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01.07.00 Kommentar: Südliches Afrika

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. Juli 2000


Kommentar:
Südliches Afrika: Stürmische Zeiten

Die Zeit des Selbstbetruges ist vorbei. Jahrelang hat der Westen die "Reformen" in den spät in die Unabhängigkeit entlassenen Länder im südlichen Afrika mit unverbrüchlicher Sympathie begleitet. Besonders hatte es den westeuropäischen Sozialisten oder dem Weltkirchenrat stets Simbabwe, das frühere Rhodesien, angetan. Dort fanden jetzt Wahlen statt, die die Partei Präsident Mugabes nur mit Hilfe von Übergriffen und Einschüchterungen knapp gewonnen hat.

Seit 1987 ist der Altmarxist Robert Mugabe, seit 1977 Führer der bewaffneten Befreiungsfront ZANU, Präsident dieses Landes. Seit er sich – mutig, mutig! – im Jahre 1990 nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion offiziell vom Marxismus-Leninismus trennte, um an IWF- und Weltbank-Kredite zu kommen, schien die Welt für den Westen endgültig in Ordnung.

Simbabwe ist reich an Bodenschätzen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Zwölf Jahre hat Mugabe gebraucht, um die Erträgnisse dieser Reichtümer zu verteilen und zu verbrauchen. Jetzt ist der Sack leer und man sieht sich um, woher man weitere Goldeier legende Gänse bekommt, denen man den Hals umdrehen kann.

Seit einigen Jahren werden nun über Nacht landwirtschaftliche Betriebe "einkassiert". Farmer werden getötet, Frauen vergewaltigt, schwarze Angestellte bestialisch ermordet, wenn sie sich weigern, das Land, das sie jahrzehntelang bewirtschaftet haben, ohne mit der Wimper zu zucken irgendwelchen fremden Leuten herauszugeben. Dabei handelt es sich häufig um alte Fahrensleute von Mugabe, die jetzt vespätet an der Kriegsbeute beteiligt werden wollen. Inzwischen halten ZANU-Veteranen mit Hilfe von gewaltbereiten Jugendlichen weit mehr als 1 500 Farmen besetzt.

Das Ganze bekommt mehr und mehr den Charakter eines blutigen Pogroms, mit inzwischen Hunderten von Morden, Folterungen und Vergewaltigungen. Und wie bei allen Pogromen seit der Zarenzeit unternähme der Mob in der Regel nichts, wenn er sich nicht des stillschweigenden oder sogar öffentlichen Einverständnisses der Herrschenden sicher sein kann. Mugabe könnte dem ganzen Treiben schon morgen ein Ende setzen. Wenn er es nicht tut, heißt das, daß er es ausdrücklich billigt.

Dabei ist auch unter den Weißen Simbabwes unstrittig, daß es so etwas wie eine Landreform geben muß. Doch müsse sie eben innerhalb eines demokratischen Kompromisses zwischen allen Beteiligten vonstatten gehen. Was Robert Mugabe allerdings von Demokratie hält, das hat er erst jüngst wieder deutlich gemacht, als er betonte, egal wie die Wahl ausgehen werde, es werde keine neue Regierung geben. Darin hat sich der alte Marxist offenbar nicht gewandelt.

Bedenklich ist, daß Mugabe inzwischen auch auf offene Unterstützung von seinen Nachbarn rechnen darf. So klatschte der namibische Präsident Sam Nujoma bei dem jüngsten Krisengipfel in Victoria Falls demonstrativ Beifall, als Mugabe seine Form der Land-Enteignung auch seinen Nachbarn als vorbildlich anpries. Und tatsächlich wandelt sich auch die Stimmung in Südwest: Inzwischen geht sogar die gemäßigte, bisher deutschfreundliche "Turnhallen-Allianz" auf Distanz. Auch die Staatschefs von Mosambik und Südafrika sagten Mugabe Hilfe zu. London, so wurde gefordert, solle gefälligst die Landreform in Simbabwe finanzieren. Aber bitte zu Mugabes Bedingungen. Dem südlichen Afrika und seiner weißen Bevölkerung stehen stürmische Zeiten bevor. Hans B. v. Sothen