23.04.2024

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22.07.00 Das Wetter in der Heimat im Monat Juni 

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. Juli 2000


Stellt der Siebenschläfer die Weichen?
Das Wetter in der Heimat im Monat Juni 
Analysiert von Meteorologe Dr. Wolfgang Terpitz

Offenbach – Der vergangene Juni brachte Ostpreußen ein facettenreiches Angebot von Wettererscheinungen. Neben schönen, sonnigen Tagen regnete es manchmal – und das zum Teil sehr heftig; kühlen Zeiten mit glasklarer Luft standen sich schwül-warme Witterungsabschnitte gegenüber; und außer Hitze bis zu 33 Grad war auch geringer Bodenfrost vorhanden. Im Winter brauchte solch ein Ereignis bestimmt nicht erwähnt zu werden. Doch in einem Sommermonat kommt das – auch in Ostpreußen – schon äußerst selten vor. Diesmal erwischte es Elbing gleich in den ersten Stunden des Monats. Minus 0,1 Grad zeigte das Thermometer in Bodennähe. In anderen Kältelöchern mag es ähnlich frostig gewesen sein.

Auch ließen die Tagesmaxima im ersten Sommermonat zunächst zu wünschen übrig; denn über dem östlichen Mitteleuropa herrschte in der ersten Zeit eine wechselnde Höhenströmung, die mal kühle, mal milde Luft herantransportierte. Nur am zweiten und fünften Juni konnten die Menschen ein angenehmes Wetter bei Maxima von 24 Grad genießen, während sonst die Temperaturen während der ersten neun Tage nur auf 14 bis 22 Grad stiegen. Ab und zu zogen Kaltfronten mit labiler Luft über das Land. In ihrem Bereich gingen Schauer nieder. Manchmal waren sie sogar recht heftig – wie z. B. in der Nacht zum 6. Juni, als sie innerhalb kurzer Zeit über Königsberg Wasser wie mit Eimern ausgossen. Am Abend des gleichen Tages entlud sich über Allenstein ein Gewitter.

Pfingstsonnabend und -sonntag wurde das Wetter sehr freundlich und zunehmend warm, ja sogar heiß. Am 1. Feiertag stieg das Quecksilber fast überall über die 30-Grad-Marke. Nur an der See, z. B. in Memel und Nidden, erreichte es knapp 27 Grad bzw. 24 Grad. Bereits am Pfingstmontag hatte eine Kaltfront dem Sommerwetter abrupt ein Ende bereitet mit der Folge, daß die Maxima nun zehn Grad tiefer lagen. Am Tag darauf war es nochmals sommerlich warm, ehe die Temperaturen für etwa eine Woche wieder deutlich nachließen. Die Maxima befanden sich nun im Bereich zwischen 13 und 22 Grad. Gleichzeitig gingen nach einem heiteren Wetter für einige Tage erneut einige Schauer, manche von ihnen auch mit Gewitter, nieder.

Vom 19. Juni erlebte Ostpreußen pünktlich zum astronomischen Sommeranfang ein makelloses strahlendes Sommerwetter. Ein besseres Wetter, um Heu zu machen, gibt es wohl kaum. Bis zu 33 Grad heiß wurde es in Elbing und Allenstein. Das waren gleichzeitig die Maxima des vergangenen Monats. Sogar in Nidden wurde trotz der kühlen Ostseeluft immerhin 28 Grad gemessen. Schon nach vier Tagen, es war Fronleichnam, brach das wunderbare Wetter bereits zusammen. Schauer und Gewitter folgten. Bis zum Ende des Monats konnte es sich nicht mehr erholen; denn vom Atlantik kam ein Tief heran, das sich schließlich über Skandinavien einnistete. Zum Schluß übernahm ein anderes Tief vor der Samlandküste dessen Rolle. Das Ergebnis waren viele Wolken, häufiger Regen und gelegentliche Schauer. Dazu wurde es noch unangenehm kühl. Der schlimmste Tag fiel auf Siebenschläfer. An ihm regnete es häufig, und die Maxima stiegen nicht über zwölf Grad. Manche meinen, daß an diesem Tag die Weichen für das Wetter des Hochsommers gestellt werden würden. Doch sollten wir das erst abwarten.

Das Gesamtbild für den ersten Sommermonat wird durch ausgeglichene Temperaturen bestimmt, d. h., sie lagen im Mittel zwischen 15 und 16 Grad. Auch die Sonnenscheindauer war mit einer Summe von rund 270 Stunden ausgeglichen. Die Niederschläge fielen wegen des Schauercharakters mit unterschiedlicher Intensität, was sich auch in der Summe für den ganzen Monat niederschlug. Sie erreichten in Allenstein und Memel jeweils 26 und in Elbing sowie in Königsberg 60 Millimeter. Damit war der vergangene Monat bis zu 60 Prozent zu trocken. Nur in Elbing und Königsberg betrug das Defizit drei bis acht Prozent.