20.04.2024

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14.10.00 "Liane, das Mädchen aus dem Urwald"

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 14. Oktober 2000


"Liane, das Mädchen aus dem Urwald"
Die Schauspielerin Marion Michael aus Königsberg wird 60

Marion Michael, die mit den Streifen "Liane, das Mädchen aus dem Urwald" (1956, mit Hardy Krüger) und "Liane – die weiße Sklavin" (1957, mit Adrian Hoven) Furore machte, begeht am 17. Oktober ihren 60. Geburtstag. Geboren wurde sie in Königsberg.

Bereits als Zehnjährige machte sie auf den Brettern des Berliner Zimmertheaters die ersten Bühnenschritte und in der Ballettschule von Tatjana Gsovsky die ersten klassischen Hupfer. So präpariert, gelang es ihr, im Jahre 1956 die über 10 000 Konkurrentinnen aus dem Feld zu schlagen, die sich mir ihr um die weibliche Hauptrolle in dem Film "Liane, das Mädchen aus dem Urwald" beworben hatten. Damit stand Marion Michael erstmals vor der Kamera.

"Ich habe noch nie vor einem Film so viel Angst gehabt wie vor diesem. Kein Außenstehender kann ermessen, welches Risiko wir da eingegangen sind, die Titelrolle mit einer Unbekannten zu besetzen. Aber es ist gutgegangen", meinte damals Regisseur Eduard von Borsody. Der Film wurde ein Erfolg an der Kinokasse. Das "Lexikon des internationalen Films" urteilte über dieses Werk: "Einfältiger Unsinn, der jedoch durch das aus heutiger Sicht lächerliche Kokettieren mit Nuditäten zu einem der großen finanziellen Erfolge der Nachkriegszeit wurde." Doch die Rolle brachte Marion Michael kein Glück. Viele sahen in ihr lange Zeit nur so etwas wie einen "weiblichen Tarzan", böse Zungen sprachen sogar vom "deutschen Filmnackedei". So kam ihre Karriere nicht so recht in Schwung. Regisseur Rolf Thiele holte sie für die Rolle der "Paula Mühlberg" für seinen Streifen "Der tolle Bomberg" vor die Kamera, in dem Hans Albers nochmals einen großen Auftritt hatte. Ihr natürlicher Liebreiz fand dann noch Verwendung in den Filmen "Es war die erste Liebe" (Regie: Fritz Stapenhorst, mit Christian Wolff), "Bomben auf Monte Carlo" (mit Eddie Constantine), "Schlußakkord" (Regie: Wolfgang Liebeneiner) und "Davon träumen alle Mädchen" (1961, Regie: Thomas Engel). Weitere Angebote ließen auf sich warten. Im Mai 1964 machte sie nochmals Schlagzeilen, als ihr ein Berufungsgericht in Aix-en-Provence 160 000 DM Schadenersatz für eine Narbe auf ihrer Lippe zusprach, Folge eines Autounfalls bei den Dreharbeiten zu "Bomben auf Monte Carlo" in Frankreich.

Auch ein kleiner Part in Dagmar Beiersdorfs "Puppe kaputt" (1977) brachte ihr nicht den erhofften Wiederanschluß ans Filmsgeschäft. Marion Michael gab auf, lebte vom Sozialamt, trennte sich von Hansjörg Felmys Sohn Marcel Werner (Mutter: die Schauspielerin Elfriede Rückert), siedelte 1979 mit ihrem Sohn Benjamin in die damalige DDR über und arbeitete als Regieassistentin bei der DEFA in Ost-Berlin.

In den Filmbesetzungslisten ist die Ostpreußin heute nicht mehr zu finden. Marion Michael – ein Beispiel mehr, wie brüchig Filmruhm sein kann. Wer gibt Marion Michael eine zweite Chance?

kai-press