29.03.2024

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20.05.00 Wahl ohne Wähler? Fast jeder zweite blieb in NRW zu Hause

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 20. Mai 2000


Die "Mehrheit" von 28 Prozent
Wahl ohne Wähler? Fast jeder zweite blieb in NRW zu Hause

Das eigentliche Ereignis des Abends spielte bei den Analysen kaum noch eine Rolle: die katastrophale Wahlbeteiligung von nur 56,7 Prozent. Damit waren fast so viele Nordrhein-Westfalen nicht zu den Urnen gegangen, wie Union und SPD zusammen auf sich vereinigen konnten.

Ausgehend von der Zahl aller 13 Millionen Wahlberechtigten ergibt sich denn auch ein ganz anderes Ergebnis an Rhein und Ruhr, nämlich: Nichtwähler: 43,3 Prozent, SPD: 24 Prozent, CDU: 20,7 Prozent, FDP: 5,5 Prozent und Grüne: 3,9 Prozent. Die rot-grüne Koalition kann sich somit auf eine "Mehrheit" von nicht einmal 28 Prozent der nordrhein-westfälischen Wahlberechtigten stützen.

Noch dramatischer sehen die Verluste der einzelnen Parteien auf ihr Ergebnis von 1995 bezogen aus. Danach verlor die CDU 13 Prozent ihrer Wähler, die Sozialdemokraten 18 Prozent und die Grünen sogar 38 von Hundert. Allein die Freien Demokraten konnten ihr Ergebnis sowohl gegen über den Konkurrenten als auch absolut gesehen mehr als verdoppeln.

Wolfgang Clements SPD scheint dies jedoch ebensowenig zu berühren wie seinen CDU-Herausforderer Jürgen Rüttgers. Der Sozialdemokrat gab unverdrossen die Parole aus: "Wir haben die Mehrheit – und deshalb haben wir gewonnen", während sich Kohls einstiger "Zukunftsminister" damit tröstete, das (jämmerliche) Resultat von 1995 wenigstens annähernd gehalten zu haben.

Dabei dürfte es bei weitem nicht bloß das sonnige Wetter gewesen sein, das die Menschen von den Wahlurnen fernhielt. Vielmehr hatte offenbar ein Großteil der Menschen den Eindruck gewonnen, daß Wahlgänge dieser Art Ereignisse sind, die die Parteien und Medien mehr oder weniger für sich selbst veranstalten. Der ganze Rummel erinnerte an Kampagnen konkurrierender Supermarktketten, deren Angebote beliebig austauschbar sind.

Die hohlhölzerne "Kinder statt Inder"-Parole des Jürgen Rüttgers konnte diese Leere kaum füllen. Zum Thema neue Gastarbeiter ließe sich zwar einiges sagen und aussagen. Indes war dem CDU-Linksflügler Rüttgers von Beginn an anzumerken, daß er hier nichts als einen Wahlkampf-Gag liefern wollte. Das haben offenbar zu viele bemerkt. Auch könnten sich kritische Köpfe an die Hessenwahl vergangenes Jahr erinnern. Dort zog die Union eine Unterschriftenaktion gegen den "Doppelpaß" auf und gewann damit haushoch. Kaum war der Sieg jedoch errungen, verschwand die Aktion von der Bildfläche, der Doppelpaß kam, und von der CDU ward nichts mehr gehört.

Unter den kleinen Parteien spielten in Nordrhein-Westfalen nur Republikaner und PDS eine Rolle, beide kamen knapp über ein Prozent, wobei die Reps noch etwas besser abschnitten als die SED-Erben. Wichtig besonders für die Republikaner: Sie kommen mit diesem Ergebnis wenigstens in den Genuß der Wahlkampfkostenerstattung. H. H.