25.04.2024

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01.07.00 Kommentar: Ein historisches Projekt

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. Juli 2000


Kommentar:Ein historisches Projekt
Geopolitik: Der A3XX und die Achse Berlin-Paris

Der A3XX, das Riesenflugzeug von Airbus wird gebaut und die Fertigung vor allem zwischen Toulouse und Hamburg geteilt. Das ist ein Signal an die Welt, daß die zurückgefallenen großen Volkswirtschaften Europas den Kampf um die Weltspitze noch nicht aufgegeben haben.

Darüber hinaus aber festigt das Vorhaben die deutsch-französische Achse. Und zwar, folgt man den ersten bekannt gewordenen Details, ohne Übervorteilung Deutschlands – immerhin.

Diese geopolitisch zentrale Achse kann gerade jetzt jedwede Stabilisierung gut gebrauchen. Das Projekt eines einigen Europa wird derzeit durch eine Vielzahl von Vorstößen und leider auch groben Fehlern arg strapaziert: Die waghalsige, weil völlig verfrühte Einführung einer Gemeinschaftswährung, die anstehende Osterweiterung, eine überfällige innere Reform und nicht zuletzt jenes groteske Kesseltreiben gegen Österreich zehren an der Geduld der Völker und mithin an der Substanz der Europäischen Union.

Das muß die Deutschen in Sorge versetzen. So wenig ein Europa auf Kosten Deutschlands akzeptabel sein kann, so sehr muß der Macht in der Mitte an festen, verläßlichen Verhältnissen gelegen sein. Das lehrt die Geschichte: Wenn es auf diesem Kontinent wirklich kracht, werden wir die ersten sein, die in die Mühlsteine geraten.

Die Achse Berlin-Paris ist die Antwort auf verhängnisvolle historische Entwicklungen, die den "alten Kontinent" zunächst in tiefste Krisen stürzten und letztlich dazu führten, daß die Europäer in die zweite Liga verwiesen werden konnten. Letztlich muß "Berlin-Paris" so tragfähig werden, daß auch (zu befürchtende) schwere Turbulenzen im europäischen Geflecht dieses zentrale Zweierbündnis nicht mehr aufzubrechen vermögen. Sie muß, um es drastisch zu formulieren, nach Möglichkeit sogar den schlimmsten Fall eines Auseinanderbrechens der EU überstehen können. Diese EU mutiert in einigen Bereichen zunehmend zu einer Art unbeweglichem Riesenreich mit bald zwei Dutzend Völkern. Wir haben erlebt, welches Schicksal solchen Gebilden in der Vergangenheit beschieden war. Niemand will ein solches Scheitern herbeireden. Eine kluge, vorausschauende Politik sollte dies aber im Auge haben und mittels klassischer, nationalstaatlicher Allianzen vorbeugen.

Gemeinsame Projekte wie der Riesen-Airbus leisten da auf die Dauer mehr als schöne Beteuerungen. Die "normative Kraft des (wirtschaftlich) Faktischen" hatte schon in der Vergangenheit den Vorrang vor sentimentalen Neigungen und Eifersüchteleien. Wenn die Franzosen also, prestigebedürftig wie eh, unbedingt die Endmontage in Toulouse sehen wollten – sei´s drum. Auf die substantiellen wirtschaftlichen Vorteile kommt es an. Und, eigentlich noch wichtiger: Deutschland hat keine Alternative zu einer möglichst festen Rückversicherung mit Frankreich. Jan Bremer