20.04.2024

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13.01.01 Hinterpommersche Geschichte und das Lebenswerk eines Ostpreußen

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 13. Januar 2001


Universität Greifswald:
Aktien für Ostdeutschland
Hinterpommersche Geschichte und das Lebenswerk eines Ostpreußen

Auch demjenigen, der sich wissenschaftlich mit den einstigen ostdeutschen Territorien jenseits von Oder und Neiße beschäftigt, bietet die Ernst-Moritz-Arndt-Universität viele Möglichkeiten.

Da eine umfassende Darstellung den Rahmen eines Zeitungsartikels sprengen würde, seien zwei Betätigungsfelder herausgegriffen. Eines betrifft Hinterpommern, das andere bezieht sich auf den Ostpreußen Johannes Bretke (1536-1602), der sich große Verdienste um die kulturgeschichtliche Entwicklung Litauens erworben hat.

Die Beschäftigung mit Hinterpommern ist im vorpommerschen Greifswald im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend, dennoch ist die dortige deutsche Vergangenheit in der DDR bekanntlich tabuisiert worden, und der Wiedererwerb verlorengegangenen Wissens und Interesses ist nach wie vor mühsam. Im öffentlichen Sprachgebrauch werden in den neuen Bundesländern für Hinterpommern, Schlesien, Ostpreußen usw. hartnäckig die polnischen Ortsbezeichnungen gewählt, während diese Unsitte in Westdeutschland zunehmend seltener vorkommt.

Dem heute in Münster lebenden Pommer Fritz Baatz ist die Erforschung der Geschichte Hinterpommerns nicht nur eine akademische, sondern vor allem auch eine Herzensangelegenheit. Um in Greifswald auf diesem Gebiet raschere Fortschritte zu ermöglichen, stiftete er ein Aktienpaket zur Gründung der von der Universität treuhänderisch verwalteten "Greifenberg-Stiftung" am 5. Juni 2000.

Greifenberg ist ein landeinwärts zwischen Cammin und Kolberg gelegenes Städtchen, in dem Baatz 1922 zur Welt kam und das er seit 1991 regelmäßig besucht. Die Zinsen aus dem Stiftungskapital sollen seinem Willen entsprechend Forschungen über die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg und die Vertreibung der deutschen Bevölkerung fördern sowie außerdem Studien über den heutigen Zustand des deutschen Kulturgutes und das Verhältnis der zugezogenen Polen zu den verbliebenen Deutschen. Ein Schwerpunkt der Arbeiten ist dem Kreis Greifenberg zugedacht.

An den Ostpreußen Johannes Bretke erinnert eine in diesem Jahr beginnende und 2002 – zum 400. Todestages des Pastors und Gelehrten – ihren Höhepunkt erreichende deutsch-litauische Veranstaltungsreihe. Vor allem geht es um Bretkes Lebenswerk: die zwischen 1597 und 1602 in Labiau und Königsberg zäh erarbeitete erste Übersetzung der (Luther-) Bibel in die litauische Sprache überhaupt.

Nach neuestem Kenntnisstand ediert wird die heute in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin gelagerte Übersetzung von den Professoren Fritz Scholz aus Münster und Jochen Dieter Range, dem Direktor des Greifswalder Institus für Baltistik. Dort wird derzeit auch eine Bretke-Konferenz mit philologischer und theologischer Ausrichtung vorbereitet. Darüber hinaus ist eine geschichtliche Tagung zu Bretke in Berlin geplant, organisiert von der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung.

Glanzpunkt des Jubiläums dürfte eine in Greifswald konzipierte Wilnaer Ausstellung unter dem Titel "Johannes Bretke und seine Zeit" sein, bei der auch die Original-Bibel-Übersetzung zu sehen ist. (MS)