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06.01.01 "Ich muß fühlen, was ich spiele"

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Januar 2001


"Ich muß fühlen, was ich spiele"
Die beliebte Schauspielerin Maria Schell wurde 75 Jahre alt

Sie war das "Seelchen der Nation" und konnte so eindrucksvoll weinen, wie keine zuvor. Maria Schell, der Star des deutschen Nachkriegsfilms, wurde am 5. Januar 75 Jahre alt.

Maria Schell wurde 1926 in Wien geboren. Obwohl es künstlerisch still um die Mimin geworden ist, kann man mit Fug und Recht sagen, daß sie ein Weltstar ist. Ihre Leinwandkarriere begann 1942 mit dem Streifen "Der Steinbruch" an der Seite von Heinrich Gretler und unter der Regie von Sigfrid Steiner. In diesem Film wirkte auch ihre Mutter Margarete Noé von Nordberg mit. In den 50er Jahren avancierte sie dann als Partnerin von Dieter Borsche und O. W. Fischer zum Kassenstar und markiert ein gutes Stück deutsche Filmgeschichte. Dann rief Hollywood.

Wieviel Fleiß, Disziplin und unerschütterliches Selbstbewußtsein zu einer solch steilen Karriere gehört, wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, wieviel deutsche Akteure an der harten Filmmühle Hollywoods scheiterten. Man mag dabei dem einen oder anderen zugute halten, daß er sich im amerikanischen Milieu persönlich nicht akklimatisieren und sich womöglich als zu europäischer Typ nicht durchzusetzen vermochte. Doch die meisten scheiterten einfach daran, daß sie nicht in der Lage waren, sich auf die harte und peinlich genau disponierte Filmarbeit in Hollywood einzustellen. Maria Schell ist diese unumgängliche Anpassung gelungen; allein schon physisch eine unerhörte Leistung.

Daß man sie in Hollywood – neben so prominenten Stars wie Yul Brynner, Gary Cooper und Glenn Ford – in großen Rollen präsentierte, kam nicht von ungefähr. Der frauliche, weiche und emotionale Typ Maria Schells war in Hollywood rar geworden. Es gibt zwar noch andere Schauspielerinnen dieser Altersgruppe, wie Leslie Caron, Jennifer Jones, Jean Simmons, aber die Fraulichkeit der Schell war unvergleichlich wärmer, elementarer und schlichter. Das gab ihren Frauenfiguren die Tiefe des Gefühls und die ruhige, natürliche, schlichte Heiterkeit und Besonnenheit. "Ich muß fühlen, was ich spiele", hat sie einmal gesagt.

Auch die Ateliers von England, Italien und Frankreich waren der siebenfachen "Bambi"-Siegerin nicht fremd. Die Schauspielerin wurde 1954 in Cannes für ihre Darstellung in Käutners Film "Die letzte Brücke" und 1956 auf der Biennale in Venedig für die Titelrolle in René Cléments "Gervaise" ausgezeichnet. 1974 erhielt die Darstellerin das Bundesverdienstkreuz, drei Jahre später das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Sie ist von den Regisseuren Horst Hächler (ein Sohn) und Veit Relin geschieden. Tochter Marie-Therese Relin wurde ebenfalls Schauspielerin.

Als "Mutter Behringer" brillierte sie in der 52-Folgen-Serie "Die glückliche Familie" auf dem Bildschirm. Eine ihrer letzten TV-Rollen übernahm Maria Schell in dem Tatort "Heilig Blut" (1995). Nicht nur in Berlin zeigte sie jeden Abend auf der Bühne, daß sie auch klassische Rollen beherrschte ("Königin von England").

Vor zehn Jahren bangte man um das Leben dieser profilierten Schauspielerin. Sie unternahm einen Selbstmordversuch mit einer Überdosis Schlaftabletten, wurde gerettet. Die näheren Umstände sind nebulös geblieben. Wie ihr Bruder, der Schauspieler Maximilian Schell verlauten ließ, möchte er das Leben von Maria Schell verfilmen. kai-press