20.04.2024

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30.09.00 Sinkende Auflagen: Die "taz" vor dem Aus

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 30. September 2000


Sinkende Auflagen: Die "taz" vor dem Aus
Letzte Bitte um Vertrauen

"Der taz geht es wirklich schlecht", meinte die angesehene "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) über den derzeit wieder einmal beklagenswerten Zustand des linken bundesdeutschen Flaggschiffs "tageszeitung". Recht hat sie, die FAZ: Inzwischen droht der "taz" die Überschuldung. Das heißt: Der Verlag verfügt nicht mehr über genügend Eigenkapital, um die aufgelaufenen Verluste zu decken. Mit der Überschuldung droht regelmäßig der Konkurs. Das ist nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen, daß der Wert der Immobilie in der Berliner Kochstraße, in der das Hauptquartier der Zeitung untergebracht ist, laut einem Gutachten von 11,5 Millionen auf 9,8 Millionen herabgestuft wurde. Der Gesamtbilanzverlust des Blattes hat sich inzwischen auf stolze 13,6 Millionen Mark aufgelaufen.

Seit 1991 kämpft man mit mehr oder weniger phantasievollen Aktionen gegen diese Überschuldung durch Abonnentenwerbeaktionen an. Seit neuestem versucht die Zeitung sich wieder einmal in einer Rettungsaktion in eigener Sache. "taz muß sein", heißt es in jeder neuen Ausgabe. "Spiegel"-Chef Rudolf Augstein bittet dabei ebenso um neue "taz"-Abonnenten wie die Grüne Antje Radcke oder Ex-PDS-Chef Gregor Gysi; Komiker Harald Schmidt wirbt in gleicher Weise um Vertrauen für die "größte Schülerzeitung der Bundesrepublik" (die "taz" über sich selbst) wie die PDS-Berufsjugendliche Angela Marquardt.

Doch aus den Schülern des Gründungsjahres 1978 sind angegraute Herrschaften geworden. Und die jüngeren Leser orientieren sich inzwischen anders. So stagnieren die Leserzahlen. Mindestens 50 000 bezahlte Abonnements bräuchte die Zeitung nach eigenen Angaben, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Derzeit sind es gerade einmal 47 500. Und es sieht erneut nicht so aus, als ob es dieses Mal klappen könnte. Im Gegenteil: Seit Jahren sinkt die Abonnentenzahl dramatisch: Noch 50 700 waren es im Jahre 1997 gewesen. An dieser Entwicklung konnten auch zwischenzeitliche "Erpressungs"-Aktionen (5000 neue Abos oder wir machen Schluß!) dauerhaft nichts ändern. Mit Schrecken mußten die Initiatoren feststellen, daß sich trotz Riesenaufwandes per saldo praktisch kein neuer Abonnent gefunden hatte.

Auf diese Weise läßt sich allerdings keinesfalls weiterwursteln. Trotz Einsparungen bleiben die Kosten hoch: Die "taz" leistet sich unter anderem Lokalredaktionen in Berlin, Hamburg, Bremen sowie eine Nordrhein-Westfalen-Ausgabe mit Unterabteilungen in Bochum, Münster und Düsseldorf. So etwas finanziert sich nicht so schnell nebenbei.

taz-Chefredakteurin Bascha Mika hat inzwischen bereits damit gedroht, ihre Position zur Verfügung zu stellen, falls die wirtschaftliche Lage sich weiter zuspitzen sollte, um sich nach einer sichereren Arbeitsstelle umzuschauen. Im Falle der Notwendigkeit von Kündigungen, so Mika, läge ihre Kündigung "als erste auf dem Tisch". Dabei ist eine Reduzierung der Zahl der 153 Mitarbeiter längst beschlossene Sache. Nun soll das Licht aus dem Osten kommen. "Türkische Mitbürger sollen die taz retten", freute sich die linksliberale "Süddeutsche Zeitung". Denn seit kurzem verfügt die "taz" über eine wöchentlich erscheinende zweisprachige Beilage namens "Persembe" ("Donnerstag"). Allwöchentlich rettet dort die radebrechende Comicfigur "Kanakmän" die türkischen Leser vor Unbilden, die ihnen üblicherweise im fremden Deutschland drohen. "Persembe" wird – wirtschaftlich unabhängig von der "taz" – von einer eigenen GmbH gehalten, in denen türkische Geschäftsleute die Mehrheit haben. Im Gegenzug erhält "Persembe" Geld für jedes geworbene "taz"-Abonnement. Ähnliche deutsch-türkische Vorhaben sind, wie jüngst ein Hochglanz-Zeitgeistmagazin, allerdings noch stets mangels Nachfrage kulturell integrierter Türken gescheitert, die lieber ein klassisches, rein türkisches Blatt kauften. Würde sich diese Kooperation jedoch bewähren, könnte die "taz" auch in wirtschaftliche Abhängigkeit zu einer weiteren Multikulti-Lobby geraten.

Sollte bis Dezember keinerlei Besserung eingetreten sein, könnte es mit der "taz" aus sein. Kenner der Szenerie rechnen allerdings damit, daß – wie immer – vorher noch einmal ein oder mehrere ungenannte "weiße Ritter" auftauchen und der Zeitung im letzten Moment aus alter 68er-Verbundenheit mit einer größeren Geldsumme beispringen.

Möglich scheint indes auch ein Neuanfang nach einem Konkurs, wie dies bereits andere linke Blätter wie "Konkret" und "Junge Welt" durchexerziert haben. Falls die neue Aktion wieder keinen Erfolg zeitige, dann, so deutete die derzeitige "taz"-Chefredakteurin dunkel an, "müßten wir uns überlegen, ob wir die ,taz‘ im nächsten Jahr wieder aufmachen". Hans B. v. Sothen