26.04.2024

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11.11.00 Wie ein Theaterdonnerwetter

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 11. November 2000


Wie ein Theaterdonnerwetter
Kompositionen von E.T.A. Hoffmann auf CD

Eine umfangreiche Privatsammlung zu Leben und Wirken des Königsbergers E.T.A. Hoffmann (1776–1822) hat die Berliner Staatsbibliothek jetzt erwerben können. Möglich wurde die Neuerwerbung durch eine testamentarische Verfügung einer Berlinerin, von dem zur Verfügung gestellten Erbe möglichst vollständig Literatur und Illustrationen von und über Hoffmann zu erstehen. Die Sammlung des Hoffmann-Liebhabers Hans-Dieter Holzmann soll nun den Grundstock eines künftigen Hoffmann-Archivs in Berlin bilden. Die ursprünglichen Bestände der Preußischen Staatsbibliothek zum Thema Hoffmann waren zum großen Teil im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

Kaum eine Persönlichkeit der deutschen Kultur ist so schillernd wie der Ostpreuße E.T.A. Hoffmann. Zeichner, Komponist und Schriftsteller ist er gewesen. Er selbst sah seine Begabung vor allem als Komponist, der Nachwelt aber ist er heute in erster Linie als Autor unheimlicher Geschichten und Märchen bekannt. "Ob ich wohl zum Mahler oder zum Musiker gebohren wurde?" notierte er in seinem Tagebuch, das er in Plock zu schreiben begann, wohin er 1802 verbannt worden war. In Posen, seinem bisherigen Wirkungsort als Jurist, hatte er mit der ihm eigenen, bissigen Art die Spitzen der Gesellschaft in Karikaturen aufs Korn genommen. In Plock nun fiel für Hoffmann die Entscheidung: "Die Mahlerey habe ich ganz bey Seite geworfen, weil mich die Leidenschaft dafür, hinge ich ihr nur im mindesten nach, wie ein griechisches Feuer unauslöschlich von innen heraus verzehren könnte ... Die Musik mit ihren gewaltigen Explosionen ist mehr wie ein Theaterdonnerwetter ... man kann sich mit ihr ohne Gefahr vertrauter machen, darum habe ich sie zu meiner Gefährtin und Trösterin erkieset auf diesen dornigen, steinigen Pfad!" 1804 erlöst Freund Theodor Gottlieb Hippel d. J. den geplagten Hoffmann und beschafft ihm eine Stelle als Regierungsrat in Warschau. Bis 1807 entstehen dort Klaviersonaten, Singspiele, die Symphonie Es-dur, die Musik zu dem Schauspiel "Das Kreuz an der Ostsee" von Zacharias Werner, ebenfalls aus Königsberg stammend, und die Messe d-moll. Letztere ist jetzt auf einer CD von Koch Schwann zu hören in der Interpretation von Solisten, Chor und Orchester der Capella Cracoviensis Roland Bader (CD 3-1445-2). Weiter sind auf der CD sechs Canzoni zu vier Stimmen – Ave maris stella, De Profundis, Gloria, Salve Redemptor, O Sanctissima, Salve Regina – zu hören, die zwischen dem 26. Mai und dem 26. Juli 1808 in Glogau entstanden.

Über die Musik ist Hoffmann erst zum Wort gekommen. Er verfaßte musikwissenschaftliche Essays und Rezensionen, und auch später in seinen Romanen und Novellen spielt die Musik (oder der Musiker) oft eine wichtige Rolle. Und so mag denn der begeisterte Leser der phantastischen Geschichten eines E.T.A. Hoffmann denn auch Gefallen an den Kompositionen des Königsbergers finden. SiS