: "In der achtjährigen Geschichte des Arbeitskreises für Menschenrechte haben wir von vollkommen glaubwürdigen Augenzeugen, die wir in dieser Zeit vernommen haben, noch nie dermaßen makabre und grauenhafte Horrorstories gehört."

Die Täuschung war gelungen und die Weltöffentlichkeit aufgerüttelt. Niemand ahnte und kaum jemand wußte, daß es sich bei Nayirah um die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA handelte und keineswegs um eine "glaubwürdige Augenzeugin". In den Wochen nach dem Spektakel versuchte die Menschenrechtsgruppe Middle East Watch die Aussagen, die vor dem Arbeitskreis gemacht wurden, zu verifizieren, jedoch ohne Erfolg. Um so emsiger brachten die Presseagenten von Hill & Knowlton die Brutkasten-Story unters Volk und bereiteten die nächste Attacke auf die öffentliche Meinung vor.

Mira Beham, "Kriegstrommeln/Medien, Krieg und Politik", dtv



Schon Jahrhunderte hindurch sind wir ein Rätsel politischer Verfassung, ein Raub der Nachbarn, ein Gegenstand ihrer Spöttereien, uneinig unter uns selbst, kraftlos durch unsere Trennungen, stark genug, uns selbst zu schaden, ohnmächtig, uns zu retten, unempfindlich gegen die Ehre unseres Namens – ein großes und gleichwohl verachtetes, ein in der Möglichkeit glückliches, in der Tat aber sehr bedauernswürdiges Volk.

Friedrich Karl von Moser, 1723–1798, "Von dem deutschen Nationalgeist"