Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 10. Juni 2000 |
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UNTERHALTUNG Pfingstlied Von KARL SEEMANN Licht aus weißer Wolke, Schaumkraut und Ginster blühn. Wer möchte nicht mit der Sonne über die Berge ziehn! Es singen in den Wäldern die Vögel allzumal, der Ruf des Kuckucks verhält, hebt an aus entlegenem Tal. Im Echo und Widerecho, im Blühen und Wiederblühn, wer möchte nicht mit der Sonne über die Berge ziehn! Es bleibt ein wunschlos Wandern. O Herz, vergiß die Qual! Der Ruf des Kuckucks verhält, hebt an aus entlegenem Tal.
Verlobung auf dem Weg Dem Adam Golubnies machte es nichts aus, ein Dutzend Zentnersäcke nacheinander drei Stiegen hoch auf den Speicher zu schleppen, ohne dabei etwa in den Knien einzuknicken. Am Ende glitzerten zwar ein paar Schweißtropfen auf seiner Stirn, aber die Stummelpfeife zwischen den Zähnen war ihm nicht ausgegangen. Nun, der Adam war eben ein Kerl wie ein Baum, mit waagerechten Trageschultern und einem Brustkorb, der das blaue Barchenthemd zu sprengen drohte, das er bei der Arbeit trug. Man nannte ihn in Ulleschen, wo der Adam Golubnies beim Bauern Balzereit in Dienst stand, nur den "Scharwerker". Und das galt sozusagen als Ehrentitel, denn damit war ein unermüdlicher Arbeiter gemeint. Ein solcher aber wurde hoch geschätzt im Masurischen. Was machte es da schon aus, daß der Adam nicht auch über gleich große wie soll man sagen geistige Beweglichkeit verfügte? Immerhin, den Masurenkalender konnte er lesen und seinen Namen durchaus schreiben. Das aber langte schließlich überall hin. Freilich, mit dem Mundwerk, da haperte es. Möglicherweise war daran aber lediglich die Tabakspfeife schuld, die er zwischen Aufstehen und Schlafengehen nur beim Essen beiseite legte. Kein Mensch sah in dieser Wortkargheit einen Nachteil, er selbst am allerwenigsten. Erst als er von der Liebe befallen wurde, da hätte Adam die Worte gern ein wenig besser setzen mögen. Denn es ist überall so auf der Welt, die Mädchen wollen mit süßen Sprüchen umschmeichelt werden. Diese Tatsache machte dem Adam Golubnies schwere Sorgen. Denn wie sollte er je mit der Anna Kolbert ins Reine kommen, wenn er seine Gefühle allenfalls durch tiefe Seufzer oder verlegenes Grinsen zeigen mochte? Die Anna war seit einem halben Jahr auf dem Nachbarhof des Balzereitschen Anwesens in Dienst, und vom ersten Tag an hatte der Adam ein Auge auf sie geworfen. Und er sah eine dralle Marjell, die auch nicht auf den Mund gefallen war, eher im Gegenteil. Aber schickt es sich, daß ein Mädchen einem Mann eine Liebeserklärung macht? Es schickt sich nicht, obwohl die Anna der Sache nicht abgeneigt schien, wie sich schließlich zeigen sollte. Daß die beiden dann doch zusammenkamen, lag daran, daß in Kaltenbronn Markttag war. Der Adam Golubnies hatte ein Kalbchen hinzuführen und außerdem einen Tragekorb mit Butter und Eiern. Und die Anna Kolbert war ausgeschickt worden, ein paar billige Töpfe zu erstehen. Sie trafen sich also ganz ohne ihr Zutun am Dorfausgang, und da war es selbstverständlich, daß sie den Weg gemeinsam machten. Der Adam freute sich unbändig. Das zeigte sich daran, daß er die Schirmmütze geradezu verwegen ins Genick schob und den Knotenstock mit Schwung durch die Luft wirbelte. Viele Worte fand er allerdings immer noch nicht. Aber auch die Marjell war kaum gesprächiger. Sie machte ein trübseliges Gesicht und warf ihrem Begleiter einen mißmutigen Blick um den anderen zu. Dem Adam fiel das schon nach einer guten halben Stunde auf. Deshalb schob er die Piep in den linken Mundwinkel und fragte mit einiger Anstrengung: "Was hast?" Anna schüttelte den Kopf, daß die Blondzöpfe nur so flogen, und erwiderte ebenso kurz: "Nuscht hab ich!" Doch weil ihr Begleiter sie unverwandt weiter anglubschte, rückt sie mit der Sprache heraus. "Gefallen will es mir nicht, daß wir beide so ganz allein sind." Adam Golubnies bekam ganz runde Augen, so erstaunlich war ihm das. "Sag warum?" wollte er nun wissen. Die Marjell senkte verschämt den Blick. "Es schickt sich nicht", sagte sie. "Die Männer sind alle Lachudders und kriegen dumme Gedanken, wenn sonst niemand dabei ist." "Dumme Gedanken?" kam es verwundert zurück. "Was heißt dumme Gedanken?" "Nu ja, all was man so hört. Vielleicht wolln sie einen Kuß, oder " Das Mädchen verstummte. Adam brauchte eine Zeit, bis er dies verdaut hatte. Man sah direkt, wie sich die Gedanken unter seiner Mütze jagten. "Einn Kuß?", murmelte er endlich. "Da brauchst keine Angst zu haben. Wo werd ich? Und wenn ich all möcht, wie könnt ich? In der einen Hand hab ich den Stock, in der anderen den Strick mit dem Kalbchen dran und auf dem Rücken sitzt der dammliche Korb. Wie sollt ich da?" Die dralle Marjell lachte auf: "Wie du sollst, Adam Golubnies? Den Stock steckst in Boden, das Kalb bindst an den Baum da und den Korb stellst einfach auf die Erd. Schon hast alle Hände frei und kannst tun, was du möchst." Der Adam war dieser Aufzählung mit offenem Mund gefolgt und hat zu seiner Ehre seis gesagt diesmal schnell kapiert. Sein Mund verzog sich zu einem breiten Lachen, so daß ihm beinah die Pfeife herausgefallen wäre. "Bist eine kluge Marjell", brummelte er durch die Zähne. Dan stieß er seinen Stock mit aller Kraft in den sandigen Boden. "Auf die Gedanken war ich nie gekommen." Schon am nächsten Tag gingen die beiden zum Herrn Pastor. Bei der Hochzeit, die der Bauer Balzereit geradezu großartig ausrichtete, erzählte die junge Frau die Geschichte dieser Verlobung, und ihr Ehemann nickte bedächtig zu jedem Wort.
Feierliche Stunde Von ALFRED BRUST Mir ist als ob es Sonntag wär, Und kann den Grund nicht sagen. Kommt es tief von innen her, Oder aus fernen Tagen? Ists ein Gruß aus anderer Welt Zögernder und dreister? Oder ein Wehen, das mir gefällt, Atem guter Geister? Alles in der Runde Ist samten überhaucht Feierliche Stunde Nun die Seele lichtwärts taucht.
Lenzmelodie Von ELLEN METSCHULAT-MARKS Himmelslicht öffnet zarte Blütenkelche Sie schweben und wiegen sich in lauen Winden wie Elfen im Reigen Magnolie meine Schöne Vögel jubilieren kaum hörbar im Duett fallen Bienen und Hummeln ein ein lichter Falter findet den Weg durch seine Zeit unter deinem hellen Laub werde ich träumen und lauschen, lauschen der Lenzmelodie
Pfingstrosen Von GERT O. E. SATTLER Pfingsten ist das Fest des Geistes, glaubensstark und absolut, Gott im Geiste zu erkennen tut dem Grund der Seele gut. Rosen blühn zur Zeit des Festes, wer möcht nicht die Rosen sehn, die im Grün der Frühlingstage dunkelrot in Gärten stehn? All die roten Blütenzungen sind ein Bild, das lobt und preist, Pfingsten ist das Fest der Gnade, geisterfüllt durch Gottes Geist. Völker, Rassen, Sprachen, Glaube werden in der Liebe eins; denn die Liebe ist die Wurzel gottgewollten Menschenseins. |