24.04.2024

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30.12.00 Milosevic-Parteien dominieren in ehemals deutschen Siedlungsgebieten

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 30. Dezember 2000


Wahlen in Serbien:
Fernwirkungen der Vertreibung
Milosevic-Parteien dominieren in ehemals deutschen Siedlungsgebieten

Am 23. Dezember fanden in Serbien Parlamentswahlen statt, bei denen erwartungsgemäß die Demokratische Opposition Jugoslawiens (DOS) die Nase vorn hatte.Im Vorfeld dieses Urnenganges fanden eingehende Analysen jener anderen, entscheidenden Wahl vom 24. September statt, bei der Kostunica und die DOS den Sieg über Slobodan Milosevic und dessen Koalition aus Sozialisten und Kommunisten (SPS bzw. JUL) davongetragen hatten. Dabei stellte sich die Frage: Wo lagen in der wirtschaftlich besonders wichtigen Wojwodina sowie in anderen Landesteilen die Hochburgen der Milosevic-Kräfte?

Die Belgrader Wochenzeitschrift "Vreme" (Zeit) veröffentlichte dazu in ihrer Ausgabe vom 5. Oktober aufschlußreiche Daten. Demnach erhielten Milosevic und dessen rot-rote Koalition in der Wojwodina in den Wahlbezirken Batschka Palanka (Backa Palanka), Hodschag (Odzaci), Werschetz (Vrsac) und Betschkerek (Zrenjanin) die Mehrheit der abgegebenen Stimmen.

Beleuchtet man dieses Ergebnis näher, so stößt man auf einen Zusammenhang von grundsätzlicher Bedeutung. In der Wojwodina lebten bis 1945 etwa 335 000 Deutsche, was einem Anteil von 22 Prozent an der Gesamtbevölkerung entsprach. Doch ausgerechnet in den Bezirken Batschka Palanka und Hodschag in der Region Batschka stellten die Donauschwaben die absolute Mehrheit, und in denen von Werschetz und Betschkerek im Banat lag ihr Anteil bei immerhin einem Drittel.

Nach 1945 wurden die "leeren Häuser" der vertriebenen Deutschen mit serbischen Kolonisten aus kroatischen und südserbischen Gebieten besiedelt – hauptsächlich Kommunisten und "verdienten Kämpfern" aus Titos Partisanenbewegung. In den 1990er Jahren kamen dann noch mehr als 100 000 serbische Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten hinzu.

Die ethnische Zusammensetzung der Wojwodina hat sich nach 1945 grundlegend verändert: Die in den ehemaligen deutschen Wohngebieten angesiedelten Serben dominieren politisch nicht nur die noch vorhandenen Minderheiten – vor allem die große ungarische Volksgruppe –, sondern auch die alteingesessene, mitteleuropäisch geprägte serbische Bevölkerung. Nach Angaben von "Vreme" kommt genau aus den Ballungszentren der Kolonisten und Flüchtlinge die Masse der Stimmen für Slobodan Milosevic.

Darüber hinaus gehören die Grenzgebiete zum Kosovo zu den wichtigsten Einflußgebieten der EU-feindlichen linksradikalen Kräfte Serbiens.

Für die politische Öffentlichkeit im Westen, die Jugoslawien in internationale Organisationen eingliedern will, aber auch für die maßgeblichen Politiker in Belgrad stellt sich die Frage, ob die serbisch-mitteleuropäische Scharnierfunktion der Wojwodina anerkannt wird. Geschieht dies, so darf man die nach der Vertreibung der Donauschwaben zu beobachtende teilweise Balkanisierung des Raumes nicht durch neue massive Flüchtlingsansiedlungen weiter verstärken. Franz Hutterer