27.04.2024

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03.06.00 Erinnerung an den Königsberger Max Fürst

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 03. Juni 2000


Heimat ist, wenn ...
Erinnerung an den Königsberger Max Fürst

Holz ist ein sehr schönes Material, aber bis es seine zärtliche Glätte erreicht hat, muß man sich und es durch alle Widerwärtigkeiten und Widerborstigkeiten quälen, da wird einem nichts geschenkt. Wer es in eine Form zwingen will, muß trickreich sein und die Zähigkeit eines Löwenbändigers haben", schrieb Max Fürst in seinen Lebenserinnerungen "Gefilte Fisch". Und er muß es wissen, denn schließlich war er ausgebildeter Tischler und hat mit dem Holz gerungen. Der Königsberger, der am 2. Juni vor 95 Jahren geboren wurde, emigrierte Mitte der dreißiger Jahre nach Jerusalem, lebte in Haifa und Kairo, kehrte jedoch 1950 nach Deutschland zurück. Fünf Jahre vor seinem Tod am 21. Juni 1978 in Stuttgart griff Max Fürst zur Feder und schrieb seine Erinnerungen an seine Jugend in Königsberg nieder.

"Der gefilte Fisch ist eigentlich ein jüdisches Nationalgericht", erläuterte Max Fürst einmal den Titel seiner Erinnerungen. "Man nimmt die Gräten heraus und füllt ihn dann mit lauter guten Sachen. Bei diesem ,Gefilten Fisch‘ sind die Gräten leider drin geblieben. Die Probleme der Deutschen, der Juden, der deutschen Juden, der Schule, der Lehrzeit sind hineingepackt und zusammengebunden in der Erzählung von meiner Jugend, meiner Familie und meinen Freunden."

Es sind Erinnerungen an schwere Zeiten, an Verfolgung und Demütigung, aber auch an glückliche Jahre in der Heimat Ostpreußen: "Heimat ist, wo man den Nachbarn kennt, wo die Kinder an den Fingern die Bahnstationen aufzählen", so Fürst. Und: "Heimat ist auch, wenn man auf viele Kilometer jeden Schritt genau kennt und ganz ,wischig‘ (kribbelig) ist, weil man nicht weiß, was man dem Fremden, dem Freunde zuerst zeigen will. In der Lage bin ich jetzt auch; führe ich die Küstenlinie entlang oder erst in unser Haus oder ins Innere des Landes? Als Vorgeschmack sage ich die Namen der Dörfer, lass’ sie auf der Zunge zergehen, spreche sie einzeln aus wie ein Gedicht: Palmnicken, Kraxtepellen, Groß-Hubnicken, Kreislacken, Marscheiten, Groß-Dirschkeim mit der herrlichen Schlucht zum Meer, Brüsterort..." – Erinnerungen an eine Heimat, die auch Max Fürst verlassen mußte, nur früher als die anderen. hm