28.03.2024

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30.12.00 Außergewöhnliche Erinnerungen an eine ungewöhnlich schöne Stadt

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 30. Dezember 2000


Filmpläne:
Krieg und Frieden in Danzig
Außergewöhnliche Erinnerungen an eine ungewöhnlich schöne Stadt
von Martin Schmidt

"Ein Spielfilm geht tiefer unter die Haut als eine Dokumentation", erklärt Peter Poralla seine Motivation, Erlebnisberichte aus seinem Buch "Unvergänglicher Schmerz. Danzigs Schicksalsjahr 1945" verfilmen zu lassen. "Nach einigen Ansätzen in den 1950er Jahren hat es derartige Versuche, das Thema der Vertreibung der Deutschen ins Fernsehen oder auf die Kinoleinwand zu bringen, nicht mehr gegeben", beklagt der gebürtige Danziger.

Das Drehbuch mit dem Arbeitstitel "Freundinnen" sei fertig, so Poralla. Ihm gingen ausführliche Studien zur Danziger Geschichte und zur Gestaltung von Drehbüchern in der Deutschen Bibliothek in Frankfurt voraus. Jetzt müssen nur noch die Verhandlungen mit bundesdeutschen und polnischen Produktionsfirmen zu einem erfolgreichen Abschluß gebracht werden, hofft der im badischen Freiburg lebende studierte Jurist, langjährige Stadtrat und Gastronom für das Jahr 2001.

Die Handlung beruht größtenteils auf wahren Erlebnissen im Danzig der Jahre 1942 bis 1945. Im Mittelpunkt stehen die Liebesgeschichten dreier deutscher Frauen der Jahrgänge 1922, 1924 und 1925 – ihr Alltag in der Familie, im Beruf und im Sozialgefüge der fast rein deutschen Hafenstadt am Weichseldelta (1920 waren 96 Prozent der 383 955 Einwohner Deutsche, 2,1 Prozent Kaschuben und der Rest Polen). "Ganz läßt es sich jedoch nicht vermeiden, den Stoff an der einen oder anderen Stelle dichterisch auszuschmücken und zu ergänzen", räumt Poralla ein.

Verständlicherweise will der Enkel eines Bromberger Papier-Fabrikanten nicht die ganze Handlung offenlegen, aber daß er eine der drei Protagonistinnen selbst "hautnah" kennengelernt hatte, verrät er. In Messina bei Danzig war das. Die zwei im Drehbuch beschriebenen "jungen Männer", die die Schuldirektoren-Tochter in dem als FKK-Paradies bekannten Seebad im Evaskostüm begutachteten – samt Schwestern und Vater – waren Poralla und dessen Freund.

Auch Traute Göppner, die einzige Danzigerin, die bei internationalen Sportwettkämpfen eine Goldmedaille für den Freistaat erringen konnte (im Weitsprung), ist ihm persönlich bekannt. Laut Drehbuch taucht sie im Tanzsaal des "Tobis-Palastes" in der Langgasse auf, wo sich allerhand interessante Leute treffen, darunter Teddy Suhren und andere Ritterkreuzträger der U-Boot-Schule aus dem benachbarten Gotenhafen (Gdingen). Die ordensgeschmückten Soldaten werden respektlos begrüßt mit den Worten: "Jetzt kommt der Blechladen!"

Abrupt münden die vertraut wirkenden Alltagsfreuden sowie die Schilderung der Schönheiten der Stadt und ihrer Umgebung in das Chaos des Frühjahrs 1945. Auch dieser plötzliche Einbruch des totalen Krieges wird der bis zuletzt tatsächlich sehr weit verbreiteten Arglosigkeit der Menschen in Ostdeutschland gerecht.

Nach dem Durchbruch der Roten Armee in Ostpreußen und Pommern zwischen Januar und März begann im April der Endkampf um die "Festung" Danzig. Anschließend setzten sich nach dem Einmarsch der Sowjets und in ihrem Gefolge der Polen die dramatischen Ereignisse für die Zivilbevölkerung auf eine bis heute tabuisierte brutale Weise fort – bis zu ihrer Vertreibung.

Ausführlich dokumentiert wird dies in Porallas Sammelband "Unvergänglicher Schmerz" anhand einer Vielzahl von Augenzeugenberichten, die Danziger Landsleute zu Papier gebracht hatten oder Ostpreußen, Westpreußen und Pommern, die auf der Flucht durch die Stadt an der Mottlau kamen. Das Buch war ein großer Erfolg. Auf die 7000 Exemplare der ersten und zweiten Auflage folgte im Herbst 1998 eine dritte, von der schon wieder knapp 3000 Bücher verkauft werden konnten.

Unter den Lesern stellen vertriebene Danziger die größte Gruppe. In letzter Zeit zeigen aber auch immer mehr neugierig gewordene Bekannte und Nachbarn dieses unmittelbar betroffenen Personenkreises Interesse an dem Thema.

Eine erhebliche Nachfrage stellt Poralla bei den deutschen Minderheitenorganisationen in Danzig, Elbing, Thorn, Bromberg usw. fest. Manche kennen den landsmannschaftlichen Aktivisten noch von seiner Beratertätigkeit im Jahre 1991, als er vor Ort im Auftrag des deutschen Innenministeriums Hunderten Selbständigen in Wirtschaftsfragen zur Seite stand, darunter klein- und mittelständischen Betrieben ebenso wie Ärzten, Anwälten, Landvermessern und Bauern.

Nicht zuletzt erwarben das Werk so manche Polen, die es in Buchhandlungen ihres Landes ausgestellt fanden, wo deutsche Bücher keineswegs eine Seltenheit sind, oder die eine der zumeist positiven Besprechungen in der polnischen Presse gelesen hatten. Oft bedauern sie das in Polen sehr lückenhafte geschichtlich-kulturelle Wissen über die nun zum eigenen Territorium gehörenden ostdeutschen Gebiete.

Dies ist auch der Grund, so Poralla, warum er sein ebenfalls abgeschlossenes "Westpreußen-Lexikon" nicht nur in deutscher, sondern auch in polnischer Sprache herausgeben will. Erscheinen soll es im kommenden Jahr im Selbstverlag der Landsmannschaft.

Das Buch "Unvergänglicher Schmerz" (400 S., zahlr. Abb., DM 48,- zzgl. Porto/Verpackung) kann direkt beim Verfasser bestellt werden: Peter Poralla, Reutebachgasse 63, 79108 Freiburg, Fax: 0761/52618).