26.04.2024

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03.06.00 Der äthiopisch-eritreische Kampf ist wieder entbrannt

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 03. Juni 2000


Afrika: Krieg im Armenhaus
Der äthiopisch-eritreische Kampf ist wieder entbrannt

Äthiopien und Eritrea lösen in der Regel nur eine Assoziation aus: Hunger. Immer wieder werden diese beiden Staaten am Horn von Afrika von Hungerkatastrophen biblischen Ausmaßes durchschüttelt, die die Existenz von Millionen von Menschen bedrohen. Die aktuelle Hungerkatastrophe, ausgelöst durch eine nicht enden wollende Dürre, hat bisher ca. drei Millionen Rindern das Leben gekostet. In einigen Regionen sind nur noch zehn Prozent des früheren Rinderbestandes zu finden. Die Folge: Insbesondere Milch wird immer knapper, was für Kinder verheerende Konsequenzen nach sich zieht. Die Uno-Landwirtschaftsorganisation FAO brachte die Lage auf den Punkt: erst stirbt das Vieh, dann der Mensch.

Acht Millionen Menschen sind deshalb allein in Äthiopien vom Hungertod bedroht, 25 Millionen in beiden Staaten müssen ständig mit Lebensmittellieferungen unterstützt werden. Zu diesen ka- tastrophen Lebensbedingungen kommen nicht enden wollende kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Äthiopien und Eritrea, die in hiesigen Kreisen Kopfschütteln auslösen. Wie können Habenichtse wie Äthiopien und Eritrea noch Krieg führen? Und vor allem: Wie finanzieren diese Staaten diesen Krieg? Beide Staaten scheinen noch eine gewisse finanzielle Reputation zu haben, gehören doch zu ihren Waffenlieferanten Rußland, einige osteuropäische Staaten, aber auch, so wird zumindest kolportiert, Israel, China und Italien. Inwieweit das jetzt durch den UN-Sicherheitsrat verhängte Waffenembargo greifen wird, muß abgewartet werden. Die Erfahrungen vergangener Konflikte zeigen, daß die internationalen Waffenhändler immer wieder Mittel und Wege finden, Waffenembargos zu umgehen.

Die Ursprünge des selbstmörderischen Krieges am Horn von Afrika reichen bis in den Zweiten Weltkrieg zurück. 1941 gelang es England durch die Schlacht von Keren, die damalige Kolonialmacht Italien aus Eritrea hinauszudrängen. Die Italiener hatten Eritrea im 19. Jahrhundert für unabhängig erklärt. Die neue britische Militärregierung faßte im Anschluß an die Kämpfe den Entschluß, Eritrea entlang der religiösen Grenzen des Landes zu teilen. Die Küste und die Hochlandregionen fielen an Äthiopien, das muslimisch dominierte westliche und nördliche Tiefland fiel an die britische Kolonie Sudan. 1952 reagierten die Vereinten Nationen (Uno) auf den eritreischen Ruf nach Selbstbestimmung mit der Schaffung einer äthiopisch- eritreischen Föderation. Diese wurde 1962 von Haile Selassie abgeschafft, der die Region Eritrea annektierte. Damit beschwor Haile Selassie einen fast 30 Jahr andauernden Unabhängigkeitskrieg herauf, der mit der Ausrufung der Unabhängigkeit Eritreas am 24. Mai 1993 endete. 1991 gelang es dem heutigen Präsidenten Eritreas, Isaias Afewerki, zusammen mit seinem Kampfgefährten Meles Zenawi Eritrea unter Kontrolle zu bringen. Zenawi marschierte nach der Eroberung Eritreas in Äthiopien ein, wo er den Diktator Haile-Mariam Mengistu stürzte. Seit 1995 ist Zenawi Ministerpräsident Äthiopiens.

Die Freundschaft der beiden Kampfgefährten endete abrupt, als Afewerki daran ging, mit der von Zenawi zugesicherten Autonomie Äthiopiens ernst zu machen. Afewerki rief die Unabhängigkeit aus, führte 1998 eine eigene Währung ein und verlangte von Äthiopien Zölle und Gebühren. Entscheidend für die folgenden Auseinandersetzungen dürfte die Tatsache sein, daß durch die Unabhängigkeit Eritreas Äthiopien keinen Zugriff mehr zum Meer hat, der die Basis für den Export darstellt. Seit 1998 kommt es immer wieder zu Kampfhandlungen zwischen beiden Staaten, bei denen nach Schätzungen bisher etwa 100 000 Soldaten und Zivilisten ums Leben gekommen sein sollen.

Der äußere Anlaß für die aktuellen Kämpfe ist ein ca. 400 Quadratkilometer großes Stück Ödland in der Nähe der Stadt Badme. Legt man letzte Meldungen zugrunde, dann zeichnet sich ein Sieg der äthiopischen Truppen ab. Stefan Gellner