28.03.2024

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13.05.00 Drogentherapiezentrum bei Wehlau gegründet

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 13. Mai 2000


Arbeit und Abstinenz
Drogentherapiezentrum bei Wehlau gegründet

Hans Georg Burchard, der in seinem Heimatort Disselwethen (Kreis Ebenrode) das der Familie gehörende Gutshaus wieder aufbaute, wurde vor einem Jahr Opfer eines schweren Raubüberfalls. Schwerverletzt wurde der über 70jährige damals in die Bundesrepublik geflogen.

Inwischen hat Burchard das Haus in Disselwethen seinem Sohn überschrieben. Es soll nun zu einem Drogentherapiezentrum ausgebaut werden. Um dieses Projekt zu fördern, hat sich der gemeinnützige Verein "Unterstützungsfonds Drogentherapiezentrum Snamenka e. V." gegründet. In einem Informationsschreiben des Vereins heißt es: "Das Projekt ist vor dem Hintergrund der explodierenden Entwicklung auf dem Drogensektor in Rußland und hier besonders im Königsberger Gebiet und des daraus resultierenden überschwappenden Drogenhandels nach Westeuropa zu sehen. Geeignete Drogentherapiemaßnahmen existieren in Rußland lediglich in ersten Ansätzen. Für eine wirksame Therapiearbeit fehlt es an allem, vor allem natürlich an finanziellen Mitteln. Das Projekt betreibt den Ausbau eines verfügbaren Hauses zu einem Therapiezentrum. Die Therapie basiert neben absoluter Abstinenz vor allem auf der Arbeit in der Landwirtschaft. Insofern soll an die guten Erfahrungen angeknüpft werden, die bei der Drogentherapie von "Synanon"/Mark Brandenburg speziell im landwirtschaftlichen Bereich gemacht worden sind. Ziel ist es, schrittweise eine möglichst weitgehende wirtschaftliche Selbständigkeit zu erreichen. Da anders als in Deutschland, wo die Drogentherapie vom Staat finanziert wird, vom russischen Staat wegen der andauernden Finanzkrise allenfalls eine minimale Kostenübernahme erwartet werden kann, wird das Zentrum dauerhaft nur als eigenständiger und sich selbst tragender Wirtschaftsbetrieb überleben können. Der gemeinnützige Verein "Unterstützungsfonds Drogentherapiezentrum" will deutschlandweit über das Projekt informieren sowie die Partner und Förderer dafür finden. Die Entwicklung des Projektes geschieht im engen Einvernehmen mit der russischen Administration. Der russische Träger des Zentrums in Disselwethen ist die "Stiftung für Rehabilitation von Suchtkranken Orechowo" in Wilkendorf, Kreis Wehlau. Der Initiator der Stiftung, der in Rußland sehr bekannte Therapeut Sergej Jelisaritsch leitet in Wilkendorf (50 Kilometer ostwärts von Königsberg gelegen) seit 1996 erfolgreich ein Therapiezentrum für 20 Drogenabhängige. Geistlicher Mentor dieses Zentrums ist der deutsche Priester Romuald Pawletta. Ihm ist es zusammen mit den russischen Partnern und privaten Spenden aus Deutschland gelungen, eine für Rußland beispielhafte Einrichtung zu schaffen. Die so bitter nötige Intensivierung der Drogenhabilitation im Lande wird wesentlich davon abhängen, ob es gelingt, vergleichbare Einrichtungen zu schaffen. Das Zentrum in Disselwethen ist hierzu ein erster Schritt.

Seit November 1999 ist das Haus in Disselwethen im wöchtentlichen Wechsel von einer Gruppe Patienten aus Wilkendorf unter Aufsicht eines Therapeuten belegt. Der erste Segment eines dringend benötigten Wirtschaftsgebäudes wurde in Angriff genommen und steht kurz vor der Fertigstellung. Staatliche Fördermittel zum Ausbau des Landwirtschaftsbetriebes sind beantragt, mit einer teilweisen Bewilligung kann noch dieses Jahr gerechnet werden. Zur Zeit laufen die Vorbereitungen für die Frühjahrsbestellung (Gemüseanbau).

Der Enkel des letzten deutschen Eigentümers und Sohn des Wiedererbauers des Hauses, Diplomlandwirt Mathias Burchard, wird in den nächsten drei Jahren persönlich vor Ort den Ausbau der Landwirtschaft begleiten.

Bis zum Erreichen einer gewissen wirtschaftlichen Selbständigkeit des Zentrums wird es mindestens noch zwei bis drei Jahre brauchen. Auch wenn der landwirtschaftliche Ausbau mittels Fördergeldern möglich sein wird, so bleibt dennoch zunächst die Lücke der Personal- und Betriebskosten. Aus diesem Grund werden zur Zeit mehrheitlich nur Patienten aufgenommen, die die Therapie und Verpflegungskosten selbst tragen können. Dies ist ein auf die Dauer nicht tragbarer Zustand, der nur geändert werden kann, wenn sich weitere Förderer und Paten für Therapeuten als auch für Patienten finden lassen.

Vor kurzem ist Mathias Burchard mit Traktor und landwirtschaftlichen Maschinen nach Disselwethen gefahren, um die Frühjahrsbestellung zu erledigen. Die finanzielle Lage des Projektes ist gerade in der Anfangslage äußerst angespannt. OB

Informationen zu diesem Projekt bei: Traugott v. Below, Baumgartenbrück 8 j, 14542 Geltow, Telefon 0 33 27 / 5 53 34, Fax 0 33 27 / 5 66 70.