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05.08.00 Dienstmann und Nuschelkönig

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 05. August 2000


Dienstmann und Nuschelkönig
Geliebter Kintopp: Der Ur-Wiener Hans Moser

Der Komödiant wurde vor 120 Jahren, am 6. August 1880, in Wien als Sohn eines Bildhauers geboren. Sein ursprünglicher Name war Johann Julier. Eine kaufmännische Lehre in einer Lederhandlung brach er ab und hatte bereits während der Ausbildung Schauspielunterricht bei Josef Moser, einem entfernten Verwandten und Hofschauspieler, genommen. Josef Moser wurde später Ehrenmitglied des Burgtheaters und starb 1936. Ihm zu Ehren nannte sich Johann Julier fortan Hans Moser. Er hatte bei der Namensänderung noch einen anderen Hintergedanken. Die Schauspieler der damaligen Zeit zählten noch vielfach zum Gesindel, und das wollte er seinem Vater und seinem guten Namen ersparen.

Mit fünfzehn Gulden im Monat begann der Mime als Liebhaber(!) und Naturbursche mit Chor- und Statisterieverpflichtung bei der Schmiere in Friedek-Mistek. Die Theatergarderobe mußte Moser noch auf eigene Kosten erbringen. Er "spielte" anschließend in Laibach, Czernowitz, Cilli und Josefstadt in Böhmen. Stationen tiefster Schmiere. In Reichenberg gelangte er dann an sein erstes wirkliches Theater. Nach einer kurzen Militärzeit kam er an das Theater in der Josefstraße. Das war 1902.

Am 5. August 1911 heiratete er seine Frau Blanca. Die Tochter Margarethe (Gretel) kam 1913 zur Welt. Er machte Kabarett, spielte in Einaktern und erlangte einen ersten Durchbruch im Varieté mit seinem berühmten "Dienstmann-Sketchen".

Max Reinhardt wurde auf ihn aufmerksam. 1925 trat Moser zum ersten Mal unter der Direktion Max Reinhardts am Theater in der Josefstadt auf. Zwei Jahre später spielte der Schauspieler unter Reinhardt in Berlin und gastierte 1927/28 mit dem Reinhardt-Ensemble sogar in New York. Mit dem Stück "Artisten" agierte er am Theater an der Wien und am Deutschen Theater in Berlin. In Berlin hatte er einen Partner, mit dem er noch sehr viel zusammenspielen sollte: Paul Hörbiger. In "Artisten" standen sie zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne.

Im Stummfilm stand Hans Moser seit 1921 ("Kleider machen Leute", als Notar) vor der Kamera. Seine Komik und sein "Nuschel-Talent" konnten sich dabei allerdings wenig entfalten. Das änderte sich 1930 mit den Streifen "Liebling der Götter" und "Geld auf der Straße". Im Jahre 1933 gelang dem 1,57 m großen Wiener der filmische Durchbruch mit Willi Forsts "Leise flehen meine Lieder" (mit Marta Eggert, Luise Ullrich). Film auf Film folgte. Manchmal war er an 10 Streifen in einem Jahr beteiligt.

Unerfreuliche politische Entwicklungen warfen schon bald private Probleme. Der beliebte Schauspieler sollte sich von seiner jüdisch-stämmigen Frau Blanca und seiner Tochter trennen. Da Moser nicht in eine Scheidung einwilligte, setzte er seine Karriere aufs Spiel. Mit Frau und Tochter überstand er die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten in Zell am See – unversehrt, aber bettelarm.

Nach dem Krieg gelang es dem immer aktiven Wiener durch großes schauspielerisches Engagement zum Erfolg der 30er Jahre zurückzufinden. Sein typisch wienerisches Naturell und seine komödiantischen Eigenheiten machten den "Nuschelkönig" zum erfolgreichen Komödienpartner von Heinz Rühmann, Paul Hörbiger, Theo Lingen und anderen deutschen Filmgrößen.

Der Schauspieler starb am 19. Juni 1964 in einem Wiener Krankenhaus an Alterskrebs. Beigesetzt wurde Moser in einem Ehrengrab der Stadt Wien. Wien und der deutschsprachige Film hatten ein Symbol verloren. Der sparsame Mime hinterließ ein Millionenvermögen, das nach dem Tod seiner Frau Anlaß zu größeren Erbauseinandersetzungen gab.

Hans Moser bleibt unvergessen.

kai-press