26.04.2024

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29.07.00 Zukunft 

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. Juli 2000


Zukunft 
Von Peter Fischer

Wer politische Macht besitzt, kann für eine gewisse Zeit nahezu beliebige Installationen errichten: Als im Frankreich des Jahres 1789 das hintergründige Synhedrium der Revoluzzer vordergründige Staffage seines Umsturzes in Form von Volk benötigte, ließ es kurzerhand die mit Korn beladenen Lastschiffe vor den Toren vor Paris anhalten.

Der alsbald aufkommende Mangel schuf Hunger und zugleich die unerläßlichen revolutionären Begleiterscheinungen, wie Aufruhr, Haß und Gesetzlosigkeit. Als unlängst überraschend und wie auf Kommando die großen meinungsbildenden Zeitungen im denkwürdigen Gleichklang von der bevölkerungspolitischen Katastrophe unseres Volkes berichteten, war bei genauerer Sichtung der angeführten Argumente nicht mehr auszuschließen, daß der prophezeite "Trend zur Vergreisung" ("Die Welt"/20.7.00) wohl nur deswegen so hartnäckig in den Mittelpunkt der Berichterstattung gerückt worden war, um der parallel dazu laufenden Einwanderungskampagne à la Green-Card die höheren, ehrsam rettenden Weihen zu verleihen.

Es ist wohl wahr, daß die bun desdeutsche Bevölkerung von heute 82 Millionen auf 70 Millionen im Jahr 2050 absinken wird, eine Tendenz, die sich in etwa für das deutsche Volk insgesamt abzeichnet. Doch was in der Berichterstattung auffiel, war die eindeutig erkennbare Neigung, den Bevölkerungsrückgang als gegeben hinzunehmen. "Die Welt" etwa deutelte platt und falsch: "Die Gründe ... für die Änderung im Bevölkerungsaufbau sehen die Statistiker in der sinkenden Geburtenrate, in der steigenden Lebenserwartung und in der geringen Zuwanderung". Selbstverständlich steht steigende Lebenserwartung in keinem Zusammenhang mit sinkendender Geburtenrate, und die offenbar beklagte geringe Einwanderung, sofern sie sich auf Nichtdeutsche bezieht, besitzt keinen ursächlichen Zusammenhang mit der Zuwachsrate unseres Volkes.

2100 Kinder je 1000 Frauen wären rechnerisch notwendig, um langfristig die Erhaltung unseres Volkes zu sichern. Doch der Höchststand von 1965, als gar 2500 Kinder pro 1000 Frauen geboren wurden, trat mit dem Aufkommen der Antibabypille bis 1975 auf 1500 Kinder zurück, um sich seither bei 1400 einzupendeln. Kinder kosten Geld. Bis zum 18. Lebensjahr, so taxieren die Statistiker, müssen mindestens 300 000 Mark für ein Kind aufgewendet werden. Bei einem gegenwärtigen staatlichen Kindergeldzuschuß von 270 Mark pro Kind ergibt sich bis zum 18. Jahr eine Summe von rund 60 000 Mark, was eine erhebliche Lücke zu den Kosten von 300 000 Mark bedeutet. Natürlich, Kinder sind Privatsache. Aber eben nur im Sinne von Intimität. Sie sind auch Unterpfand über die Zeit hinaus, die Sinn stiften, die Gemeinschaft erst ermöglichen und – im politischen Sinne – sichern.

Noch der schiffbrüchige Robinson konnte sich trotz äußeren Wohlbefindens auf Dauer nicht mit seinem Faktotum Freitag abfinden, sondern suchte die Gemeinschaft mit seinesgleichen von ehemals. Womit gesagt sein soll, daß zur Bereitschaft zum Kind auch die beruhigte politische und soziale Sphäre und Hoffnung gehört, denn wenn, wie der Historiker Gennadij Bondarew unlängst schrieb, die deutsche Geschichte von "Experten" endlich soweit "richtiggestellt sei, daß sie nunmehr einer großen ,Verbrecherkartei‘ gleiche", dann dürften Eltern wohl wenig Neigung für Nachwuchs besitzen. Es gehört hierzu auch die inzwischen längst verzerrte schulische Perspektive der Kinder. Über vier Millionen Analphabeten, Drogensüchtige und eine horrende Abtreibungsquote sprechen eine eindeutige Sprache.

Es ist Krieg, nicht einmal mehr
Waffenstillstand. Doch die po-
litisch Mächtigen ignorieren diese furchtbaren Tendenzen. Sie reagieren allenfalls auf Vorhaltungen der Wirtschaft nach technischer Elite mit verwegenen Einwanderungsexperimenten aus exotischen Ländern (und limitieren zugleich streng die Rußlanddeutschen mit ihren Großfamilien). Offenbar ohne auch nur im geringsten zu bedenken, daß sie damit die Volkssubstanz dort schädigen und zugleich einem strafwürdigem Chauvinismus frönen, um von der transzendenten Dimension von Völkern und ihren Seelen ganz zu schweigen.

Was passiert wohl, wenn in der Mitte Europas ein bevölkerungspolitisches Vakuum entsteht? Ein Hätscheln und Kosen, ein Eiapopeia? Nein. Im Kampf von Menschen und Mächten um Selbstbehauptung sind auch schon andere Völker verschwunden – sogar solche, die ganz andere Köpfe an der Spitze aufwiesen als wir Gegenwärtigen.