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24.06.00 Michels Stammtisch

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 24. Juni 2000


Michels Stammtisch:
Tief durchatmen

Es lag an den erschienenen Gästen, daß die Runde am Stammtisch im Deutschen Haus immer kleiner wurde. Schließlich ähnelte der Stammtisch den deutschen Wahllokalen, in denen der Anteil der Wahlberechtigten, die ihre Stimme abgeben, auch immer geringer wird.

Stammtisch-Gäste waren die Europa-Spitzen Prodi, Solana und Duisenberg. Angesichts dieser illustren Schar erging es dem Stammtisch nicht anders als dem 56jährigen britischen EU-Kommissar Chris Patten, der gestand, daß Sitzungen der EU-Kommission "langweilige Stunden" seien. So habe er in der letzten Sitzung nach einiger Zeit nicht mehr zugehört, "sondern statt dessen ausgerechnet, wie viele Stunden er noch zu leben habe, wenn er mit 76 sterbe". Patton will nun seine Zeit besser nutzen und nur eine Amtszeit in Brüssel bleiben. Die erwartete Pension wird ihn die Langeweile leichter ertragen lassen, als das der Stammtisch kann, der das schließlich alles zu bezahlen hat.

Auch Ex-Bahnchef Ludewig und die Ex-Treuhand-Dame und Expo-Chefin Breuel bereiteten mit ihren Leistungsbilanzen dem Stammtisch nur Verdruß. Die Bahn, um 65 Milliarden entschuldet, fährt weiter in die Miesen. Hauptsache, sie ist jetzt "privat" und fährt als "official carrier" Leute zur Expo, damit sie dort geschröpft werden können ...

Schließlich wollte Theo Sommer von der "Zeit" am Stammtisch seinen 70. Geburtstag feiern. Doch wer die kommunistische DDR so schönfärbte und die "Zweistaatlichkeit" propagierte, wie Sommer es hingebungsvoll getan hat, sollte schweigen und sich schämen. Darum flüchteten auch die letzten vom Stammtisch – und fuhren zu den Treffen der Heimatvertriebenen, um endlich einmal wieder tief durchatmen zu können.