Dank einer Spende der Landsmannschaft Ostpreußen konnte Ursula Trautmann im vergangenen Jahr eine Rundballenpresse für ihren Betrieb – den Annenhof – in Ostpreußen kaufen. Im Sommer erhielt ein russisches Transportunternehmen den Auftrag, die Rundballenpresse sowie Heugeräte zu einem akzeptablen Preis zu ihrem Hof zu bringen. Das Gerät wurde unversehrt entladen und konnte alsbald in Betrieb genommen werden. Das dank der Presse geerntete Stroh und Heu habe, so Ursula Trautmann, für den größten Teil des Winters gereicht.

Die rührige Ostpreußin, die bereits seit 1996 ständig in Ostpreußen lebt, traf mit dem landwirtschaftlichen Verwalter des 8000 Hektar großen Gebietes, das den Annenhof einschließt und einer Moskauer Saatgutgesellschaft gehört, ein Übereinkommen. Um das 300 Hektar große Land ihres verstorbenen Onkels und den Annenhof zu bekommen, lieferte sie eine Milchabfüllanlage aus Deutschland und sollte mit eigenem und mit dem Vieh der Saatgutgesellschaft die Milchversorgung Königsbergs sicherstellen. Dafür wurden ihr und ihrem Mann der Annenhof mitsamt den 300 Hektar überlassen.

Aus Liebe zu ihrer Heimat war die Ostpreußin, die als 16jährige fliehen mußte, bereit, ein komfortables Leben im Westen gegen das Abenteuer Ostpreußen einzutauschen. Und abenteuerlich sind die Zustände im nördlichen Ostpreußen wirklich: So wurde Ursula Trautmann schon häufig Vieh gestohlen, und die importierte Milchabfüllanlage, mit der eigentlich die Milchversorgung für Königsberg gewährleistet werden sollte, wurde von Vandalen zerschlagen. Die Milch wird derzeit an Privatleute verkauft.

Doch die beinahe blinde alte Dame läßt sich von widrigen äußeren Umständen nicht entmutigen oder gar abhalten, ihre Idee, ein Stück ostpreußischer Kultur wiedererstehen zu lassen, in die Tat umzusetzen.

Ihr Mann und sie wollen weiter ihr gemeinsames Ziel verfolgen, für ihre Heimat und die dort lebenden Menschen die Tore nach Europa ein wenig aufzustoßen. Caroline v. Gottberg