24.04.2024

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19.08.00 LESERBRIEFE

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 19. August 2000


LESERBRIEFE

Kein Schlußstrich
Betr.: Wiedergutmachung

Am 6. Juli 2000 hat der Bundestag mit großer Mehrheit das Gesetz zur Entschädigung der sogenannten NS-Zwangsarbeiter verabschiedet. Wer allerdings geglaubt hatte, mit diesem Entschädigungsfonds von 10 Milliarden Mark werde nun endlich – über 55 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg – ein finanzieller Schlußstrich unter den gewaltigen deutschen Reparationsleitungen gezogen, sieht sich enttäuscht. Die Abgeordneten von SPD, Grünen, FDP und PDS verabschiedeten im Bundestag einen Entschließungsantrag, in dem weiteres Geld von den Siegern verlangt wird, falls sich die Entschädigung von 10 Milliarden Mark als ungenügend herausstellen sollte. Nach allen Erfahrungen kann man davon ausgehen, daß dann wieder gezahlt wird. Wo gibt es Wiedergutmachung für die vielen Millionen in den Lagern der Sieger eingekerkerten oder umgebrachten kriegsgefangenen und verschleppten Deutschen. Ich habe noch nie von unseren Politikern gehört, daß für uns Deutsche bei den Siegern Wiedergutmachung gefordert wird. Was sind das bloß für Menschen, die sich überhaupt nicht für uns Deutsche einsetzen? Ich sage klipp und klar so wie auch viele Menschen in unserem Volk derselben Meinung sind, keine deutschen Entschädigungsleistungen, bevor nicht die deutschen Zwangsarbeiter und Verschleppten eine angemessene Wiedergutmachung von den Siegern erhalten haben.

Gerhard Rogall

Solingen

Das hatte ersichtlich System
Betr.: Zwangsarbeiterentschädigung

Ich habe keine Einwendungen gegen eine Zwangsarbeiterentschädigung. Sie kommt allerdings sehr spät.

Diese Maßnahme der Bundesregierung hat mich veranlaßt, meinerseits mit einer umfangreichen Korrespondenz geltend zu machen, daß ich als französischer Kriegsgefangener im Alter von 18 bis 21 Jahren unter Verstoß gegen die Menschenrechte und die Genfer Konvention ohne Ausbildung und mit primitivem Gerät gezwungen wurde, am Atlantikwall Minen zu räumen und Blindgänger zu beseitigen. Vorher hatte man meine Kameraden und mich dergestalt hungern lassen, daß mir beispielsweise bei jeder Lageveränderung meines Körpers schwindelig wurde und ich umfiel. Außerdem war ich nicht in der Lage, mit eigener Kraft in den Transportgüterwagen zu gelangen. Das alles hatte ersichtlich System. Allein in dem Räumungskommando Cabourg, dem ich angehörte, sind über zehn Prozent der eingesetzten Kriegsgefangenen durch Explosionen getötet und noch mehr – teils schwer – verletzt worden.

Ich habe das Außenministerium ohne Erfolg gebeten, die französische Regierung jedenfalls zu einer Entschuldigung zu veranlassen. Mir wurde im Rahmen einer Korrespondenz mit dem Innenministerium schließlich der Überleitungsvertrag vom Jahre 1955 entgegengehalten, mit dem die BRD auf jede Forderung aus Krieg und – gegenüber den Westmächten – auch aus Besatzung verzichtet haben will. Ganz abgesehen davon, daß dieses Gesetz nach seinem Wortlaut keine Nachkriegsverbrechen der Westmächte umfaßt, wäre ein derartiger Verzicht auch unwirksam, weil die Anerkennung von Menschenrechtsverletzungen durch die BRD sittenwidrig und damit unwirksam wäre und die BRD nur auf Rechte hätte verzichten können, die sie selbst hatte. Die Bestimmungen der Genfer Konvention konnte die BRD nicht einseitig zum Nachteil deutscher Kriegsgefangener aufheben beziehungsweise außer Kraft setzen.

Im übrigen! In verschiedenen Kommandos wurde von deutschen Minenräumern zum Nachweis guter Arbeit verlangt, eingehakt in langer Reihe über die geräumten Felder zu gehen, um auf diese Weise zu gewährleisten, daß – wenn schon – ein Deutscher sein Leben lassen müßte.

Ich kann mich nicht damit abfinden, daß deutsche Kriegsgefangene offensichtlich auch heute noch als Menschen zweiter Klasse behandelt werden können.

Zur Vertiefung des Sachverhalts verweise ich auf das Buch "Die Gefangenen" von Carell, Bechtermünz-Verlag. Dr. jur. Uwe Ladda

Husum

Zivilcourage
Betr.: Folge 30/00 – "Die ,Reform‘ ist geplatzt"

Das Ostpreußenblatt hat sich von vornherein nicht verunsichern lassen. Die traditionelle deutsche Schreibweise wurde konsequent beibehalten. Das habe ich als Zivilcourage aufgefaßt und als wohltuend empfunden. Jedes "ß" hat mir Freude bereitet. Meine letzten Bücher erhielten im Impressum den Zusatz: "Hinweis zur Orthographie: Es wird die traditionelle deutsche Rechtschreibung verwendet."

Als ich im Artikel las, daß fast vier Millionen Analphabeten in Deutschland leben, wie Experten meinen, mußte ich an eine Ansprache zur Jahreswende denken. Kardinal Meißner sagte sinngemäß: Wir sind nicht mehr das Volk der Dichter und Denker. Wir sind keine Kulturnation mehr, sondern nur noch eine Konsumnation. Da muß man sich doch fragen: Wer hat ein Interesse daran? Gert O.E. Sattler

Recklinghausen

Ursachenforschung notwendig
Betr.: Folge 31/00 – "Mitte der Gesellschaft"

Härtere Strafen für "Rechtsextremisten" sind geplant. Doch ebenso notwendig ist die beherzte Ursachenforschung für die Zunahme extremistischer Übergriffe in jüngerer Zeit, nachdem in den ersten Nachkriegsjahrzehnten lange weder von Fremdenfeindlichkeit noch von Ausländerhaß oder Antisemitismus die Rede zu sein brauchte, weil es dies alles kaum gab, sieht man vom Extremismus fanatischer Ideologen bis hin zum RAF-Terrorismus ab. Es greift zu kurz, wenn man die brandigen Ränder fehlgeleiteter Energie mit Schablonen wie Arbeitslosigkeit, Werteverfall, Wegfall von Religion einerseits und autoritär-tragender Strukturen andererseits oder mit mangelnder Unterrichtung über totalitäre Systeme und ihre Unmenschlichkeiten erklären will – von letzterem geschah und geschieht eher des Guten oder Schlimmen zuviel und zu Einseitiges, was immer, auf jedem Gebiete des Lebens, endlich zu Übersättigung und Abwehr führt. Gewiß sind dies alles Mosaiksteinchen zum Begreifen des Phänomens roher Gewalt gegen entstandene Feindbilder; doch sitzt die Wurzel hierfür wohl sehr viel tiefer, als daß sie solche Teildiagnosen erfassen könnten. Man wird mutig fragen müssen, wie weit die Deutschen – jene, denen durch Generationen bleibende Identität mit dem Schuldkollektiv der Deutschen im Dritten Reich zugewiesen wird – mit deutscher Politik, soweit diese es in EU und Nato noch sein kann, zufrieden sind; Wahlergebnisse sagen hierüber nicht alles aus. Und man muß fragen, ob nicht die große Zahl der Nichtwähler durch Verweigerung und Resignation etwas ausdrückt, das, in viel ernsterem Maße als die auffälligen rohen Aktivitäten, ein steigendes passives Unbehagen an dieser "Gesellschaft", die kein Volk mehr sein soll, und ihren Führungen anzeigt, was nicht eben zu "Zivilcourage" und "Hinschauen" reizt, zumal dann nicht, wenn zugleich speziell deutsche, seit 1945 tabuisierte Anliegen, wie etwa Verbrechen an Deutschland und den Deutschen, selbst sofort als "rechtsextrem" diffamiert werden. Nein – eine tapfere Ursachenforschung statt des Herumdokterns an Symptomen tut not, die auch bisher verworfene Fragestellungen an die Politik des 20. Jahrhunderts zuläßt, auch ihrem Peinlichen und Beschämenden, ihrem Versagen, ihren Fehleinschätzungen und übertreibendem Zuviel auch in Nachkriegszeit und Gegenwart nicht ausweicht, es offenlegt, Konsequenzen daraus zieht und so neue Lust zu Identifikation und Einsatz für dieses Land wieder so attraktiv und natürlich macht, wie es allen unseren Nachbarn selbstverständlich ist. Dann könnte auch der Quell haßerfüllten Wütens gegen die Politik dieses Staates, die allerdings wiederkehrend Zweifel an ihrem Nutzen für Deutschland erzeugt, von selbst versiegen.

Stephanie Heidelmeyer

Alzenau

Sind wir vertrottelt?
Betr.: Folge 30/00 – ",Sprache der Freiheit‘"

Die "Gedanken zur Zeit", die Wilfried Böhm schreibt, gefallen mir seit langem ausgezeichnet. Seine Gedanken über unsere schöne deutsche Sprache, die "Sprache der Freiheit", haben mich geradezu begeistert. Begeistert, weil es leider viel zu wenig Proteste gegen die Verbreitung von Anglizismen in unserem Land gibt. Ob in den Printmedien oder im Fernsehen, unsere schöne Sprache wird mehr und mehr in ein Pidgindeutsch verkommen. Als ehemaliger Abonnent der "Welt" hatte ich gleich bei Einführung einer ganzen englischsprachigen Seite der Redaktion meinen Protest mitgeteilt und, da man dort eine Reaktion wohl für überflüssig hielt, mein Abonnement gekündigt. Kann man sich vorstellen, daß es vielleicht in einer "Times" oder im "Observer" einmal eine deutschsprachige Seite geben wird? Bei der Mentalität der Engländer würde es wohl zu einer Revolution kommen. Nur bei uns ist es möglich, daß unsere Politiker sich besonders klug vorkommen, wenn sie ihren "Background" mit Anglizismen verdecken wollen. Aber was kann man von einer deutschen Regierung erwarten, deren Staatsminister im Auswärtigen Amt während einer Regierungskonferenz in Brüssel vor Vertretern der EU-Staaten bekennt, "daß er die Deutschen nicht mag". Und was kann man von den deutschen Vertretern im Europarat erwarten, die sich bereitwillig der Forderung fügen, daß im Europarat nicht die Sprache von 90 Millionen deutschsprachiger Europäer, sondern englisch gesprochen wird? Sind wir Deutschen schon so vertrottelt, daß wir uns alles gefallen lassen und sogar auf unsere Sprachkultur verzichten?

Auf mein Ostpreußenblatt freue ich mich jedes Wochenende und lese mit viel Interesse die Artikel über das politische Zeitgeschehen und historische Ereignisse. Machen Sie weiter so!

Klaus-R. Woche, Berlin

Probleme gelöst
Betr.: Fernsehsendung "Sabine Christiansen" vom 30. Juli 2000

Ron Williams löst Deutschlands Probleme. Da spricht endlich einmal einer aus, was viele denken. Nach seiner Auffassung erledigt sich die Bevölkerungsfrage in Deutschland durch die rückläufige Geburtenrate von selbst, und nationale Interessen würden in einer multikulturellen Gesellschaft nicht mehr zum Tragen kommen. Könnte so Entwicklungshilfe aus Afrika aussehen, sozusagen als dankenswerte Gegenleistung für unsere Hilfen? Und die elitäre Gesellschaft in der Runde lächelt …

Gerd Ruppenstein, Hagen