29.03.2024

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06.05.00 Leserbriefe und Meinungen:

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Mai 2000


Leserbriefe und Meinungen:


Bestialische Taten
Betr.: Greuel der Roten Armee

Als Nicht-Ostpreuße lernte ich Ihre Zeitung bei einem Heimattreffen meiner Ehefrau (Kreis Neidenburg) kennen. Ich habe immer wieder diese sehr interessante Zeitung gelesen und auch zeitweise abonniert. Als ein Zeitzeuge der Kriegsgeneration (bei Kriegsende 17 bis 18 Jahre) finde ich es lobenswert, mutig und auch wichtig, daß man über diese Zeit und auch über die Geschichte Preußens, Deutschlands und Nachkriegsdeutschlands korrekt und wahrheitsgemäß berichtet.

Im November 1944 sah ich die ersten Flüchtlinge aus Tilsit und Memel. Unsere Einheit war vorübergehend in Konitz (Warthegau) stationiert. Wir hörten schreckliche Berichte dieser Flüchtlinge, später im Februar 1945 erlebten wir selber unvorstellbare Dinge bei einigen der wenigen Gegenstöße im Raum Hinterpommern. Was man alten Frauen (über 80jährigen), aber auch ganz jungen Mädchen unter 14 Jahren, angetan hatte, kann kein anständiger Soldat einem am Kampf unbeteiligten Zivilisten antun. Das war mit der Grund, weshalb wir noch weiterkämpften. Es ging oft nur noch darum, die Front solange zu halten, bis die Zivilbevölkerung raus war oder die Lazarette, Krankenhäuser im Eiltempo geräumt waren. Mag von der NS-Regierung sicher viel Unrecht über Europa gebracht worden sein, doch diese bestialischen Taten der sogenannten "glorreichen Roten Armee" gegen Frauen, Kinder und Greise sind in keiner Weise gerechtfertigt. Es sind Bilder, die einem jungen Soldaten für sein ganzes Leben nie aus dem Kopf gehen.

Siegfried Seidel, Hagen



Globalisierung als erfrischender Zwang
Betr.: Folge 16/00 – "(Alb-) Traum mit Geschichte"

In Folge 16 ist von "Globalisierung" die Rede: "Globalisierung läßt die Menschen auf der Strecke", "(Alb-) Traum mit Geschichte". Thematisiert werden neben anderem die Proteste gegen Konferenzen zu diesem Thema, so die in Seattle und Washington D.C.; "die Formel der Zukunft heißt Gewinnexplosion und Massenentlassungen", was die Globalisierung alles ist, darunter "ein herausragender Bestandteil einer hegemonialen Weltpolitik", daß "sie auf eine strukturelle Veränderung in einer einheitlichen Weltordnung zielt" und ähnliches mehr. Ich vermag dem Gesagten eine gedanklich klare Linie nicht zu entnehmen.

Man kommt der Sache auf den Kern, sieht man sie evolutionär. Hinter der Worthülle "Globalisierung" verbirgt sich doch offenkundig nichts anderes als die notwendige Folge des historischen Technikfortschritts, der seit einiger Zeit das "Informationszeitalter" erreicht hat. Dieses ermöglicht das Erfassen, Verarbeiten und Übermitteln von Informationen dergestalt, daß die räumlichen und zeitlichen Dimensionen keine Hindernisse mehr sind. Man wurde ortsungebunden. Außerdem haben sich Unternehmer immer fragen müssen, wo und wie am besten sie Kapital "anbauen" können. Das beantworten die Informationen jetzt auf Weltbasis, und ihnen folgt das Kapital auf dem Fuß. Es wandert dorthin, wo die Erträge anfallen. Informationen und mit ihnen das Kapital geraten so außer Kontrolle der "Politik", die zurückbleibt und so vielerorts bereits Lachnummer ist.

Die Protestler in Seattle, Washington und Davos wollen natürlich den so entstandenen welt- umspannenden Konkurrenzdruck nicht. Das linke Haustier mag das rechte Raubtier nicht, das ist alles. Man liebt das Sozialheim, nicht die freie Wildbahn; also ein Urthema linken und rechten Wesens: bei dem Das Ostpreußenblatt zu meiner Verwunderung "Menschen auf der Strecke" läßt und den "Haifisch-Kapitalismus" in den Mund nimmt. Es verträgt sich auch nicht mit den Denkgesetzen, mit jenem "Kapitalismus" nun gleich eine kommende "Weltregierung" zu verbinden. Das Einebnen staatlicher und anderer Identitäten beziehungsweise deren Sozialisierung (wie derjenigen Deutschlands relativ zu Europa) wäre hierfür Voraussetzung, d. h. Kapitalismus und Weltregierung sind Gegensätze. Der Globus und die ihm innewohnenden schöpferischen Kräfte und kommerziellen Naturgesetze werden sich eine "hegemoniale Weltstaatsordnung" nicht leisten. Nicht jeder ist bis über beide Ohren rosarot und legt seine Selbstbestimmung einer wie immer gearteten Fremdbestimmung zu Füßen. Die Globalisierung ist für viele ein erfrischender Zwang, rechts zu denken und zu handeln. Das Ostpreußenblatt hat hier die Grundmuster politischer Gesinnung etwas durcheinander gekriegt.

Dr. Gunter v. Bronsart, Egestorf



Geistiges Erbe aufgreifen
Betr.: Die multikulturelle Identität Deutschlands

Als langjähriger Leser des Ostpreußenblatts weiß ich um die traditionsbewahrende, deutsch-nationale Tendenz dieses Blattes, die ich schätze und auch im wesentlichen teile.

Im vergangenen Jahrhundert ist in deutschem Namen Millionen von Menschen Unrecht geschehen, auch Millionen unseres eigenen Volkes: Ich denke an die Toten der beiden Weltkriege und auch an die Vertriebenen unseres und anderer Völker.

Es ist richtig, daß Menschen ein Unrechtsbewußtsein anerzogen wird. Wir Deutsche mußten darin Nachhilfeunterricht nehmen. Andererseits haben Deutsche allen Grund, auf ihr kulturelles und geistiges Erbe mit Aufmerksamkeit, Interesse und Gründlichkeit zurückzublicken, sich damit zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. Wenn man genauer hinschaut, kann man erkennen, daß es in der Geschichte unseres Volkes eine Vielzahl von Kulturen gab, die immer einen regen Austausch fanden, zuerst im völkerverbindenden Latein, dann in der hochdeutschen und niederdeutschen Sprache. Noch im 19. Jahrhundert gab es auf "deutsch-sprechendem" Boden über hundert Einzelstaaten. Alle diese Menschen fühlten sich als Deutsche.

Es gibt nun umstrittene Ansichten, was eine Nation ausmacht, ein gewichtiger Aspekt aber wird immer die gemeinsame Sprache sein, denn mit der Sprache erlernt der Mensch auch die Kultur der Sprechenden. Daher brauchen wir Deutsche uns meiner Meinung nach keine großen Sorgen zu machen, wie viele Ausländer wir in unserem Lande "verkraften" können – das wird die Wirtschaft schon auf ihre Weise regeln – worum wir uns wirklich sorgen müssen, ist, wie wir diese Zugewanderten bei uns integrieren. "Blut allein gibt noch keine Identität" titelte am 4. April Thomas Kielinger in seinem Essay in der Welt, und er erläuterte die These am Beispiel Großbritanniens und der USA. Mit wieder wachsendem Selbstbewußtsein wird unser deutsches Volk seine Tradition an weitere Millionen Menschen anderen Blutes weitergeben, so wie es in der 2000jährigen Geschichte unseres Volkes schon oft geschehen ist.

Manfred W. Metschuk, Großhansdorf



Glücklicher Zufall
Betr.: Das Ostpreußenblatt

Ich lese Ihre Zeitung mit wahrer Begeisterung. Und so kommt es mir immer wieder in den Kopf, wie schade es doch ist, daß ich fast dreißig Jahre lang den linken SPIEGEL gelesen habe. Dabei habe ich mir noch eingebildet, daß dies besonders klug sei, denn ,"Spiegel‘-Leser wissen mehr!".

Es ist tatsächlich eher einem Zufall zu verdanken, daß ich Ihr Blatt entdeckte. Meine zweite Frau ist Westpreußin aus der Gegend um Deutsch Eylau. Deshalb gingen wir auf dem hiesigen Stadtfest – weil es hier keinen Westpreußenverband gibt – notgedrungen zum Ostpreußenstand und erhielten dort ein Exemplar des Ostpreußenblattes. Das las ich aber nur, weil es eben da war und nicht in Erwartung, daß es etwas Besonderes sei. Wir hatten ja den "Westpreußen". Da dieser nicht viel Unterschied zu den etablierten Medien aufweist, nahm ich an, daß sei bei Ihnen ebenso. Also las ich Ihre Zeitung, bestellte sogar ein paar Probenummern und meldete dann nach der ersten Probenummer Ihrem Verlag, daß ich die Zeitung nicht brauche. Damit Ihnen keine Unkosten wegen der Probenummern entstünden, legte ich 10 oder 20 DM bei.

Ihr Verlag aber konnte so schnell nicht die Probelieferung stoppen, und so bekam ich noch ein oder zwei Zeitungen. Und erst darin erkannte ich den ungeheuren Wert des Ostpreußenblattes und abonnierte sofort. Sie sehen, es hing also am dünnen Faden, denn ich dachte mir ja, was soll ich mit dem Ostpreußenblatt, da ich ja Schlesier bin?

Diese detaillierte – vielleicht etwas umständliche – Schilderung soll dokumentieren, daß es sicherlich auch heute noch viele Menschen gibt, die ganz einfach vom Wert Ihrer Zeitung keine Kenntnis haben und auch nicht haben können.

Egon Kühnel, Lüdenscheid



Prügelknabe Deutschland
Betr.: Zwangsarbeit

Zum Thema der Zwangsarbeit möchte ich Stellung nehmen mit meinen Erlebnissen.

In unserem Ort und auch im Nachbarort lebten mehrere Zigeunerfamilien. Während des Krieges wurden die Männer nun zur Arbeit herangezogen, und sie arbeiteten in Königsberger Betrieben. Sie kamen an den Wochenenden zu ihren Familien nach Hause und brachten in ihrem Koffer den Lohn und die schmutzige Wäsche mit. Am Sonntagabend sah man sie wieder mit ihrem Koffer und sauberer Wäsche zur Bahn gehen, um nach Königsberg an ihren Arbeitsplatz zurückzufahren.

Die Familien erhielten Lebensmittel- und Kleiderkarten, genau so wie wir. Die Frauen kauften sich Kleiderstoffe und brachten sie zu meiner Schwägerin, die Schneiderin war, die ihnen daraus ihre Trachten (Blusen und weite Röcke) nähte. Die Frauen und auch die Männer sahen nun immer sauber und gut gekleidet aus, was vorher nicht der Fall war.

In Chicago hatte ich eine polnische Familie als Nachbarn. Die Frau erzählte mir, daß sie als 18jährige von Polen nach Deutschland in den Raum Elberfeld zur Arbeit gebracht worden war. Als dann 1945 die große Befreiung kam, verspürte sie keine Lust nach Polen in ihre Heimat zurückzugehen. Es gefiel ihr viel besser in Deutschland, und so blieb sie da. Sie lernte später ihren Mann kennen, der dasselbe Schicksal hatte, und sie heirateten. Dann wanderten beide später nach Amerika aus. Ich bin sicher, daß dies kein Einzelfall ist.

Es gibt keine Nation auf der Welt, die sich nicht in irgendeiner Weise an der Menschheit versündigt hat. Ist es somit nicht an der Zeit, nach einem halben Jahrhundert die deutsche Nation als "Prügelknaben der Welt" zu entlassen? Es gibt überall gute und schlechte Menschen, ganz gleich an welche Stelle sie das Leben gestellt hat. Ob als Haupt einer Nation, als Mitglied einer Regierung, eines Betriebes usw. Sie können Gutes tun, aber auch Unheil stiften und die Weltgeschichte kann davon zur Genüge berichten.

Täglich hört und liest man die großen Sprüche der Regierenden der Welt, Humanität zu üben, Menschenrecht und Recht eines jeden Menschen auf Heimat zu gewähren. Es ist höchste Zeit, diesen leeren Phrasen endlich Taten folgen zu lassen und vor allem "die Geldgier" zu beenden. Nur dann kann es eine Möglichkeit geben, daß alle Nationen friedlich mit- und nebeneinander leben können.

Frieda Lukner, Orlando/USA



Gleichschaltung
Betr.: Folge 16/00 – Von "Hunnen" und "Neubürgern"

Ich finde Ihre Zeitung großartig. Wo kann man in unserem total verbogenen Land sonst noch so klare Artikel lesen? Die Kolumnen von Herrn H. J. Leesen finde ich immer sehr gut. So auch die, über die "Sprache als Waffe". Es ist sehr richtig, was Ihr Kolumnist schrieb. Die Gleichschaltung unserer Presse ist auffällig und erinnert an frühere Zeiten, als ein Reichspressechef das alles steuerte. Außer den aufgeführten Beispielen möchte ich noch auf die Eliminierung des "Volkes" hinweisen, neudeutsch "Gesellschaft" oder "Bevölkerung".

Rudolf Weiße, Waiblingen



Kleinere Archive fehlen
Betr.: Folge 13/00 – "Aufbewahren für spätere Zeiten"

Zu der an sich wichtigen Anregung von Hans v. Leesen, in Familienbesitz vorhandene Unterlagen den großen Archiven zu übereignen, ist anzumerken, daß die Konzentration von vielen hunderttausenden und zum Teil von Millionen von Dokumenten in den von ihm genannten staatlichen Archiven nur für Historiker interessant sein kann, die über längere Zeit wissenschaftliche Studien in diesen Archiven betreiben können. Dies ist jedoch nicht allein der erforderlichen allgemeinen Aufklärung über die geschichtlichen Vorgänge des vergangenen Jahrhunderts dienlich. Wer sucht denn schon als historisch interessierter Laie eines der genannten Archive auf, um sich über die ihn interessierende Zeitgeschichte zu informieren, wie das besonders herausgestellte Bundesarchiv/Militärarchiv in Freiburg i. Br. Wer kann bei der Suche nach dem gewünschten dokumentarischen Material schon angesichts des riesigen Bestandes dieser Archive möglichst schnell das finden, was gesucht wird.

Dabei ist eine breitflächige Informationsmöglichkeit über die historischen Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts dringend erforderlich.

Was in unserem Lande fehlt, ist daher nicht die propagierte Konzentration des zeitgeschichtlichen Materials in wenigen großen Archiven, die vermutlich ohnehin kaum in der Lage wären, eine weitere Flut von dokumentarischen Unterlagen meist geringen Umfangs aus Familienbesitz zu bewältigen, sondern möglichst viele kleinere, dem Laien zugängliche Archive, die zwar nicht den Umfang der im Beitrag von Hans v. Leesen empfohlenen staatlichen Archive aufweisen, dafür aber schon wegen ihres geringeren Umfangs und der dadurch viel leichteren Übersicht eine qualitativ hochwertige, umkomplizierte und schnelle Information bieten.

Es wäre zu begrüßen, wenn auch diese Archive, die zum größten Teil unter erheblichen materiellen und zeitlichen Opfern aufgebaut werden, die Unterstützung finden würden, die sie verdienen.

Hermann Saathoff, Hamburg



Bismarcks Schuhe sind zu groß
Betr.: Folge 13/00 – "Zum Geleit", (Geburtstage Bismarck/Kohl)

Ein Mitarbeiter einer großen deutschen Tageszeitung (Michael Stürmer in der "Welt" vom 1. April) schrieb zum Geburtstag Helmut Kohls am 1. April, Bismarck und Adenauer hätten dem Altbundeskanzler "wohl beifällig zugenickt". Das mag für den westgerichteten Kölner vorstellbar sein, nicht aber für Bismarck, in dessen politischer Zeit niemals deutsches Staatsgebiet als Verhandlungsmasse seiner schwierigen Bündnispolitik zur Disposition stand. Ein Eiserner Kanzler als Freund von Siegern um den Preis eines Viertels alten Reichsgebietes im Osten auf Kosten der Vertreibung von dessen deutschen Menschen ist nicht denkbar, auch nicht als Reichskanzler auf den Knien nach Lübecker Art, die nicht Lübecker Art ist. Persönlich nicht betroffene, erfüllungsbereite Verzichtspolitiker zu sein, zum Nachteil existentieller Interessen dieses Landes und von Millionen eigener Staatsbürger, blieb späteren Deutschen des Westens und Pankower Machthabern vorbehalten, die dafür des Beifalls von Siegern und Verschonten gewiß sein durften, geziert mit dem bitteren Lorbeer eines westgedachten United Europe unter weitgehender Preisgabe deutscher Eigenständigkeit. Bismarck pflegte klug und zäh, lange und beharrlich mit allen ihm zu Gebote stehenden politisch-diplomatischen Mitteln um Erhalt und Wohlsein dieses – ganzen! – Landes auch gegen nie saturierte "Freunde" zu kämpfen, was keiner der West-Enkel je wirklich tat, von Ostberliner Ausführenden zu schweigen. Nein – Bismarcks Schuhe sind den bisherigen Nachkömmlingen zu groß, und sein Beifall für deutsche Nachkriegspolitik scheint derzeit noch weniger möglich als das Verschwinden von Barbarossas Raben.

Stefanie Heidelmeyer, Alzenau