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12.08.00 Finkelstein-Kontroverse: "Holocaust-Industrie" am Pranger

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. August 2000


Finkelstein-Kontroverse: "Holocaust-Industrie" am Pranger
US-Politologe wirft Anwälten und jüdischen Organisationen "Ausbeutung" der NS-Opfer vor
Von IVAN DENES

Anfang 2000 erschien in der "Berliner Zeitung" ein langes Interview mit dem New Yorker Politologen Norman G. Finkelstein, das die Gemüter besonders intensiv aufrührte, denn es brach mit geltenden Tabus.

Die Verhandlungen für die Errichtung der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" waren in vollem Gange, die Summe von zehn Milliarden Mark, die die deutsche Wirtschaft und die Bundesrepublik in die Stiftung einbringen werden, war schon ausgehandelt. Jetzt ging es um die Aufteilung der Mittel und um das Prinzip der zukünftigen Rechtssicherheit deutscher Unternehmen in den Vereinigten Staaten. Die Zweiteilung der Opfer in "Sklavenarbeiter" und "Zwangsarbeiter" war längst vereinbart, und durch diese Sprachregelung wurde den "Sklavenarbeitern" das Dreifache dessen zugesprochen, was die schlichten "Zwangsarbeiter" bekommen werden – im Klartext: 15 000 Mark gegenüber 5000 Mark.

Die "Conference on Jewish Claims against Germany" -– gemeinhin als Claims Conference bekannt – hatte die Zahl der noch lebenden Sklavenarbeiter mit 135 000 angegeben, da platzte das Interview Finkelsteins mitten in die Debatte mit der Behauptung, diese Zahl sei schierer Betrug. Dessen Zweck sei es lediglich, die Summe, die der Claims Conference bzw. den jüdischen "Sklavenarbeitern" zustehe, um das Vielfache zu erhöhen, indem die Anzahl der real dieser Kategorie zugerechneten Personen grotesk übertrieben werde. Schon anläßlich dieses Interviews wurde das Buch Finkelsteins, "The Holocaust Industry / Reflections on the Exploitation of Jewish Suffering" ("Die Holocaust Industrie / Reflexionen über die Ausbeutung jüdischen Leidens") erwähnt.

Nun liegt der Band tatsächlich vor – leider zu spät, denn inzwischen ist der von Finkelstein angeprangerte Betrug in einen festen Betrag umformuliert worden – 1,8 Milliarden Mark –, der wiederum endgültig in ein Gesetz eingemeißelt ist, das vom deutschen Parlament mit großer Mehrheit verabschiedet wurde.

Diese Operation konnte laut Finkelstein nur gelingen, weil seit Ende der 60er Jahre das amerikanische Judentum um den Holocaust eine regelrechte Industrie aufgebaut habe, die nur noch wenige Berührungspunkte mit der historischen Realität des Nazi-Holocaust habe.

Finkelsteins Eltern waren beide Überlebende des Warschauer Ghettos und der KZs, er ist das genaue Gegenteil eines Holocaust-Abstreiters. Nur, so eine seiner einführenden Thesen, "manchmal denke ich, daß die ,Entdeckung’ des Nazi-Holocaust schlimmer war, als wenn er in Vergessenheit geraten wäre. Es ist wahr: meine Eltern grübelten im Privaten, die Leiden, die sie ertragen haben, waren nicht öffentlich bestätigt. Aber war das nicht besser als die gegenwärtige krasse Ausbeutung des jüdischen Martyriums?"

Finkelstein benutzt als theoretische Grundlage seiner Argumentation das im vergangenen Jahr erschienene grundlegende Werk des Chikagoer Historikers Peter Novick, "The Holocaust in American Life" und versucht, dessen Ideen und Feststellungen weiter zu entwickeln. Tatsache ist, daß bis Ende der 60er Jahre sich weder das amerikanische Judentum noch die amerikanische Öffentlichkeit schlechthin viel um den Holocaust kümmerte. Erst nach dem spektakulären Sieg Israels im Sechs-Tage-Krieg entdeckte Amerika plötzlich den wertvollen strategischen Verbündeten im Nahen Osten, und das amerikanische Judentum entdeckte sein eigenes Märtyrertum.

Parallel zum Übergleiten des amerikanischen Judentums aus der Position einer ethnischen Minderheit oder Randgruppe in den Hauptstrom der amerikanischen Gesellschaft entwickelte sich, was Finkelstein als "Der Holocaust" bezeichnet und ausdrücklich unterscheidet vom Nazi-Holocaust. Die amerikanische Judenheit habe "Den Holocaust" zum Kult erhoben, nicht weil sie noch immer eine unterdrückte Minderheit sei wie etwa Schwarze, Hispanier, Asiaten oder Homosexuelle, sondern im Gegenteil, weil sie ihn in ihrer überaus erfolgreichen Rolle in der amerikanischen Gesellschaft erstens zur eigenen Identitätsbestätigung nötig habe und zweitens, weil sie mit Hilfe dieses Kults ihren Einfluß habe steigern können. Von dem Erfolg dieser einst an den Rand gedrängten Gruppe zeugten Tatsachen wie etwa, daß das pro-Kopf-Einkommen eines durchschnittlichen amerikanischen Juden nahezu doppelt so hoch liege wie das eines Nichtjuden, daß 16 der 40 reichsten Amerikaner Juden seien, daß 40 Prozent der amerikanischen Nobelpreisträger in Wissenschaft und Wirtschaft Juden seien, gleichermaßen wie 20 Prozent der Professoren an den wichtigsten amerikanischen Universitäten und 40 Prozent der Partner in den wichtigsten Anwaltskanzleien in New York und Washington.

Scharf geht Finkelstein ins Gericht mit den zwei zentralen Dogmen der von ihm so genannten "Holocaust-Theologie" – nämlich, daß der Holocaust ein beispielloses, einmaliges Ereignis in der gesamten Weltgeschichte sei, und zweitens, daß der Holocaust den Gipfelpunkt des irrationalen, ewigen Judenhasses der Nichtjuden darstelle. Er führt die Behauptung ad absurdum, indem er Elie Wiesel zitiert, der aus der Einmaligkeit des Holocaust die Erkenntnis ableitet, "alles mit uns ist anders". Juden seien "ontologisch", also gewissermaßen in der innersten Bestimmung ihres Seins, einmalig. Der Holocaust markierte demnach nicht nur ein einmaliges Leiden der Juden, sondern bewies gleichzeitig die "Einmaligkeit" der Juden.

Elie Wiesel, der "Hohepriester des Holocaust", hat es Finkelstein besonders angetan, zumal dieser für jeden seiner unzähligen Holocaust-Vorträge 25 000 US-Dollar (54 000 Mark) in Rechnung stelle ... Die Einkommen der "Berufsholocauster" und der jüdischen Organisation sind Finkelstein ein Dorn im Auge. Er führt den Fall des Vorsitzenden der Internationalen Kommission für Versicherungsforderungen aus der Holocaust-Ära, Lawrence Eagleburger, auf, der über ein Jahreseinkommen von 300 000 Dollar (rund 648 000 Mark) verfüge, und zitiert den Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Edgar Bronfman, der im Januar d. J. in Stockholm erklärt habe, der WJC habe ein Vermögen von sieben Milliarden Dollar aus Restitutionsleistungen angesammelt. Nachdem er darstellt, wie die Claims Conference aus frühen deutschen Wiedergutmachungsleistungen lediglich etwa 20 Prozent an die ehedem Leidenden weitergeleitet habe, geht Finkelstein auf die Einzelheiten der Auseinandersetzung mit den Schweizer Banken ein, um schließlich zurück zu kommen auf das Thema, das ihn hierzulande so bekannt gemacht hat – nämlich der Vorwurf falscher Behauptungen der Claims Conference hinsichtlich der Zahl der noch lebenden "Sklavenarbeiter". Finkelstein bezieht sich auf die namhaftesten Holocaust-Historiker wie Raul Hilberg und Henry Friedländer, um zu demonstrieren, daß die Zahl von noch 135 000 überlebenden "Sklavenarbeitern" glatter Betrug sei. Er zitiert sogar US-Staatssekretär Stuart Eizenstat – neben Otto Graf Lambsdorf einer der Autoren der Vereinbarung zur Gründung der Stiftung –, der noch im Mai 1999, im Verlauf einer kurzen Lagebeschreibung im State Department (dem US-Außenministerium), die Gesamtzahl der noch lebenden ehemaligen "Sklavenarbeiter", also Juden und Nichtjuden zusammengerechnet, auf 70 000 bis 90 000 schätzte. Angenommen, daß der Anteil der jüdischen "Sklavenarbeiter" 20 Prozent betrug (Historiker behaupten, daß acht bis zehn Prozent aller Zwangsarbeiter Juden gewesen seien), dann müßten zum betreffenden Zeitpunkt 14 000 bis 18 000 noch am Leben gewesen sein, und bis zur Stunde hätte diese Zahl um mindestens 10 Prozent weiter schrumpfen müssen, zumal nach Behauptungen der jüdischen Quelle monatlich einer von hundert der ehemaligen Lagerinsassen sterbe.

Allein dieses Zitat, das eigentlich Eizenstat in ein ziemlich schiefes Licht stellt – denn er hat ja mitgeholfen, schließlich die gefälschte Zahl von 135 000 durchzusetzen –, dokumentiert, daß der lautstarke, oft äußerst polemische Protest, der gegen Finkelstein erhoben wurde, (ein "unbedeutender Nestbeschmutzer" gehört noch zu den gnädigsten Ausdrücken) reine Defensive ist. Die von Finkelstein zitierten Zahlen lassen erkennen: Die von der Claims Conference angegebene Zahl von 135 000 noch lebenden "Sklavenarbeitern" verträgt sich nicht mit jener der sechs Millionen jüdischer Opfer des Holocaust. Offenbar habe man, so Finkelstein, einerseits auf die schon zur Tradition gewordenen Zurückhaltung der (deutschen) Umwelt gegenüber den Berechnungen der Claims Conference gesetzt oder auf die Unwissenheit betreffend die realen historischen Berechnungen oder auch auf Dummheit, um der Geldgier freien Lauf zu lassen. Das Tragische dabei ist, laut Finkelstein, daß es hierbei um eine doppelte Ausplünderung (shake-down) geht, – zu Schaden kommen nicht nur Europäer, wie die Schweizer und die Deutschen, sondern auch die Opfer selbst.

Ivan Denes, aus Rumänien stammend und jüdischen Glaubens, lebt in Berlin

Norman Finkelstein: The Holocaust Industry – Reflections on the Exploitation of Jewish Suffering, Verso, London 2000, 150 Seiten, 23 US-Dollar

(Noch liegt keine deutsche Übersetzung vor. Sobald eine deutschsprachige Ausgabe auf dem Markt ist, wird das OB darauf aufmerksam machen)