18.04.2024

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15.07.00 Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 15. Juli 2000


Die ostpreußische Familie

Lewe Landslied,

noch immer – und wahrscheinlich noch sehr lange – bewegt das große Deutschlandtreffen in Leipzig unsere Landsleute und alle, die dabei sein konnten. Zum ersten Mal war auch unser Landsmann Herbert Chlosta dabei, und der Spätaussiedler war so beeindruckt von dem Geschehen, daß er es in bewegenden Worten festhielt. Man kann sagen: Mit Herzblut geschrieben: "Welche Tage durfte ich in Leipzig erleben! Diese wunderbaren Menschen, diese Gesichter, diese Worte, diese Gespräche, diese Reden, diese Lieder, diese Gebete, diese Freude, dieses Glück! Hier sprach man mir aus der Seele, hier wurde ich verstanden. Nun weiß ich, daß ich nicht alleine bin!" Das sind Sie auch nicht, lieber Landsmann, und werden es auch nicht sein, dafür sorgt allein schon der immer größer werdende Kreis unserer Ostpreußischen Familie.

Auch für Anni Beetschen, geb. Karpowski, hat sich in Leipzig etwas bewegt, das ihr keine Ruhe läßt. Für die Feierstunde am Sonntag war sie als Helferin im Ordnungsdienst eingesetzt. Und gerade während dieser Zeit kam in Halle 4 ein Herr an den Tisch ihrer Heimatgemeinde (Gr. Lehwalde/Gilgenburg), der Auskunft über ihren gefallenen Bruder Ernst Karpowski geben konnte. Leider hat er keinerlei Nachricht hinterlassen, er sagte, er käme wieder – aber leider wartete Frau Beetschen vergeblich. Nun liegt ihr natürlich sehr, sehr viel daran, diesen Herrn zu finden und baut auf unsere Hilfe. Ich kann ja nichts anderes tun, als die Bitte weitergeben. Ich hoffe, daß der Unbekannte das Ostpreußenblatt liest oder daß andere Teilnehmer des Treffens helfen, ihn zu finden (Anni Beetschen, Obergsholt 13 in 46147 Oberhausen).

Als unser Landsmann Erwin Balzer vor kurzem bei seinen Freunden im norwegischen Haugesund weilte, kam man auch auf den Untergang der GOYA im Rahmen der größten Rettungsaktion der Geschichte, der "Rettung über See" in den letzten Kriegsmonaten zu sprechen. Die GOYA war ein in Norwegen gebautes Schiff der Hamburg-Amerika-Linie, die am 16. April 1945 in der Ostsee auf der Höhe von Rixhöft durch russische Torpedos versenkt wurde. Die Gesprächsrunde in Haugesund monierte, daß immer der Untergang der TITANIC mit 1513 Toten und 711 Geretteten als größte Katastrophe in der Schiffahrt dargestellt wird, aber die GOYA versank mit fast 7000 Menschen, nur 177 wurden gerettet. Man kam auf die Idee, einen Kurzfilm über die GOYA aus norwegischer Sicht zu drehen, weil man meinte, daß viel zu wenig über diese Rettungsaktion bekannt sei und ein Dokumentationsfilm auf großes Interesse stoßen würde. In technischer Hinsicht gibt es keine Probleme, da ein Teilnehmer der Gesprächsrunde bereits Kurzfilme in erstklassiger Qualität herstellt. Als Basis soll das Buch GOYA von Kurt Gerdau dienen, weiteres Material kann aus norwegischen Archiven besorgt werden. Herr Balzer, der in Deutschland recherchieren soll, wendet sich nun an uns mit der Frage, ob es noch Überlebende der GOYA gibt, die befragt werden können. Kurt Gerdau hatte, als sein Buch erschien, viele Zuschriften bekommen, und konnte aufgrund dieser in einem weiteren Buch die Angaben ergänzen. Außerdem ist in dem Buch "Sie kamen übers Meer" von Fredmann (Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft, Köln, 1971) der erschütternde Augenzeugenbericht eines Geretteten, C. Adomeit aus Heilsberg, enthalten. Vielleicht lebt er noch und liest diese Zeilen? Wer zu dieser Dokumentation etwas beitragen kann und möchte, wende sich bitte an Erwin Balzer, Uhlandstraße 4 in 72401 Haigerloch.

Eure

Ruth Geede