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11.11.00 Zwischen Ottawa und Omsk

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 11. November 2000


Neue Zeitschriften:
Zwischen Ottawa und Omsk
Der "Globus" und die bayerische Internationale / Von Martin Schmidt

Die Baiern gelten als besonders bodenständiger, heimatverbundener deutscher Stamm. Beim Stichwort Auswanderung fallen sie einem nicht gleich ein. Eher schon die Schwaben, Hessen oder Pfälzer.

Dennoch haben im 19. und 20. Jahrhundert auch Hunderttausende Baiern das gelobte Land am Fuße der Alpen verlassen, um jenseits der Grenzen ihr Glück zu versuchen. Vor allem in den Vereinigten Staaten, Kanada und Brasilien prägten sie mit mit ihren Bräuchen – vom Schuhplatteln bis zum Oktoberfest – das Bild des deutschen Volkes insgesamt. Das zweitgrößte Oktoberfest weltweit wird alljährlich in Kitchener im kanadischen Bundesstaat Ontario gefeiert, und allein im Staate New York gibt es zur Zeit elf Schuhplattler-Vereine.

Allerdings handelt es sich bei der Masse der Auslandsdeutschen aus Bayern nicht um Alt-Baiern, sondern um Franken und bayerische Schwaben. Alle zusammen werden sie in der jüngsten Ausgabe des "Globus" (3/2000) unter dem Motto "Bayern und seine Landsleute in aller Welt" eingehend gewürdigt.

Neben Beiträgen über den "Bund der Bayern in Adelaide", "Bayern und Brasilien", "Das Bayerische Haus in Odessa", "Die Bayern in Rußland" oder "Bayerische Schwaben in Indien 1503-1916" finden sich in der Zeitschrift des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) auch Artikel zum ostmitteleuropäischen Raum.

Historische Persönlichkeiten wie die Heilige Hedwig, die Schutzpatronin Schlesiens, oder die im 13. Jahrhundert lebende und ebenfalls aus einem bayerischem Geschlecht stammende ungarische Prinzessin Elisabeth werden ebenso behandelt wie das Treffen von Sozialministerin Stamm mit dem rumänischen Präsidenten Constantinescu beim zweiten Bayerisch-Banater Sommerfest Anfang September dieses Jahres im "Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus" in Temeschwar.

Besonders spannend lesen sich die Ausführungen über den Diplomatensproß, Maler und Mitbegründer Torontos, William Berczy (1744-1813) alias Johann Albrecht Ulrich Moll. Eine der vielen Stationen auf dessen abenteuerlichem Lebensweg war die Mitarbeit am Aufbau deutscher Dörfer im nordostkroatischen Gebiet um Warasdin und Karlstadt in den Jahren 1772-79.

Der VDA-Vorsitzende Hartmut Koschyk weist in seinem Vorwort zu dem farbig illustrierten und von hochkarätigen Anzeigen strotzenden Heft auf die besonderen Beziehungen des Freistaates Bayern zu Rumänien und zur Ukraine hin, wo in den Karpaten bis heute Nachfahren der im 18. Jahrhundert zugewanderten Schönborn-Franken leben. Selbstverständlich erwähnt Koschyk den "vierten Stamm" Bayerns, die Sudetendeutschen, und vergißt ebensowenig die Patenschaft für die Ostpreußen.

Für erstere habe der Freistaat in erheblichem Umfang den Bau des Egerland-Museums in Marktredwitz übernommen, während letztere von bayerischen Geldern für das kürzlich eingeweihte "Haus Kopernikus" im masurischen Allenstein profitierten.

Nicht minder empfehlenswert als die 4,- Mark (plus Versandkosten) teure blau-weiße "Globus"-Ausgabe ist das aktualisierte, im September fertiggestellte kostenlose "Aussiedler"-Heft der Bundeszentrale für politische Bildung. Fachleute wie Joachim Rogall ("Die Deutschen in Polen"), Anneli Ute Gabanyi ("Geschichte der Deutschen in Rumänien") und Alfred Eisfeld ("Die Entwicklung in Rußland und in der Sowjetunion") geben einen fundierten Einstieg ins Thema.

Zum Schluß bringt Ute Heinen die im Laufe des letzten Jahrzehnts immer größer gewordenen Integrationsprobleme mit rußlanddeutschen Aussiedlern auf den Punkt: "Zu den Risiken zählt der Rückzug in die eigene Gruppe in kompakten Wohngebieten, die vielerorts anzutreffen sind. So sehr bekannte Netzwerke zu Beginn des Hierseins zur Entwicklung von Wohlbefinden und zur Überwindung von Fremdheit beitragen können, so sehr darf diese selbst gewählte Isolation kein Dauerzustand werden.

In der einheimischen Bevölkerung tragen mangelnde Akzeptanz und Konkurrenzgefühle (...), wahrgenommene Verschiedenheit und Vorurteile zur Marginalisierung und Ausgrenzung bei. Die Erwartung der einheimischen Bevölkerung an Deutsche trifft auf das Bewußtsein vieler Aussiedler von einer deutschen Identität, die sich oft Basisinfos über Aussiedler von der in Deutschland vorgefundenen Wirklichkeit unterscheidet."

Wer über diese Basis hinaus Informationen über die heutige rot-grüne Aussiedlerpolitik sucht, kann seit kurzem auf eine Internetseite des Aussiedlerbeauftragten Jochen Welt zurückgreifen (http://www. aussiedlerbeauftragter.de).

Bezug: Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e. V. (VDA), Kölnstr. 76, 53757 St. Augustin, Tel.: 02241/21071, Fax: 29241, E-Mail: vda.globus@t-online.de bzw. für die Nr. 267 der "Informationen zur politischen Bildung" Franzis‘ print & media, PF 150740, 80045 München oder Fax: 089/5117-292 (Berufsangabe erforderlich)