28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
13.01.01 Das Kosovo-Syndrom und seine Spätschäden

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 13. Januar 2001


Folgen durch Verbündeten?
Das Kosovo-Syndrom und seine Spätschäden
(Gen.-Major a. D. Gerd H. Kommossa)

Nach Auffassung von hohen Militärs und wissenschaftlichen Experten dürfte es Strahlungsschäden, hervorgerufen durch den Einsatz amerikanischer Spezialmunition auf dem Balkan, nicht geben. Nun sind aber in letzter Zeit mehrere Soldaten verschiedener Nationen, die im Kosovo oder in Bosnien eingesetzt waren, an Leukämie erkrankt. Die Frage ist gestellt, ob diese Schädigungen eine Folge der Berührung mit amerikanischer Munition sein können. Im Verteidigungsministerium wird beraten, geprüft, überlegt, doch einen Anlaß, alle Bundeswehrsoldaten, die auf dem Balkan eingesetzt waren, auf mögliche Gesundheitsschäden zu untersuchen, sieht Minister Scharping noch nicht. Fakten wolle er zuerst sehen, meint der Minister. Man mag sich in Berlin nicht vorstellen, daß deutsche Soldaten nicht durch Waffenwirkung feindlicher Verbände, sondern durch Munition des Hauptverbündeten zu Schaden kommen.

Seit Jahren ist bekannt, daß die US-Streitkräfte mit "Uran-gehärteter" Munition ausgestattet sind und diese bereits im Golf-Krieg 1991 eingesetzt hatten. Schon damals wurde vermutet, daß mehrere US-Soldaten durch den Umgang mit dieser Munition an Leukämie erkrankt waren. Alarmiert wurde die Öffentlichkeit nunmehr, als sich vor allem in Italien, aber auch in Frankreich, Belgien, Portugal und den Niederlanden die Verdachtsfälle häuften. Da diese Art von Munition, deren Kern aus "abgereichertem" Uran besteht, als konventionelle Munition gilt, gab es bei den NATO-Staaten keinen Grund zum Mißtrauen hinsichtlich des Einsatzes. Dieser erfolgte aus dem zur Panzerbekämpfung eingesetzten Kampfflugzeug A 10, vom dem nach US-Darstellung mehr als 31 000 "Uran-Geschosse" auf serbische Ziele abgefeuert wurden.

Der besondere Vorteil dieser "Hartkern-Munition" gegenüber der konventionellen Artillerie- oder Panzerabwehrmunition liegt darin, daß durch das "abgereicherte Uran" das Geschoß eine bisher nicht bekannte Hitze beim Aufprall auf das Ziel entwickelt und jede bekannte Panzerplatte durchschlägt. Eigens für diese Munition wurden Bordkanonen konstruiert, die in der Lage sind, mit ungeheuerer Feuergeschwindigkeit jeden Kampfpanzer zu zerschlagen. Hinzu kommt der logistische Vorteil eines relativ geringen Gewichts und Kalibers. Allerdings wird die Treffergenauigkeit nicht durch den Uran-Kern bestimmt, sondern durch die Kunst des Schützen und dessen starke Nerven. Diese Munition ist um ein Vielfaches wirksamer als die bisher bekannten und in der Bundeswehr eingesetzten Geschosse nach dem Hohlladungs-Prinzip, die erstmals durch die Deutsche Wehrmacht mit Erfolg gegen den sowjetischen Kampfpanzer T 34 im Rußlandfeldzug eingesetzt wurden.

Im Kosovo-Krieg haben viele dieser Urankerngeschosse ihr Ziel verfehlt und liegen immer noch im Gelände herum. Wenn von diesen Geschossen eine Strahlung ausgeht, wie nun vermutet wird, dann allerdings ist die Lage ernst. Spätschäden können mit Verzögerung von mehr als fünf Jahren auftreten. Bundesverteidigungsminister Scharping muß sicherstellen, daß Depots der amerikanischen Streitkräfte in Deutschland diese Munition auf deutschen Übungsplätzen nicht nutzen.