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© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 27. Mai 2000


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Die deutsche Nachkriegsgeschichte läßt sich als Bogen zwischen zwei Daten beschreiben: Nach dem 8. Mai 1945 ging mit der Kapitulation des Reiches die Souveränität uneingeschränkt auf die Sieger über; am 15. März 1991 gewann das vereinte Deutschland sie zurück, als der Friedensvertrag, aus guten Gründen Zwei-Plus-Vier-Abkommen genannt, in Kraft trat. Alle Regierungen haben in den Jahren dazwischen insgesamt erfolgreich versucht, den deutschen Handlungs- und Entscheidungsspielraum zu erweitern. Ein Markstein dieser Entwicklung war das Berlin-Abkommen Anfang der Siebziger Jahre, als erstmals in einer vitalen Frage die Vier Mächte nicht ohne die Mitwirkung der beiden deutschen Regierungen entscheiden konnten. Aber auch nachdem BRD und DDR Mitglieder der Vereinten Nationen wurden, behielten die Vier Mächte ihre unkündbaren Siegerrechte und mit Ihnen die Souveränität über die ganz Deutschland und Berlin betreffenden Fragen.

Die 46 Jahre zwischen beiden Daten sind kurz für ein Volk, lang aber im Leben des einzelnen. Man gewöhnte sich in Deutschland daran, daß wichtige Fragen durch andere entschieden wurden, und respektierte ihre Führungsrolle. Daß die Großen über die großen Dinge bestimmten, wurde so verinnerlicht, daß die grundlegend neue Situation, die am 15. März 1991 begann, kaum ins öffentliche Bewußtsein trat. Mit der völkerrechtlichen Souveränität wurde nicht automatisch die Souveränität des Denkens verliehen oder erworben.

Nach dem Exzeß des Nationalismus und dem Anschlag des Pendels, nationales Bewußtsein zu verdrängen, fällt es schwer, das Gleichgewicht zu finden, die Normalität. Vierzig Jahre lang sei die Bundesrepublik der treueste Vasall der USA gewesen, und man rechne nicht mit einer Änderung – damit erklärte ein amerikanischer Freund unseres Landes das geringe Interesse der USA an Deutschland. Daß sich hierzulande kaum jemand über den "Vasallen" aufregte, bestätigt die Schwierigkeit, die Normalität zu erringen.

Was für den einzelnen die Volljährigkeit ist, ist für den Staat die Souveränität: In Respekt vor den Rechten anderer die Verantwortung für das eigene Handeln, auch für eigene Fehler übernehmen. Emanzipation von den Eltern ist keine Undankbarkeit. Die Deutschen haben die letzte Verantwortung für die eigene Nation. Keine andere Nation wird für uns entscheiden. Egon Bahr

"Der Nationalstaat: Überlebt

und unentbehrlich", dtv

Die Globalisierung zerstört bestehende solide Wirtschaftsstrukturen, ohne angemessenen Ersatz zu schaffen. Es kommt auch zu keiner dauerhaften weltweiten Arbeitsteilung, wie uns die Globalisierungsprofiteure weismachen wollen. Die Verhältnisse werden zunehmend instabil. Sie ähneln jenen von Nomadenvölkern, die ihre Zelte abbrechen, wenn die Gegend abgeweidet ist. Gleichermaßen werden die Fabriken geschlossen, wenn die Produktion am bisherigen Standort nicht mehr die gewünschten Gewinne abwirft.

Die Globalisierung der Wirtschaft führt außerdem zu einer Globalisierung ihrer Krisenanfälligkeit. Insoweit droht sogar die Gefahr eines "globalen Domino-Effektes". Je enger die Staaten wirtschaftlich verflochten sind, um so leichter kann ein zusammenbrechender Staat die anderen mit ihm verbundenen Staaten zum Einsturz bringen. In ihrer Maßlosigkeit gleicht die Globalisierungspolitik einem "Turmbau zu Babel", und viel spricht dafür, daß sie – wie jener Turmbau – mit einer Katastrophe für die davon betroffenen Menschen enden wird.

Manfred Ritter/Klaus Zeitler

"Armut durch Globalisierung – Wohlstand durch Regionalisierung",

Stocker-Verlag Graz