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12.08.00 Serben arbeiten Verbrechen an Deutschen auf: Donauschwäbische Passion

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. August 2000


Serben arbeiten Verbrechen an Deutschen auf: Donauschwäbische Passion
Sensationelles Buch liegt endlich in deutscher Sprache vor
Von Werner Harasym

Der Zusammenbruch der deutschen Ostfront leitete Vertreibung, Entrechtung und Vernichtung der Donauschwaben ein, die im Zuge der Pariser Vorortverträge nach dem Ersten Weltkrieg auf die Staaten Jugoslawien, Rumänien und Ungarn aufgeteilt worden waren. Besonders brutales Leid widerfuhr den 200 000 deutschen Zivilisten, die in Jugoslawien unter Titos Partisanenherrschaft gerieten.

Von ihnen wurden zwischen November 1944 und März 1948 rund 170 000 Personen – vom kleinsten Kind bis zum ältesten Greis – in Lagern interniert. Etwa jeder Dritte kam dort ums Leben. Gemäß der "Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermords" der UNO besteht kein Zweifel, daß es sich bei den Verbrechen an der deutschen Minderheit um Völkermord handelte.

Um diesen Verbrechenskomplex, der von der öffentlichen Meinung in Deutschland kaum zur Kenntnis genommen wird, nicht der Vergessenheit anheim fallen zu lassen, legte die Donauschwäbische Kulturstiftung zwischen 1991 und 1995 mit dem "Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien" eine vierbändige Dokumentation vor.

Mit diesen insgesamt 4000 Seiten dicken Wälzern konnte man natürlich keine breitere Leserschaft ansprechen. Deshalb erschien 1998 mit dem Taschenbuch "Verbrechen an den Deutschen in Jugoslawien" eine handliche Zusammenfassung.

Parallel hierzu – und das ist die eigentliche Sensation – gibt es seit einigen Jahren in der serbischen Intelligenz vereinzelte Stimmen, die sich für eine vorurteilsfreie Aufarbeitung der Geschichte der Donauschwaben aussprechen. Vorläufiger Höhepunkt dieser Bemühungen stellt das Ende 1996 in Belgrad von Nenad Stefanovic herausgegebene Buch "Ein Volk an der Donau – Gespräche und Kommentare" dar, mit dem der inzwischen 38jährige ein jahrzehntelanges Tabu in Jugoslawien gebrochen hat.

Mit über dreijähriger Verzögerung liegt dieses außergewöhnliche Werk nun endlich in deutscher Sprache vor. Die Donauschwäbische Kulturstiftung, welche die deutsche Übersetzung verlegt und herausgegeben hat, sieht es als "das erste in Belgrad in serbischer Sprache erschienene Buch, das Informationen über das Leben und die Vertreibung der Donauschwaben in einer ideologiefreien und mutigen Weise bringt".

Stefanovic, Mitglied der Vereinigung der Schriftsteller und Journalisten Serbiens und Redakteur der Zeitschrift "Duga", führte im Herbst 1995 in Deutschland Gespräche mit zwölf Donauschwaben. Deren Erlebnisse aus den Jahren 1944 bis 1948 stehen im Mittelpunkt des Buches.

Umrahmt werden sie von einem Vorwort des Belgrader Germanistik-Professors Zoran Ziletic sowie Beiträgen von Goran Nikolic, wiederum Ziletic und Friedrich Binder. Höchst bemerkenswert ist die Tatsache, daß die Druckkosten unter anderem durch in Baden-Württemberg lebende Serben aufgebracht wurden.

Petar Mladjenovic, Sprecher dieser Spendergruppe, begründet ihren Einsatz folgendermaßen: "(...) wir Serben in der Diaspora und besonders in Deutschland" bekamen " während des Bürgerkrieges in Jugoslawien 1991-1995 am meisten die Schärfe des Drucks durch Lüge und Ungerechtigkeit gegenüber den Serben in den ausländischen Medien zu fühlen (...). Deshalb glauben wir, daß wir auch selbst anderen helfen müssen, ihre Wahrheit zu Gehör zu bringen, wenn wir wollen, daß auch über uns die Wahrheit gesagt wird."

Vorausgegangen war ein Schreiben des bereits erwähnten Ziletic, in dem der Professor um einen Zuschuß gebeten hatte. In diesem Brief wird auf das Hauptziel der Publikation verwiesen, nämlich "das serbische Volk von der Anklage der Deutschfeindlichkeit zu befreien". Aus den Erzählungen der Donauschwaben gehe eindeutig hervor, "daß sie nicht Opfer der Unduldsamkeit der Serben der Wojwodina, sondern des stalinisierten und titoisierten Pöbels im Gefolge der Roten Armee waren".

Die Konfiskation des Vermögens der Deutschen "diente damals als Anfangskapital für die Sowjetisierung Jugoslawiens und der Wojwodina". Die Ausführungen gipfeln in folgendem Vergleich: "Titos Kommunisten sind nämlich mit unseren Deutschen zwischen 1944 und 1948 so umgegangen wie die Nazisten mit den deutschen Juden 1936-1945."

Seinen Anfang nahm der Völkermord in den Beschlüssen der zweiten Tagung des AVNOJ ("Antifaschistischer Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens") – so hieß das im Laufe des Zweiten Weltkrieges von Tito einberufene Scheinparlament bis zur internationalen Anerkennung Tito-Jugoslawiens am 29. November 1945 – im bosnischen Jajce vom 29./30. November 1943.

In jenen Beschlüssen forderte Moscha Pijade, ein enger Mitarbeiter des Partisanenführers Josip Broz Tito, für sogenannte "Volksfeinde" und "Vaterlandsverräter" den Entzug der Freiheitsrechte und die Todesstrafe durch Erschießen. Diese Verlautbarungen bildeten die Vorstufe zu dem, was am 21. November 1944 in Belgrad vom AVNOJ erklärt und anschließend auch umgesetzt wurde.

Die Jugoslawiendeutschen wurden als "Volksfeinde" bezeichnet, deren bewegliches und unbewegliches Eigentum als "Feindvermögen" in Staatseigentum übergehen sollte. Am 1. Dezember 1945 wurden die AVNOJ-Beschlüsse zu Gesetzen deklariert. Von den deutschfeindlichen Bestimmungen waren nur Personen ausgenommen, die einen nichtdeutschen Ehepartner hatten oder die man als aktive Partisanenkämpfer einstufte.

Fast in jedem Dorf wurden Schulen, Fabrikanlagen oder Gaststätten zu Konzentrationslagern umfunktioniert. Ein besonders trauriges Kapitel sind die Kinderschicksale. In den donauschwäbischen Siedlungsgebieten Jugoslawiens sollen am 1. November 1944 zwischen 35 000 und 40 000 Kinder und Jugendliche unter 16 Jahre elternlos zurückgeblieben sein.

Da die Väter und Mütter entweder tot oder zur Zwangsarbeit verschleppt waren, gelangten die Kinder mit ihren Großeltern oder anderen Verwandten in Lager, in denen ungefähr 20 000 das erste Jahr nicht überlebten, ehe man sie in staatliche Umerziehungsheime einwies.

Aus Österreich und der Bundesrepublik versuchten die aus der Zwangsarbeit entlassenen Eltern, nach ihren Kindern zu suchen. Zwischen 1950 und 1959 konnten über das Rote Kreuz Transporte mit 2500 Personen durchgeführt werden. Dennoch blieben viele Kinder zurück und wurden slawisiert.

Den ganzen zweiten Gesprächskomplex bilden Erlebnisberichte damaliger Kinder. Wie sehr beispielsweise der Hunger die Insassen des berüchtigten Lager Rudolfsgnad quälte, in dem ungefähr 11 000 Donauschwaben starben –, erzählt Heinrich Köller (Jahrgang 1933): "Wir überlebten, indem wir uns von herumlaufenden Hunden und Katzen ernährten (...). Ratten haben wir nicht gegessen, zumindest ist es mir nicht bekannt, aber sie fraßen unsere Leichen."

Diesen Gesprächen stellt Stefanovic eine Versöhnungsidee voran, die es verdient, weiter verfolgt zu werden. Er hofft, "daß sich an einem gleichen Tag serbische und deutsche Freunde am Mahnmal der erschossenen serbischen Schüler von Kragujevac (2300 dieser Geiseln wurden am 16.10.1941 als Rache für ein Massaker an Wehrmachtsangehörigen umgebracht; Anm. d. Verf.) versammeln und sich sodann nach Rudolfsgnad begeben, um dort auf der Flur, wo die Kinder des gleichnamigen Lagers beerdigt sind, ein Kreuz zu errichten".

Wohltuend von manch oberflächlicher und monokausaler Betrachtung, die als Grund für die Untaten an den Deutschen das Verhalten der Donauschwaben und der Wehrmacht zwischen 1941 und 1944 anführt, hebt sich die Analyse von Ziletic ab. Ihm ist es auch zu danken, daß in Rudolfsgnad wenigstens eine Gedenktafel an die donauschwäbischen Opfer erinnert.

Im Vorwort stellt er fest: "Die Wojwodina-Deutschen wurden bei uns nach 1944 ihrer eigentlichen Geschichte beraubt. (...) Um ihr oft enormes Vermögen beschlagnahmen zu können, das durch die unermüdliche Arbeit von Generationen erworben wurde, die die bis ins 18. Jahrhundert hinein verwüstete und versumpfte Wojwodina in eine Kulturlandschaft erster Ordnung verwandelte, hat man ihre historische Vergangenheit durch eine mythische ersetzt."

In der nächsten Folge des "Ostpreußenblattes" werden an dieser Stelle weitere zentrale Inhalte des Sensationsbuches dargestellt und ein Überblick über die Lage der wenigen heimatverbliebenen Donauschwaben in Jugoslawien gegeben. Das Buch "Ein Volk an der Donau" ist für 20,- DM zu beziehen über: Donauschwäbische Kulturstiftung, Goldmühlestraße 30, D-71065 Sindelfingen.