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20.05.00 "Sternenkrieg" und B-Waffen gehören wieder zum Rüstungsszenario

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 20. Mai 2000


Bio-Tod für "Schurkenstaaten"?
"Sternenkrieg" und B-Waffen gehören wieder zum Rüstungsszenario
Von Jörg Hohmann

Zweieinhalb Seiten widmete die Berliner Tageszeitung "Die Welt" in ihrer Ausgabe vom 9. Mai d. J. dem Thema "biologische Waffen". Ein erstaunlicher Umfang für ein Thema, das in der öffentlichen Wahrnehmung noch nicht einmal ein Schattendasein führt. Mehr noch: das Thema "Bedrohung durch biologische Waffen" existiert im Bewußtsein der meisten Europäer überhaupt nicht. Vor diesem Hintergrund wären die Beiträge zum Thema in der genannten Ausgabe der "Welt" verdienstvoll, hinterließen sie nicht das eigentümliche Gefühl, fristgerecht erschienen zu sein. Denn das Bedrohungsszenario, das in den Artikeln zum Thema entworfen wird, wirkt wie eine Legitimation für die Ankündigung der USA, das eigentlich bereits beerdigte SDI-Programm aus den Zeiten Ronald Reagans wieder aufleben lassen zu wollen.

Die USA bemühen sich derzeit, den Russen zu verdeutlichen, daß dieses Programm nicht gegen sie, sondern gegen die sogenannten "Schurkenstaaten" wie den Irak, den Iran oder Nordkorea gerichtet sei. Diesen Staaten wird insbesondere von seiten der USA vorgeworfen, auch an biologischen Massenvernichtungswaffen zu arbeiten. Insbesondere im Hinblick auf den Irak gibt es in der Tat eine Reihe von Indizien, die auf eine umfangreiche Biowaffen-Produktion hindeuten. Wie umfangreich, darüber kann freilich nur spekuliert werden. Die Schwierigkeiten fangen bereits damit an, Anlagen zur Herstellung biologischer Waffen zu identifizieren, unterscheiden sich diese doch durch nichts von gewöhnlichen biotechnologischen Laboratorien. Noch schwieriger wird es, zwischen der militärischen und der zivilen Nutzung von Bakterien zu unterscheiden. Im gleichen Maße, wie man gentechnische bessere Impfstoffe entwickeln kann, lassen sich auch pathogene Keime züchten.

Konkrete Anhaltspunkte für die umfangreiche Produktion biologischer Kampfmittel fanden die UN-Inspekteure im Irak, insbesondere in Salman Pak, einem biologischen Forschungszentrum, das während des Golfkrieges im Jahre 1991 bombardiert wurde. Nach Auffassung des Pentagon war Salman Pak, das in der Nähe von Bagdad liegt, eine der größten Anlagen zur Produktion von chemischen und biologischen Waffen im Irak. Diese Anlage war eine von insgesamt drei Anlagen (die beiden anderen lagen in Bagdad und Karbala), die den hochtoxischen Erreger Milzbrand (Anthrax) hergestellt haben sollen.

In der Nähe von Salman Pak entdeckten die UN-Inspekteure zugeschüttete Gräber mit vielen hundert Leichen. Weiter entdeckten die Inspekteure Zellen und Inhalationskammern, die nicht nur groß genug für Tiere, sondern auch für Menschen waren. Die Iraker leugneten, daß in Salman Pak jemals an biologische Kampfstoffen gearbeitet worden sei, und behaupteten, die in Massengräbern verscharrten Leichen seien Saboteure oder Dissidenten gewesen, die nach dem Krieg getötet worden seien. Die Untersuchung einiger weniger Leichen seitens der Inspekteure ergab nichts Auffälliges.

Der Verdacht erhärtete sich erst, als die Iraker alle Leichen kurz nach der Kontrolle aus den Gräbern holten und sie an einen unbekannten Ort brachten. Es muß davon ausgegangen werden, daß die Ermordeten als Versuchspersonen für den Test biologischer Waffen mißbraucht wurden und Indizien für diese Experimente beiseite schaffen wollten. Der Irak behauptete, nach dem Golfkrieg alle biologischen Waffen zerstört zu haben. Experten aber vertreten die Meinung, daß ein Teil dieser Waffen immer noch existent sei und die Produktion in geheimen Anlagen weiterbetrieben werde. Die USA sind natürlich über die Vorgänge in Salman Pak bestens unterrichet. Die konkrete Furcht, zum Zielobjekt feindlicher Attacken mittels biologischer Waffen zu werden, hat zu einer ganzen Reihe von Aktivitäten geführt. In den derzeit diskutierten Krisenszenarien werden sowohl der Angriff einer feindlichen Macht von außen als auch terroristische Anschläge durch religiöse Fanatiker, Abtreibungsgegner oder radikale ethnische Gruppen innerhalb der USA ins Auge gefaßt. Die Wahrscheinlichkeit terroristischer Anschläge ist dabei aus Sicht der Sicherheitsbehörden höher als der Angriff von außen, können doch biologische Waffen relativ leicht über die Grenzen ins Landesinnere gebracht werden. Welchen Stellenwert die USA der Bekämpfung und Erforschung biologischer Kampfmittel beimessen, zeigt die Tatsache, daß die USA zwischen 1998 und 2003 ca. sechs Milliarden Dollar in Programme investieren werden, die mit Maßnahmen gegen bioterroristische Attacken verbunden sind. In Europa hingegen sucht man nach ähnlichen Maßnahmen vergeblich, um hier von der Bundesrepublik ganz zu schweigen. Die Leistung der europäischen Regierungen gipfelt darin, die Möglichkeit bioterroristischer Anschläge zu verdrängen.