23.04.2024

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21.10.00 Ostpreußischer Kulturpreis

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 21. Oktober 2000


Ostpreußischer Kulturpreis
Erstmalige Ehrung eines Russen aus Königsberg

Die Landsmannschaft Ostpreußen verleiht Anatolij Pawlowitsch Bachtin für sein dokumentarisches und publizistisches Wirken im Königsberger Gebiet den Ostpreußischen Kulturpreis in der Sparte Publizistik. Durch seine Arbeiten sind Zerstörung und Verfall, aber auch der Erhalt von Bürgerhäusern und insbesondere von Kirchen durch anderweitige Nutzungen für eine Zeit dokumentiert, in der deutschen Journalisten, Wissenschaftlern und den aus der Heimat vertriebenen Ostpreußen der Zugang in das Königsberger Gebiet verwehrt blieb.

Bachtin, Fotograf und Bildarchivar im Gebietsstaatsarchiv Königsberg, wurde 1949 in Königsberg geboren und besuchte, während er seine Jugend im Königsberger Stadtteil Ponarth verbrachte, dort auch von 1955 bis 1965 die Schule.

Von Kindheit an betrachtete er das Königsberger Gebiet, den russisch verwalteten Bereich des dreigeteilten Ostpreußens, mit offenen Augen für die preußische Bausubstanz.

Ende der siebziger Jahre begann der Russe Bachtin, aufgrund des beschleunigten "Wiederaufbaus" der Stadt, der tatsächlich meistens ihre Zerstörung bedeutete, die noch erhaltenen Kirchen, Skulpturen und Häuserreliefs fotografisch zu dokumentieren. Seine über Jahrzehnte hinweg aufgebaute und in Teilen veröffentlichte Dokumentation, insbesondere über die Kirchen im Gebiet, gilt heute als Fortsetzung des bis 1945 reichenden kulturhistorischen und dreibändigen Standardwerks "Geschichte der Evangelischen Kirche Ostpreußens" (1968) von Walther Hubatsch und Iselin Gundermann.

Bachtin hat unter Mithilfe der Ost-Akademie, Lüneburg, seine Dokumentation gemeinsam mit Gerhard Doliesen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Form der publizistischen Aufarbeitung der Dokumentation erlaubt auch Laien ohne kulturhistorische Vorkenntnisse einen interessanten Einblick in das Gestern und Heute der Kirchensubstanz im Königsberger Gebiet. Bachtin hat damit einen wesentlichen Beitrag gegen das Vergessen in Bezug auf den alten deutschen Osten geleistet.

Der Ostpreußische Kulturpreis, von der Landsmannschaft Ostpreußen am 30. März 1957 gestiftet, wird jährlich an Persönlichkeiten verliehen, die sich in den Sparten Literatur, Bildende Kunst und Musik, Wissenschaft oder Publizistik um Ostpreußen verdient gemacht haben bzw. die aus Ostpreußen stammen.

Die feierliche Verleihung des diesjährigen Kulturpreises findet am 5. November 2000 im Rahmen der Sitzung der ostpreußischen Landesvertretung, dem höchsten Gremium der Landsmannschaft Ostpreußen, zu Berlin statt. OB